Eintracht Frankfurt und Trainer Glasner:Eine schwer vermittelbare Trennung

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Auf die Tribüne verbannt: Weil er vergangene Woche vom Platz flog, musste Eintracht-Trainer Oliver Glasner das Spiel gegen Mainz in einer Loge verfolgen. (Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Eintracht-Präsident Peter Fischer äußert Verständnis für Fans, die den vorzeitigen Abschied von Trainer Glasner nicht verstehen. Er selbst habe die Entscheidung erst nach "vielen Details und Einzelheiten" unterstützt.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Oliver Glasner hätte wissen müssen, dass viele Blicke auf ihn gerichtet sein würden. Trotzdem gab sich der wegen seiner Sperre in eine Loge verbannte Trainer von Eintracht Frankfurt überrascht, dass nach dem 3:0 gegen Mainz 05 Aufnahmen auftauchten, die einen Kuss seiner Ehefrau dokumentierten. "Nicht mal hinterm Spiegelglas kannst noch was machen. Zum Glück habt ihr nicht alles gesehen", beschied Glasner etwas gequält grinsend. Mit diesem Exkurs ins Privatleben endete eine Pressekonferenz, zu der wieder der Cheftrainer und nicht sein Assistent Michael Angerschmid erschien. "Ich habe dem Trainerteam gratuliert und mich bedankt, wie sie es gemacht haben", sagte Glasner.

Glasner, 48, und Angerschmid, 49, haben den Rollenwechsel ruckelfrei hinbekommen, auch weil sie sich privat bestens verstehen. Die beiden Österreicher gehen oft in Frankfurt gemeinsam einen Schoppen trinken. Vielleicht hätten das auch Glasner und Sportvorstand Markus Krösche mal tun sollen, dann hätte es die vielen Verstimmungen nicht gegeben, die letztlich auch dazu führten, dass die Zusammenarbeit nun ein Jahr vor Vertragsablauf im Sommer 2024 endet.

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Kapitän Sebastian Rode ließ erkennen, dass zumindest Teile der Mannschaft der Trennung etwas abgewinnen können. Aus seiner Sicht sei sie zwar "sehr, sehr bedauerlich", weil man erfolgreich gearbeitet habe, aber es gebe auch Profis, die sich wieder mehr Einsatzzeiten erhoffen würden. Unter Glasner kam fast immer derselbe Kern von Spielern zum Einsatz - einer von vielen Vorwürfen, die Krösche, 42, gegen Glasner vorbrachte.

Präsident Peter Fischer räumte im "Sportstudio" des ZDF ein, dass die Trennung "schwer vermittelbar" sei, nachdem Stadt und Verein dem Salzburger nach dem Europa-League-Triumph vor einem Jahr noch huldigten. "Ich habe hohes Verständnis dafür, dass der Fan sagt: Seid ihr bekloppt? Ich könnte auch verstehen, wenn wir den Pokal holen und in Berlin jemand sagt: Seid ihr doof?" Fischer, 67, gestand sogar ein, er habe erst in stundenlangen Diskussionen in den Gremien "viele Einzelheiten, viele Details" erfahren müssen, um Zustimmung zu signalisieren.

Fischer sieht im Pokalfinale eine Art Klassenkampf

Das Vereinsoberhaupt möchte den in der Anhängerschaft beliebten Fußballlehrer jetzt "durch das große Tor gehen lassen", denn: "Oliver Glasner ist ein großartiger Trainer und geht in die Geschichte der SGE ein." Als Stadionsprecher Daniel Wolf den Vornamen des Trainers rief, grölten das Publikum im Stadtwald so laut wie nie zuvor: "Glaaaasneeeeer!" Vielleicht feiern sie ihn noch einmal am Römer nach dem Pokalfinale gegen Leipzig.

Für den am Jahresende ebenfalls scheidenden Fischer steht in Berlin eine Art Klassenkampf an: " Das Konstrukt gegen den Traditionsverein." Der Wunsch des Präsidenten deckt sich ansonsten mit dem des Cheftrainers: "Ich will mit dem Pokal gehen!"

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