Union Berlin:Geraune an der Alten Försterei

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Kein Witz? Ins System der Berliner würde der Schienenspieler Robin Gosens jedenfalls wunderbar passen (Foto: Jürgen Kessler/dpa)

Wechselt Nationalspieler Robin Gosens zu Union? Alleine die Spekulationen um eine Verpflichtung des 28-Jährigen verdeutlichen, dass die Berliner mit dem Einzug in die Champions League in neuen Dimensionen angekommen sind.

"Robin Gosens, Fußball-Gott"? Die Standardbegrüßung der Fans für alle Spieler des 1. FC Union Berlin könnte in der kommenden Saison auch für den deutschen Nationalspieler durch das Stadion An der Alten Försterei schallen. Alleine die Spekulationen um eine Verpflichtung des 28-Jährigen verdeutlichen, dass der Emporkömmling der Bundesliga mit dem Einzug in die Champions League in neuen Dimensionen angekommen ist. Doch würde ein Transfer des linken Schienenspielers von Inter Mailand für die Eisernen auch sinnvoll sein?

Gosens gilt mit seiner ungewöhnlichen Karriere und dem Malocher-Image als Gegenentwurf zu den angepassten Profis seiner Generation. Damit würde der Rheinländer gut nach Berlin-Köpenick passen. Solche Spieler mögen sie dort. Einen Starkult pflegt Gosens - im Gegensatz zum einst bei Union auch sinnhaft integrierten Max Kruse - zudem nicht. Und dennoch wäre er angesichts von EM- und Champions-League-Erfahrung den meisten seiner Mitspieler in vielen Punkten voraus.

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3-3-2-2: Das ist das System mit dem Trainer Urs Fischer die Bundesliga-Konkurrenz düpiert und entnervt. Als linker Außenspieler passt Gosens exakt in diese Formation. Auf seiner Seite haben die Berliner derzeit nur Jérôme Roussillon. Niko Gießelmann verließ den Verein, Tymoteusz Puchacz wurde an den 1. FC Kaiserslautern verliehen. Für die rechte Seite gelang Manager Oliver Ruhnert in Josip Juranovic schon im Winter ein Transfercoup.

Die Reihe Juranovic, Rani Khedira, Gosens hätte international taugliches Format. Und der Nationalspieler bekäme in der EM-Saison vor den Augen von Bundestrainer Hansi Flick viel mehr Spielpraxis als bei Inter. Dort kam er in der abgelaufenen Saison in der Meisterschaft auf elf Spiele von Beginn an, 21 Mal wurde er - wie auch im Champions-League-Finale gegen Manchester City (0:1) eingewechselt.

Und wie soll ihn Union bezahlen? "Wir sind keen Verein; Wo die Euros when; Die richtje dicke Kohle; Hat hier nie eener jesehn". So heißt es in einem Fan-Lied im feinsten Berliner Dialekt. Sie muss wohl demnächst umgedichtet werden. 15 bis 20 Millionen soll Gosens kosten, schreibt das Fachmagazin Kicker. Das wäre für Union eine Rekordsumme. Und sie würde das kultivierte Image des chronischen Underdogs endgültig ad absurdum führen.

Vom Fußballkommerz können sich die Berliner längst nicht mehr freisprechen. Ob Ruhnert aber das komplette Startgeld für die Gruppenphase der Königsklasse in einen Spieler investieren würde, ist eine entscheidende Frage. Mit günstigeren Leihgeschäften sind sie bei Union schon häufiger gut gefahren.

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