Nach der höchsten Heimniederlage für Manchester United seit 1955, einem schmerzhaften 0:5 im Duell mit dem Erzrivalen FC Liverpool im Oktober, wollten die Fans erst einmal in Ruhe gelassen werden. Die Anhänger wollten nichts mehr hören, nichts mehr sehen und auch nichts mehr lesen von ihrem Klub, und wenn überhaupt, dann nur eine Mitteilung über die Freistellung des überfordert wirkenden Trainers Ole Gunnar Solskjær. Doch der Wunsch ging nicht in Erfüllung: Phil Lynch aus der Presseabteilung des Rekordmeisters meldete sich kurz darauf zu Wort.
In einem Podcast der Agentur Sports Pro schwadronierte Lynch als Uniteds "CEO of Media", wie er sich ausweist, über die Details der Zusammenarbeit mit den Spielern. Konträr zum herkömmlichen Sponsoring, prahlte der seit 2017 bei United angestellte US-Amerikaner, früher in ähnlicher Rolle bei Sony und Yahoo tätig, betreibe er mit seinen Kollegen ein "authentisches Storytelling", das die "emotionale Verbindung" zwischen Profis und Fans aufbaue.
Dabei würde seine Sparte für jeden Spieler zwei Mal täglich ein "Fan-Stimmungsdiagramm" erstellen und "Schwellenwerte" überwachen, die einen Alarm auslösen, wenn die Gemütslage der Anhänger in eine besonders positive oder negative Richtung ausschlage. Sofern das passiere, würde sein Team mit "maßgeschneiderten Prozessen" den Profis helfen, dem Narrativ entgegenzuwirken.
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Ex-Manchester-Kapitän Gary Neville knöpft sich PR-Mann Phil Lynch vor
Aus der knapp einstündigen Video-Unterhaltung mit Lynch (gemessen am Bildausschnitt bei sich zu Hause vor Türrahmen und Bücherregal sitzend) hat sich ein kleines Extrakt verselbständigt, das mittlerweile mehr als eine Million Menschen angesehen haben. Der Ausschnitt erregte vor allem am Wochenende die Gemüter auf der Insel, als Ex-Manchester-Kapitän Gary Neville im Zorn über Uniteds nächste chancenlose Pleite (0:2 gegen Stadtnachbar City) den Beitrag teilte. Neville geißelte in seinem Tweet die "Erschaffung von Robotern" auf und neben dem Platz und knöpfte sich PR-Mann Lynch vor, der sich anhöre, als würde er versuchen, eine Parlamentswahl zu gewinnen: "Haltet diesen Scheiß von ihnen (den Spielern) fern. Das ist ein Fußballklub."
Zuvor hatte Neville bereits die Profis gerügt, wieder mit "mehr Glaubwürdigkeit" zu sprechen und ihre "PR-Leute" zu entlassen, die "Persönlichkeiten" kreieren würden, die nicht existierten. So führten mehrere Spieler, darunter Kapitän Harry Maguire ("Ich kann eure Enttäuschung fühlen"), Verteidiger Eric Bailly ("Niemand ist mehr enttäuscht als ich") und Torwart David de Gea ("Ich fühle den Schmerz unserer Fans"), fast dieselben dumpfen Entschuldigungen an für die zurückliegenden Leistungen.
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Viele Fans reagierten erbost und zeigten sich angewidert von diesem "Copy and Paste". Der Telegraph schrieb, die Klubchefs sollten in Zukunft "nach Niederlagen" den Spielern verbieten, eine Woche lang "das Telefon" zu benutzen. Das wäre bei der aktuellen Generation "effektiver" als jede Teamsitzung. Alternativ könnten die Spieler auch einfach ganz schweigen.
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