Golf:Aus Oberwaltersdorf nach Augusta

Lesezeit: 3 min

Letzte Schläge im Sturzregen: Sepp Straka in Palm Beach. (Foto: Sam Navarro/USA Today)

Der 28-jährige Sepp Straka gewinnt als erster Österreicher ein Turnier auf der PGA Tour. Zur Belohnung darf er nun im April beim Masters antreten.

Von Felix Haselsteiner, Palm Beach Gardens/München

Zur Dramatik kam dann noch der Regen hinzu, gerade als Sepp Straka den vielleicht wichtigsten Golfschlag seiner Karriere spielen wollte. Monsunartig brach es aus den Wolken über Palm Beach hervor, es war ein Schauer, wie er häufiger im tropischen Florida vorkommt, aber diesmal ging es um die Entscheidung bei einem Golfturnier. Mehrmals wischte Straka den Griff seines Schlägers ab, dann trat er an den Ball und schickte ihn los in Richtung des 18. Grüns des PGA National Champion Kurses. Er hätte ihn kaum besser spielen können. Zwei Putts später war Straka glücklicher, durchnässter Sieger eines Turniers auf der PGA Tour, die Konkurrenten Shane Lowry und Daniel Berger konnten dem nichts mehr entgegensetzen. Straka ist nun der erste Österreicher, dem ein Sieg auf der elitären US-Tour gelungen ist, der erste deutschsprachige Spieler seit Martin Kaymer 2014, der damals die US Open gewann.

"Es ist verrückt", sagte Straka eine halbe Stunde später auf der Pressekonferenz. Er hatte sich ein trockenes T-Shirt organisiert, das Grinsen auf den Lippen verriet, dass für ihn allein schon der Fakt, dass er eine echte Pressekonferenz gab, aufregend war - normalerweise kommen unbekannte, ausländische Spieler wie er ohne den ganzen Medienrummel aus: "Ich bin sicher, das wird mir irgendwann alles bewusst werden, aber jetzt... Es ist einfach verrückt."

Golf
:Mickelson irritiert wieder

US-Golfprofi entschuldigt sich für harsche Äußerungen, mit denen er die umstrittene Saudi Golf League verteidigen wollte - doch die Aktion geht nach hinten los.

Von Gerald Kleffmann

Seit er 14 Jahre alt ist, lebt Straka in den USA, seine Familie zog damals nach Valdosta im Bundesstaat Georgia, dem Heimatort seiner Mutter. Straka sagt, er sei 50 Prozent Österreicher und 50 Prozent Amerikaner, man hört dem heute 28-Jährigen keinen Akzent an - wenn er nicht gerade von früher erzählt. Alles begann einst mit einem Trainingscamp im Golf Club Fontana in der Nähe von Wien, den genauen Ortsnamen, Oberwaltersdorf, muss Straka für die amerikanischen Journalisten noch einmal wiederholen, und spätestens da klang das Wienerische dann doch durch. Nach dem Jugendcamp verbrachten er und sein Zwillingsbruder Sam kaum noch Zeit auf dem Fußballplatz, erzählte Straka der SZ einmal, stattdessen lag der Fokus auf Golf, erst recht nach dem Umzug in die USA.

Ein Tour-Sieg garantiert einen Startplatz bei allen PGA-Turnieren der nächsten zwei Jahre

Wer in Georgia aufwächst und Golf spielt, hat im Wesentlichen drei Bezugspunkte: die Bulldogs, die Golf-Mannschaft der University of Georgia, eine der besten Golfakademien der USA; das Saisonfinale der PGA Tour, das jedes Jahr in der Bundeshauptstadt Atlanta stattfindet; und allen voran das Masters in Augusta, das Zentrum der traditionellen Golfwelt.

Ein Bulldog wurde Straka vor einigen Jahren und ist es bis heute, die Georgia-Absolventen - darunter Spieler wie Bubba Watson und Kevin Kisner - gelten als eine der besten Collegetruppen. Auch Jahre nach dem Abschluss sind die ehemaligen Teamkollegen auf der Tour eng verbunden: Keith Mitchell, ebenfalls ein Bulldog, wartete im strömenden Regen auf Straka und war der erste, der mit ihm gemeinsam jubelte. "Wir sind eine gute Gemeinschaft, wir feuern uns gegenseitig an, wir mieten jede Woche Häuser, wo wir gemeinsam wohnen und verbringen viel Zeit miteinander", sagte Straka nach dem Sieg, der ihm einen Eintrag in die Annalen seiner Universität beschert und ihn berechtigt, nun auch an die prestigeträchtigsten Orte seines Sports zu reisen.

Von nun an wird alles einfacher: Der Pokal des PGA-Turniers als Türöffner für Sepp Straka. (Foto: Marta Lavandier/AP)

Denn ein Tour-Sieg ist nicht nur rund 1,4 Millionen US-Dollar Preisgeld wert, sondern garantiert auch einen Startplatz bei allen PGA-Turnieren der nächsten zwei Jahre, inklusive der Major-Turniere. Für jemanden wie Straka, der sich seinen Status sonst Wettkampf für Wettkampf hart erarbeiten muss, ist dies ein Erfolg, der seine Karriere von einem Tag auf den anderen komplett verändert - als handle es sich um die Eintrittskarte in eine andere Welt.

Straka wäre 2018 noch fast in die Versenkung der dritten US-Golfliga abgerutscht, damals rettete er sich im letzten Moment vor dem sportlichen Absturz, nur um im kommenden Jahr - ebenfalls als erster Österreicher - recht sensationell den Aufstieg auf die PGA Tour zu schaffen. Nun hat er mit dem Sieg sogar gute Chancen, unter die Top-30 des Jahres zu kommen, die es bis zum Saisonfinale nach Atlanta schaffen, wo die Tour noch einmal besonders große Boni ausbezahlt. Er wird deutlich bessere Sponsorenverträge bekommen und kann befreit seinen Sport ausüben, ohne den Druck, Woche für Woche Geld verdienen zu müssen.

Vor allem aber wird er im April zum Masters reisen. Dort auf den Grüns des Augusta National Golf Club zu spielen, sei immer schon sein Karriereziel gewesen: "Es ist einfach so surreal, dass ich dort jetzt hinfahre", sagte Straka, nun wieder in dem weichen Südstaaten-Slang, den sie genauso auch in Augusta sprechen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Golf
:Die Millionen der Saudi Golf League

Saudi-Arabien will eine millionenschwere Profiserie aufziehen und lockt mit obszön hohen Antrittsgeldern - Donald Trump mischt auch mit. Doch die Stimmung in der Branche ist gekippt.

Von Gerald Kleffmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: