Wimbledon-Viertelfinale:Sieg über die Nummer eins

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"Mehr Freiheit, mehr Power": Elina Switolina auf dem Weg ins Halbfinale. (Foto: Kirsty Wigglesworth/dpa)

Die Ukrainerin Elina Switolina schlägt ihre Freundin Iga Swiatek und steht wenige Monate nach der Rückkehr auf die Tennistour im Wimbledon-Halbfinale. Auch Novak Djokovic ist weiter und duelliert sich nun mit Jannik Sinner.

Von Barbara Klimke, London

Eine kurze, innige Umarmung am Netz, dann packte Iga Swiatek ihre Tasche und verschwand mit schnellen Schritten vom Centre Court. Auf den millimeterkurz geschorenen Halmen von Wimbledon ist sie wieder nicht richtig in Tritt gekommen. Diesmal endete ihr Feldversuch im Viertelfinale, damit ist sie zwar eine Runde weiter als im vergangenen Jahr. Aber was das Rasentennis betrifft, befindet sich die Weltranglistenerste aus Polen noch immer in der Experimentierphase. Zu den vier Grand-Slam-Pokalen, die sie im Alter von 22 Jahren schon hat einsammeln können, drei auf dem roten Sand von Paris (2020, 2022, 2023), einen auf dem Hartplatz von Flushing Meadows (2022), wird diesen Sommer keine große Silberschale dazukommen.

Am Dienstag hat sie gegen die sechs Jahre ältere Elina Switolina aus der Ukraine verloren, 5:7, 7:6 (5), 2:6, und was von diesem emotionalen Match gegen die befreundete Rivalin am ehesten im Erinnerung bleiben dürfte, ist eine für Swiatek ungewöhnlich hohe Fehlerquote von 39 ohne Not verschlagenen Bällen. Selbstverständlich sei sie enttäuscht, sagte Swiatek. Aber sie müsse auch anerkennen, dass ihre Freundin Switolina mit "mehr Freiheit, mehr Power und größerer Schnelligkeit" agierte. Sie hatten sich erst einmal duelliert, 2021 in Rom, vor Switolinas Schwangerschaft: "Und ich kann mich nicht erinnern", sagte Swiatek, "dass sie damals so gekonnt den Rhythmus änderte."

Die frühere Nummer drei der Welt ist seit Oktober Mutter einer kleinen Tochter

Auch die frühere Weltklassespielerin Chris Evert, die das Match für das amerikanische Fernsehen kommentierte, staunte über Switolinas "Wandlung von einer Konterspielerin in eine Angreiferin", die aggressiv die Initiative ergreift. Und so geht die erstaunliche Reise Switolinas weiter. Die frühere Nummer drei der Welt, die seit Oktober Mutter einer kleinen Tochter ist, kehrte erst im April auf die Tennistour zurück. Auf Anhieb gewann sie im Mai das Straßburger WTA-Turnier. Bei den French Open in Paris schlug sie sich bis ins Viertelfinale vor. Jetzt steht sie im Halbfinale von Wimbledon und hat innerhalb von anderthalb Wochen in ihren fünf Matches vier frühere Grand-Slam-Siegerinnen aus dem Turnier gekegelt: Venus Williams (USA), Sofia Kenin (USA), Wiktoria Asarenka (Belarus) und nun Swiatek.

Im Halbfinale trifft sie nun auf die 24-jährige Tschechin Marketa Vondrousova, die sich überraschend 6:4, 2:6, 6:4 gegen Jessica Pegula aus den USA durchsetzte. Im letzten Satz startete Vondrousova eine furiose Aufholjagd und machte nacheinander fünf Punkte gut. In ihrer Karriere kam sie bei Grand-Slam-Turnieren noch niemals so weit.

Bei den Männern erreichte Jannik Sinner aus Italien als Erster das Halbfinale durch ein 6:4, 3:6, 6:2, 6:2 über den Russen Roman Safiullin. Im Alter von 21 Jahren ist er nun der Jüngste unter den letzten Vier von Wimbledon seit 2007. Zumindest für einen Abend, wie er selbst lächelnd ergänzte: Denn der Däne Holger Rune und der spanische Weltranglistenerste Carlos Alcaraz, beide 20, duellieren sich am Mittwoch um einen Platz im Halbfinale.

Sinner fordert nun den 23-maligen Grand-Slam-Gewinner Novak Djokovic heraus, der im Viertelfinale nur im ersten Satz große Mühe mit dem Russen Andrej Rublew hatte (4:6, 6:1, 6:4, 6:3). Es war sein 101. Sieg bei dem Rasenklassiker, und dass er weiterhin der Gejagte ist, treibt ihn an. "Jeder Tennisspieler will in der Position sein, dass ihn die anderen auf dem Platz schlagen wollen", sagt er. "Ich liebe es."

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