Gladbachs Robin Hack:Startschuss nach sechs Jahren

Lesezeit: 3 min

Abgebrüht abgeschlossen: Robin Hack bei seinem ersten Treffer für Gladbach. (Foto: Frederic Scheidemann/Getty Images)

Sein erstes Bundesliga-Tor bereitete noch Sandro Wagner vor: Gladbachs Robin Hack hat viel Anlaufzeit gebraucht - nun zeigt der Flügelstürmer, wie effektiv er wirbeln kann.

Von Ulrich Hartmann

So schnell war in dieser Bundesligasaison noch kein Torschütze gewesen. Das 1:0 hatte Robin Hack nach 21 Sekunden geschossen und das 2:0 nach 19 Minuten. Trotzdem sagte Borussia Mönchengladbachs Flügelstürmer nach seinen Blitztreffern beim 3:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart am Sonntagabend: "Auf diese Tore habe ich lange warten müssen." Und er hatte recht.

Am 1. Oktober 2017 hatte Hack, damals gerade 19 Jahre alt, sein erstes Bundesligaspiel bestritten, für die TSG Hoffenheim. Nach 14 Minuten gelang ihm seinerzeit der 1:0-Führungstreffer in einem Gastspiel beim SC Freiburg, das am Ende 2:3 verloren ging. Sein Trainer damals: Julian Nagelsmann. Sein Torvorbereiter damals: Sandro Wagner. Die beiden sind heute Bundestrainer und Bundesassistenztrainer.

Nach seinem Gladbacher Doppelpack am Sonntag im Borussia-Park, in dem auch der DFB-Direktor Rudi Völler zu Gast war, wurde Hack von den Reportern trotzdem nicht gefragt, ob er sich inzwischen Chancen auf eine EM-Teilnahme ausrechnet. Das wäre des Guten zu viel gewesen. Schließlich hatte er sechs Jahre, drei Monate und 13 Tage auf sein zweites Bundesligator warten müssen. Aufs Dritte dann freilich nur 18 Minuten.

Newsletter abonnieren
:Morgen im Stadion

Der besondere Blick der SZ-Sportredaktion auf den Bundesligaspieltag, jeden Freitag als Newsletter. Kostenlos anmelden.

Robin Hack, 25, gebürtig aus Pforzheim, ausgebildet in Hoffenheim, anschließend beim 1. FC Nürnberg und mit Arminia Bielefeld zuletzt zweimal nacheinander abgestiegen von der Bundesliga in die zweite und direkt weiter in die dritte Liga, spielt seit dem Sommer für Gladbach. Wer sich im Sommer gefragt hat, ob die Borussia einen Spieler benötigt, der mit Bielefeld in die dritte Liga abgestiegen ist, der suchte mehrere Wochen lang vergeblich nach vernünftigen Antworten.

Hack spielte wenig und wenig effektiv. Sein Zug in den Strafraum war ebenso verbesserungswürdig wie seine Rückwärtsbewegung. Er schien die Gladbacher in ihrem großen Umbruch nicht weiterzubringen. "Ich wusste bei dem Wechsel, dass es nicht einfach wird", sagte Hack am Sonntagabend. "Ich kam ja von einem Zweitliga-Absteiger!" Doch er sei geduldig geblieben, habe hart an sich gearbeitet und immer den Kopf oben behalten. "Und jetzt bin ich dafür belohnt worden."

Der Treffer zum 1:0 war in jeder Hinsicht ein Traumtor

Beim 2:2 gegen Werder Bremen Mitte Dezember hatte Hack bereits beide Gladbacher Treffer durch Rocco Reitz vorbereitet; damals blieb seinem Team trotz zwischenzeitlicher 2:1-Führung der Sieg versagt. Überhaupt, mit Führungen sind die Borussen in dieser Saison bislang umgegangen wie Kinder mit Bargeld im Süßwareneinzelhandel: unvernünftig großzügig.

17 Punkte hat Gladbach schon verspielt nach Führungen, und nachdem Josha Vagnoman am Sonntag in der 55. Minute für Stuttgart auf 1:2 verkürzt hatte, schien Gladbach ein weiteres Mal in höchster Gefahr zu schweben, einen Vorsprung nicht ins Ziel zu retten. Doch der VfB kann in dieser Saison, wenn er ohne Serhou Guirassy spielt, bislang nicht gewinnen. Der VfB hat zwar auch mit Guirassy zweimal verloren, er zog aber auch in allen drei Bundesligaspielen, in denen der 17-malige Torschütze gefehlt hat, als Verlierer von dannen. Und nun ist Guirassy für Guinea erst mal beim Afrika-Cup.

Die Stuttgarter schafften den Ausgleich in Gladbach dann jedenfalls nicht mehr, stattdessen erzielte Jordan Siebatcheu für die Borussia in der Nachspielzeit den Treffer zum 3:1-Endstand. Spieler des Tages war natürlich Robin Hack, der Lob bekam vom Trainer Gerardo Seoane, bei dem aber auch herauszuhören war, dass er Hacks Durchbruch herbeigesehnt hatte. "Ja, er hat ein bisschen Anlaufzeit gebraucht", sagte Seoane und verriet, was ihm in den ersten Wochen bei Hack noch gefehlt hatte: "Am Anfang war er nicht so diszipliniert beim Verteidigen, und manchmal vermisst man bei ihm die Zielstrebigkeit Richtung Tor." Letztere hat er gegen Stuttgart eindrucksvoll demonstriert. Kurz vor Schluss gelang ihm fast sogar noch sein dritter Treffer.

Jener zum 1:0 war in jeder Hinsicht ein Traumtor: die Steilvorlage von Rocco Reitz, Hacks Timing, seine Ballannahme mit einem Ausfallschritt links und dem Abschluss aus spitzem Winkel mit rechts. Dadurch war der Borussia-Park, in dem die Flocken wirbelten wie in einer Schneekugel, sofort auf Betriebstemperatur. "Ich hoffe, das war jetzt mein Startschuss", sagte Hack nach dem Spiel. Der Bundestrainer Nagelsmann, und sei es nur als vormaliger Förderer, hat seinen Doppelpack gewiss wohlwollend zur Kenntnis genommen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungTabellenführer Leverkusen
:Bayer-Dusel statt Bayern-Dusel

Leverkusen gewinnt inzwischen Spiele, wie sie sonst nur der FC Bayern gewinnt. Aber reicht das, um am Saisonende beim Deutschen Marken- und Patentamt vorzusprechen?

Kommentar von Philipp Selldorf

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: