Laatzen:Überladen oder nicht? ADAC wiegt in Laatzen Wohnmobile

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Campingurlaub auch in Niedersachsen ist angesagt, Wohnmobile werden den Herstellern aus der Hand gerissen, immer mehr Menschen bauen Camper selber aus - aber...

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Laatzen (dpa/lni) - Campingurlaub auch in Niedersachsen ist angesagt, Wohnmobile werden den Herstellern aus der Hand gerissen, immer mehr Menschen bauen Camper selber aus - aber viele wissen nicht, wie viel sie in ihren Wagen einpacken dürfen. Etwa 30 Prozent seien überladen, sagte der ADAC-Kraftfahrzeugsachverständige Norbert Burgdorf der Deutschen Presse-Agentur. Schon wer das zulässige Gesamtgewicht ausreize, müsse schlechtere Fahreigenschaften hinnehmen. Bei Überladung verschlechterten sich diese drastisch, auch der Bremsweg werde länger.

Um solche Probleme zu vermeiden, hatte der ADAC am Sonntag eine Wiegeaktion für Wohnmobile und Wohnanhänger in Laatzen angeboten. „Das Interesse war sehr groß, mehr als 80 Fahrzeuge sind zum Wiegen gekommen“, sagte Burgdorf. Auch viele Wohnwagenbesitzer hätten das Angebot genutzt. Rund 30 Prozent der Fahrzeuge seien laut Burgdorf an der kritischen Grenze gewesen.

Mit einem ebensolchen Andrang hatte Burgdorf bereits gerechnet. In der Corona-Pandemie habe sich der Trend zum Camping vor allem mit dem Wohnmobil erneut verstärkt, daher seien viele Anfänger und Neulinge unterwegs.

Nach Angaben des Landesamts für Statistik in Hannover stieg die Zahl der Wohnmobile in Niedersachsen - wie in allen Ländern Deutschlands - im vergangenen Jahr deutlich. Der Bestand an Wohnmobilen in Niedersachsen legte nach Zahlen des Kraftfahrtbundesamts zum Stichtag 1. Januar 2021 auf 78 516 zu - ein Plus von fast 10 000 Fahrzeugen oder 14,5 Prozent. Bundesweit wuchs der Bestand ebenfalls um 14,5 Prozent auf 674 697 Wohnmobile.

Burgdorf erklärte, die Camper und Anhänger würden auf einer „Vier-Platten-Waage“ gewogen, die einzelne Radlasten, die Achslast und das Gesamtgewicht messen könne. Das Problem: Bei Wohnanhängern werde nie das Leergewicht angegeben, sondern nur das zulässige Gesamtgewicht - Caravans seien daher schnell überladen.

Vor einem Jahr habe eine ADAC-Untersuchung an gängigen Wohnmobilen ergeben, dass bei einer vierköpfigen Familie samt Gepäck bei mehreren Modellen kaum Zuladung möglich war - teils hätten sich „Negativlasten“ ergeben, sagte er. Das bedeutet: Um das zulässige Gesamtgewicht einzuhalten, musste das Gewicht verringert werden.

Was viele Menschen nicht wissen: Wer eine Markise an seinem Wohnmobil anbringe, handele sich 80 Kilogramm mehr Gewicht ein, erklärte Burgdorf. Auch eine Photovoltaikanlage bedeute Mehrgewicht. Bei der Wiegeaktion im vergangenen Jahr habe ein Wohnmobil „frisch vom Händler“, besetzt mit zwei Personen, gerade noch 50 Kilogramm Zuladung gehabt. In einem extremen Fall habe ein Zugfahrzeug 50 Kilogramm an zulässiger Stützlast auf der Kupplung erlaubt, der Wohnanhänger 100 Kilogramm - die wahre Stützlast aber lag bei 150 Kilogramm.

Deutschland sei vergleichsweise moderat, sagte Burgdorf mit Blick auf mögliche Bußgelder. Erst ab zehn Prozent Überladung drohten Strafen. Anders im Ausland: In Österreich beispielsweise könnten Bußgelder bis zu 5000 Euro verhängt und Fahrzeuge ab zwei Prozent Überladung stillgelegt werden. Und wer sein Wohnmobil überlädt, hat möglicherweise noch ein Problem: Denn wer den Führerschein nach 1999 gemacht hat, darf nur Fahrzeuge bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen fahren.

© dpa-infocom, dpa:210529-99-784871/3

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