PGA Tour:Märchen des Exoten

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Hat gut lachen: der Österreicher Sepp Straka hat sich für die kommende Saison der PGA Tour in den USA qualifiziert. (Foto: Mike Lawrie/AFP)

Martin Kaymer beneidet ihn: Der Österreicher Sepp Straka hat als einziger deutschsprachiger Golfer auf direktem Weg seine Startberechtigung auf der US-Tour behalten - und will weiterhin überraschen.

Von Felix Haselsteiner

Mit einem Blick auf die Skyline von New York beendete Sepp Straka seine erste Saison auf der PGA Tour in den USA. Er war gerade auf dem Weg zum 18. Grün des Liberty National Golf Clubs, von dem aus man einen der bemerkenswertesten Ausblicke im Golfsport hat, im abendlichen Licht erstrahlte die vielleicht bekannteste Wolkenkratzersammlung der Welt vor ihm. Der Platz vor der Freiheitsstatue ist in dieser Saison Austragungsort des ersten der drei Playoff-Turniere im FedEx-Cup, der mit dem wahnwitzig hohen Siegerscheck von 10 Millionen US-Dollar dotierten Finalerie auf der PGA Tour. Nur die besten 125 Spieler der regulären Saison schaffen es nach New York City, dieses elitäre Feld gilt als das Beste der Welt, es ist gespickt mit Major-Siegern, Golflegenden und den Führenden der Weltrangliste. Und nur einer von den Teilnehmern spricht Deutsch als Muttersprache.

Josef Straka, 26, den aber alle nur Sepp nennen, ist der einzige deutschsprachige Golfer, der es auf regulärem Weg geschafft hat, seine Startberechtigung auf der PGA Tour zu erhalten. Als 111. der Rangliste wird der Österreicher auch in der kommenden Saison auf der größten US-Tour spielen, ein Privileg, um das ihn die Deutschen Martin Kaymer, Stephan Jäger und Alex Cejka beneiden - alle drei können es nur noch über Umwege schaffen. Kaymer bewirbt sich gerade um eine Sonderstartberechtigung, Jäger wird versuchen, sich über die Qualifikationsserie wieder den ersehnten Status zu erarbeiten und Cejka, 48 Jahre alt, deutete an, eine Pause zu machen und dann möglicherweise zu den Senioren zu wechseln. Die New Yorker Skyline jedoch sahen alle drei nicht, das blieb dem Österreicher vorbehalten, der mit seinen Leistungen unter anderem daran arbeitet, in der nächsten Saison weniger oft auf die rot-weiß-rote Flagge in der Rangliste angesprochen zu werden.

"Meine amerikanischen Kollegen machen schon immer wieder Scherze", sagt Straka schmunzelnd: "Wenn ich gut spiele, fragen sie mich, was für eine bunte Flagge da neben meinem Namen steht." Mit dem Status als exotischer Ausländer hat sich der gebürtige Wiener bereits angefreundet, vor ihm schaffte es noch kein Österreicher, sich für die bedeutendste Golfturnierserie der Welt zu qualifizieren. Wobei Straka zugeben muss, dass vieles an ihm auch sehr amerikanisch ist, wenn man genau hinhört, kommt gar der amerikanische Akzent etwas stärker durch als der österreichische. Mit 14 Jahren zog die Familie aus Österreich nach Valdosta, eine Kleinstadt im Bundesstaat Georgia - was einerseits Strakas amerikanische Mutter freute, die damit näher an ihrer Familie wohnen konnte, andererseits aber vor allem die Karriereplanung der zwei jungen Strakas beeinflusste.

