Golf:Der In-N-Out-Woods

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Tiger Woods beim Turnier im Riviera Country Club in Pacific Palisades, Kalifornien. (Foto: Ronald Martinez/Getty Images via AFP)

Eine wilde Woche in Los Angeles erzählt vom neuen Gesicht des Tiger Woods - und davon, dass er immer noch einen unschätzbaren Wert für den Golfsport hat.

Von Felix Haselsteiner

Es war eine ereignisreiche Woche im Leben des Tiger Woods. Sie endete mit einem Beitrag auf X. Er sprach Glückwünsche an den Sieger Hideki Matsuyama beim Genesis Invitational in Los Angeles aus, für das Woods höchstselbst die Einladungen ausgesprochen hatte. Dazu schrieb er: "Ich habe den ganzen Tag lang zugeschaut."

Ein wenig wie ein Vater klang das, der am Sonntag nicht mit seinen Kindern im Garten spielen kann, aber vom Balkon aus zuschaut und immer mal wieder applaudiert. Eine immer noch ungewohnte Rolle, aber eben eine, an die man sich im Golfsport langsam, aber sicher gewöhnt: Dieser Woods - das zeigte sich einmal mehr in aller Deutlichkeit - ist nicht mehr der sportliche Maßstab, der einsame Anführer, das unerreichbare Vorbild. Sondern eine Eminenz, um die man sich manchmal ein wenig sorgt.

Tiger Woods war offiziell krank - und musste aufgeben. (Foto: Ryan Sun/AP)

Am Freitagmorgen hatte er nach zwei gespielten Löchern aufgeben müssen, zum dritten Mal im siebten Turnier seit Februar 2021. Offiziell war eine "Erkrankung" schuld - das hinderte das Internet allerdings nicht daran, besorgt in alle Richtungen zu spekulieren: Handelte es sich erneut um eine Problematik an seinem lädierten rechten Bein, das bei seinem Autounfall vor inzwischen drei Jahren fast komplett zerstört worden war? War Woods ernsthafter erkrankt? Oder hatte er eine Lebensmittelvergiftung? Eigentlich ausgeschlossen: Woods hatte am Tag zuvor noch öffentlichkeitswirksam einen Burger auf dem Turniergelände "ohne Gürkchen" bestellt, bei der berühmtesten aller Westküsten-Fastfood-Ketten: War tatsächlich "In-N-Out" verantwortlich für Woods' In-N-Out?

Wie eine heilige Figur behandelt ihn das Golfpublikum

Am Abend meldete sich der 48-Jährige bei X mit einer Nachricht zu Wort: Es sei eine Influenza, die ihn zum vorzeitigen Ende gezwungen habe: "Ich ruhe mich aus und fühle mich schon besser." Die Nation war beruhigt, die Marketingabteilung der Burgerkette ebenfalls - und eine Erkenntnis hatte man auch wieder gewinnen können: Woods muss sowieso gar nicht mehr spielen, er muss nur kurz erscheinen.

Wie eine heilige Figur behandelt ihn das Golfpublikum, zu Tausenden folgen ihm Menschen über jeden Platz, wenn er mitspielen kann. Rekordverdächtig viele Zuschauer setzen sich dann bereits an einem Donnerstag oder Freitag auch auf ihre Sofas, um ihm zuzusehen - was einen nachhaltigen Abstrahleffekt auf den Rest eines Turniers hat: Sie bleiben dort nämlich auch am Sonntag noch sitzen, wenn Woods selbst schon auf seinem Sofa Platz genommen hat.

Auch deshalb sehen die Spieler Woods weiter als ihren Anführer, als einen Mentor, manche - wie sein Freund Justin Thomas, der amerikanische Profikollege - dürfen ihn sogar als älteren Bruder bezeichnen. Viele von ihnen erzählten zuletzt in einem Video, was für eine besondere Ehre es sei, von ihm eine SMS zu bekommen, mit Ratschlägen, Glückwünschen oder Kritik.

Woods lenkt seinen Sport in neue Bahnen, engagiert sich aktivistisch im Duell der PGA Tour mit der saudi-arabischen LIV Tour, plant eine eigene Golf-Turnierserie, baut eigene Plätze und stellte nebenbei in seiner intensiven Woche, die mit einer Influenza endete, auch noch seine eigene Modelinie vor. Von seinem langjährigen Partner Nike hatte er sich vor einigen Wochen offiziell getrennt, nun trägt Woods seine neue Eigenmarke, das Logo ist ein stilisierter Tiger. Am Donnerstag konnte man ihn erstmals in einem seiner neuen Shirts auf dem Platz sehen - es gibt allerdings auch gemütliche Hoodie-Pullover zu kaufen. Die tragen sich bekanntlich auch auf dem Sofa gut.

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