Premier League:Ein Schritt, der Schottland schmerzt

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Der Tag ist da: Steven Gerrard verlässt die Glasgow Rangers und wird Trainer bei Aston Villa. (Foto: Jane Barlow/dpa)

Steven Gerrard wurde mit den Glasgow Rangers ungeschlagener schottischer Meister - nun verlässt er den Klub Richtung Aston Villa. Aus der Enttäuschung heraus entstehen einige unangenehme Nachrufe.

Von Sven Haist, London

Die Glasgow Rangers dürften sich stets darüber im Klaren gewesen sein, dass der Tag kommen würde, an dem Steven Gerrard den Klub als Trainer wieder verlässt. Dennoch hat es den blauen Teil der Fußballstadt Glasgow sichtlich geschmerzt, als Gerrard am Donnerstag mit sofortiger Wirkung ein Engagement bis 2025 beim Mittelklassebetrieb Aston Villa in der Premier League unterzeichnete, anstatt bei den Rangers zu verbleiben, einem der - wenigstens historisch - größten Klubs der Welt. In dreieinhalb Jahren hat Gerrard, 41, den Rangers Football Club zwar nicht zurück zur alten internationalen Bekanntheit geführt, aber ihm immerhin sein Selbstwertgefühl zurückgegeben und sich selbst dabei mit der ersten Trophäe seiner noch jungen Trainerkarriere belohnt.

Durch den Gewinn der ersten Meisterschaft nach einem Jahrzehnt haben die Rangers in der Vorsaison die Siegesserie des Erzrivalen Celtic durchbrochen, die wiederum mit dem insolvenzbedingten Zwangsabstieg der Rangers in die vierte Liga im Sommer 2012 begonnen hatte. Der 55. Ligatitel, erreicht ohne Niederlage, festigt jetzt den Status als Rekordmeister.

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Auch jetzt führen die Rangers wieder die Scottish Premiership an (vier Punkte vor Celtic) und sind auf einem guten Weg, erneut die Vorrunde in der Europa League zu überstehen. Bei einer Titelverteidigung stünden die Chancen gut, sich direkt für die prestigeträchtige Champions League im nächsten Jahr zu qualifizieren, ein Wettbewerb, in dem die Rangers zuletzt 2010 am Ball gewesen sind.

Bei den Rangers stand Gerrard ein üppiges Budget zur Verfügung

Trotz dieser Perspektive hat Gerrard seine Ausstiegsklausel im Vertrag genutzt. Dem Klub bringt das eine kolportierte Kompensation von fünf Millionen Euro ein - aber ebenso das miese Gefühl, nicht einmal mehr das fade Aston Villa aus Birmingham hinter sich lassen zu können. Obwohl Gerrard, die frühere Vereinsikone des FC Liverpool, noch vor einem Monat betonte, sich in Glasgow "glücklich" und "sesshaft" zu fühlen.

Wohl aus der Enttäuschung über die vorzeitige Trennung heraus sind einige unangenehme Nachrufe auf Gerrard entstanden. Fast überall ist auf der Insel jetzt zu lesen, dass Gerrard mit Transferkosten von umgerechnet über 30 Millionen Euro in seiner Amtszeit und einem 80-prozentigen Anstieg der Profigehälter auf rund 40 Millionen bei den Rangers weitaus mehr Geld ausgeben durfte als jeder bisherige Trainer. Kürzlich vermeldeten die Rangers sogar einen Verlust fürs abgelaufene Geschäftsjahr von circa 27 Millionen Euro, ähnlich defizitär wirtschaftete der Verein bereits in den zurückliegenden Spielzeiten. Das Massenblatt Sun betitelte Gerrards Absprung als "Stevie's Stepping Stone", als Sprungbrett, um nun bei Villa Aston auf sich aufmerksam zu machen.

Nach fünf Niederlagen in Serie hat Villa zu Wochenbeginn seinen langjährigen Trainer Dean Smith entlassen. Smith scheiterte daran, ein neues Team aufzubauen, nachdem Spielmacher Jack Grealish im Sommer zu Manchester City (117,5 Millionen) gewechselt war. Diese Aufgabe obliegt nun Gerrard, der im Erfolgsfall eines Tages wieder weiterziehen dürfte. Seine Zielstation ist bekanntlich: Liverpool.

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