Sieger des Golfturniers in München:Ernies Erbe

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Thriston Lawrence gewinnt in München (Foto: Stuart Franklin/Getty)

Als zweiter Südafrikaner nach dem legendären Ernie Els gewinnt Thriston Lawrence das Turnier in Eichenried. Die Deutschen bleiben enttäuscht zurück - dabei kann ihnen die Geschichte des Siegers eine Lehre sein.

Von Felix Haselsteiner

Wenn man die Augen schloss, konnte man beinahe The Big Easy sprechen hören. Das ist der Spitzname des legendären Golfers Ernie Els aus der Golfnation Südafrika, des Großen mit dem eleganten Schwung, der jahrelang zu den Stammgästen in München zählte und 2013 die BMW International Open gewann. Els war bekannt für seine massige Statur, seinen wundervollen Schwung und sein authentisches Englisch mit tiefem südafrikanischem Einschlag - das man in fast exakt derselben Tonlage auch am Sonntag vernehmen konnte, als Thriston Lawrence auf dem Podium Platz nahm.

Sein viertes Turnier auf der europäischen DP World Tour hatte Lawrence kurz zuvor gewonnen, ein paar Tränen vergossen, den silbernen Pokal erhalten - und schließlich wurde er noch einmal emotional, als er auf Els angesprochen wurde, dem er in München nachfolgte, als zweiter Turniersieger aus Südafrika.

"Ernie war mein Held, als ich aufgewachsen bin", sagte Lawrence, der in der Statur mit seinem Vorbild mithalten kann, auch wenn er nicht ganz so easy schwingt. Er sei ihm damals bei jedem Turnier in seiner Heimatstadt Mbombela hinterhergelaufen, Els' Stiftung habe ihn später als Jugendlichen unterstützt: "Vermutlich weiß er das aber gar nicht."

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Es gibt auch Einiges, was man über Lawrence nicht weiß. Der 26-Jährige gewann zwar im vergangenen Jahr den Award als "Rookie des Jahres" in seiner Debütsaison in Europa - aber unter den vielen Südafrikanern in der Weltspitze des Golfsports geht er eher etwas unter, zuletzt auch deshalb, weil er sich selbst aus dem Spiel nahm. Bei einem Turnier in Abu Dhabi habe er sich im Februar eine gemeine Daumenverletzung zugezogen: "Eigentlich hätte ich drei Monate Pause machen sollen, aber ich bin gleich weiter in die USA gereist, um dort zu spielen." Aus dem selbstbewussten Rookie wurde in ein paar Monaten ein unsicherer Golfer, der zudem Heimweh hatte: "Es ist ein einsames Leben auf der Golftour", sagte Lawrence, gerade auf den Reisen durch die USA. Auch deshalb hätten ihn nach seinem Sieg die Gefühle etwas übermannt.

Die Einsamkeit ist immer wieder spürbar im Einzelsport, fast jeder Profi kann davon berichten, besonders in der Niederlage. Die erlebten am Sonntag in Eichenried die Verfolger: Der Niederländer Joost Luiten führte über 16 von 18 Löchern in der Finalrunde, dann vergab er den Sieg - es wäre der erste gewesen nach einer Durststrecke von fünfeinhalb Jahren. Und auch der Deutsche Maximilian Kieffer scheiterte knapp: Seine Aufholjagd endete an Loch 16 mit einem Ball im Wasser. Nach dem Schlag zog Kieffer sich schnell die Sonnenbrille auf, um sich dahinter verstecken zu können.

Viele Deutsche hatten sich in München mehr erhofft

"Es fühlt sich furchtbar an", sagte er nachher, Trost waren weder Glückwünsche zu seinem 33. Geburtstag, noch der Fakt, dass er der beste Deutsche im Feld war: Die anderen 21 hatte Kieffer hinter sich gelassen - aus der größten Gruppe heimischer Teilnehmer hatten sich allerdings auch andere mehr erhofft. Marcel Schneider, Max Schmitt und Matti Schmid landeten immerhin noch unter den Top-20, Marcel Siem stürzte am Wochenende unterdessen komplett ab und wurde am Sonntag nach einer Runde in 82 Schlägen (10 über Par) nur enttäuschender 73.

Immerhin konnte die versammelte deutsche Mannschaft, die ansonsten bislang eine starke Saison spielt, im Turniersieger ein geeignetes Beispiel dafür sehen, wie schnell es wieder nach oben gehen kann. In den USA habe er in sechs Wochen nicht ein einziges gutes Turnier gespielt, auch wegen den Folgen seiner Verletzung, sagte Lawrence. In der Finalrunde in München habe er wieder zu seiner alten Lockerheit gefunden, zur Überzeugung, dass er auf den Golfplatz gehört und auch in die Ahnenreihe neben sein Vorbild Els: "Es sieht für die Zuschauer oft nicht so aus, als hätten wir auf dem Platz viel Spaß", sagte Lawrence: "Aber tief im Herzen ist das hier das Beste, was ich in meinem Leben habe."

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