Golf:Mickelson irritiert wieder

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Die Kappe wird es so auch nicht mehr geben: Der Wirtschaftsprüfungskonzern KPMG beendete sein Sponsoring von Phil Mickelson. (Foto: John Minchillo/AP)

US-Golfprofi entschuldigt sich für harsche Äußerungen, mit denen er die umstrittene Saudi Golf League verteidigen wollte - doch die Aktion geht nach hinten los.

Von Gerald Kleffmann, München

Die Debatte um die umstrittene Saudi Golf League (SGL) erfuhr am Dienstagabend eine weitere Zuspitzung. Phil Mickelson, eine der zentralen Personen in diesem Fall, der die globale Golfszene spaltet, meldete sich in einer langen Erklärung zu Wort. Der sechsmalige Major-Sieger entschuldigte sich für harsche Kommentare, mit denen er zuvor zum Ausdruck hatte bringen wollen, warum er die neue geplante millionenschwere saudi-arabische Profiserie - die in unmittelbarer Konkurrenz zur US PGA Tour stehen würde - unterstütze. Seine Äußerungen seien "leichtsinnig" gewesen, er wolle sich nun auch persönlich erst mal zurückziehen und in sich gehen. Schon wurde spekuliert, ob Mickelson beim ersten Major der Saison, beim Masters in Augusta im April, fehlen werde.

In einem Buch des renommierten Golfreporters Alan Shipnuck war Mickelson so zitiert worden: "Sie sind beängstigende Motherf..., mit denen man sich beschäftigen muss", sagte der 51-Jährige bezüglich der neuen saudi-arabischen Golfkräfte, die im großen Turniergeschäft mitmischen wollen. Weiter meinte Mickelson: "Sie töteten Khashoggi und haben eine schreckliche Menschenrechtsbilanz. Sie exekutieren Leute dort drüben, weil sie schwul sind." Dass er dennoch die SGL fördere, begründete er auf skurrile Weise so: "Warum sollte ich das überhaupt in Betracht ziehen (dort zu spielen), wenn ich all das weiß? Weil dies eine einmalige Gelegenheit ist, die Arbeitsweise der PGA Tour neu zu gestalten." Nun ging es ihm plötzlich nur um eine Verbesserung der Profiserie zu Hause in Amerika?

Mickelson hat inzwischen einen schweren Stand, denn auch mit seiner Erklärung hat er weitere scharfe Kritik auf sich gezogen. Am vergangenen Wochenende kamen zudem etablierte Profis wie seine amerikanischen Kollegen Dustin Johnson und Bryson DeChambeau aus der Deckung und bekannten sich zur US-Tour. Auch Mickelsons Behauptung, seine umstrittenen Aussagen seien vertraulich geäußert worden, ging nach hinten los. Shipnuck widersprach dieser Version vehement, zu keinem Zeitpunkt habe es eine solche Abmachung gegeben. Mickelson versuchte auch zu versichern, er habe bewusst die Rolle eines Kritikers der eigenen Tour übernommen. Weil es ihm um das Wohl der PGA-Tour gehe. Gleichzeitig aber pries er erneut die Firma LIV Golf Investments, die von dem früheren Spitzengolfer Greg Norman aus Australien geführt wird und in der vor allem saudi-arabisches Kapital steckt.

Wenn es so etwas wie einen Verlierer der gesamten Auseinandersetzung gibt, ist es vorerst mit Sicherheit Mickelson. Kaum ein Profi sprach ihm bei. Führende Golfmedien zeigten sich irritiert und geißelten seine Doppelmoral. Im Zuge der Debatten sprang nun auch noch ein wichtiger Unterstützer von Mickelson ab, sein Kappensponsor. Dass einer der beliebtesten Spieler des US-Golfs neuerdings wie eine Persona non grata wirkt, ist eine Entwicklung, die so sicherlich niemand im Golf kommen sah.

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