"Mein Zwillingsbruder Sam und ich haben mit elf Jahren in der Nähe von Wien mit Golf angefangen. Ich fand den Sport sofort sympathisch, ich musste mich ja weniger bewegen als beim Fußballspielen", sagt Sepp heute lachend über die Anfänge seiner Karriere: "Aber im Ernst: Wir haben uns jeden einzelnen Tag gegenseitig gepusht, immer gegeneinander gespielt. Anders wären wir wohl heute keine Profis." Die kompetitive Golfkultur in den Staaten gefiel den Brüdern, ihr Karriereweg führte beide an die University of Georgia, im Jahr 2016 schlossen sie dort ihr Studium ab. Dann trennten sich die Wege vorerst: Mittlerweile spielt Sam Straka auf der dritthöchsten Tour in den USA, abseits der großen Bühne und der großen Preisgelder. Auf jener Mini-Tour wäre auch Sepp vor einem Jahr beinahe gelandet.

"Es war auf einmal ein anderes Leben", sagt Straka

"Ich hatte 2018 eine ganz schlechte Saison auf der Web.com-Tour (zweitklassige Tour, Anm. d. Red.) und habe dort fast die Qualifikation verpasst", erzählt Straka. Dann jedoch folgte aus dem Nichts ein Turniersieg und starke Ergebnisse bei den Finalturnieren, die alles veränderten - urplötzlich fand sich Straka mit einer Startberechtigung für die PGA Tour wieder, ein fast schon märchenhafter Aufstieg innerhalb weniger Wochen. "Es war auf einmal ein anderes Leben", sagt Straka: "Auf der PGA Tour ist alles zehnmal so groß, Zuschauertribünen, Medienaufmerksamkeit und natürlich auch die Preisgelder." Straka startete in seine Saison als Neuling mit durchwachsenen Ergebnissen im Herbst 2018, erst im Februar dieses Jahres hatte er mit einem geteilten 13. Platz beim Farmers Insurance Open seinen ersten wirklich guten Auftritt - und hätte sich beinahe einen Traum erfüllt: "Ein großer Wunsch ist natürlich, einmal mit Tiger Woods zu spielen, der mein großes Vorbild ist". Im Februar verpassten sich Woods und der junge Österreicher nur knapp: "Ich war zwei Schläge besser als er - aber absichtlich schlechter wollte ich dann auch nicht spielen, nur um am nächsten Tag mit ihm zu starten", witzelt Straka.

Wenn auch die Runde mit Woods noch aussteht, in den vergangenen zwei Monaten hat der 1,90-Meter-Golfer bewiesen, dass seine Qualifikation für die PGA Tour kein Zufall war. Straka setzte zu einem Schlusspurt an, von Anfang Juni bis zu dieser Woche spielte er ohne Unterbrechung und wurde belohnt: Die Highlights waren die Teilnahme an den US Open in Pebble Beach, wo Straka als geteilter 28. eine gelungene Premiere bei einem der Major-Turniere feierte und der dritte Platz beim Barbasol Championship im Juli, mit dem sich Straka unter die Top-125 der Rangliste spielte und die Tourkarte für die kommende Saison sicherte.

Eine durchaus beeindruckende Leistung für einen Rookie, doch Straka will noch höher hinaus: "Mein großes Ziel ist, irgendwann das Masters in Augusta zu spielen. Gerade mit meiner Vergangenheit in Georgia hat das Turnier eine besondere Bedeutung", sagt er, auch wenn er realistisch bleibt: "Man hat nicht viel Sicherheit im Golfsport, es ist Jahr für Jahr ein harter Kampf um die Punkte. Vor einem Jahr bin ich beinahe in die untere Liga abgerutscht, heute stehe ich gut da."

In seiner ersten Saison auf der PGA Tour habe er "viel gelernt", sagt Straka, allein schon dadurch, dass er mit den besten Spielern der Welt zusammengespielt und es bis nach New York geschafft hat. Von dort aus ziehen die 70 besten der Rangliste noch einmal weiter zum nächsten Playoff-Turnier, das große Finale spielen dann Ende August die besten 30 im East Lake Golf Club vor den Toren Atlantas. Zwei Reisen, die der Österreicher nach seinem verpassten Cut beim ersten Playoff-Turnier nicht antreten wird - das bleibt also als Ziel fürs nächste Jahr.

© SZ vom 11.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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