Gefährliche IndyCar-Rennen in den USA:Szenen wie im Krieg

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Autos flogen, es regnete brennende Trümmer: Der Massencrash samt Todesfall bei der IndyCar Series in Las Vegas hat sogar die spektakelverliebte US-Motorsportszene aufgeschreckt. Hektisch wird überlegt, wie dem Sport sein tödlicher Schrecken ausgetrieben werden kann. Doch es wird immer ein Zuviel geben. Und vor allem ein Zuschnell.

René Hofmann

Es soll bloß niemand sagen, das Unheil sei nicht abzusehen gewesen. Ein US-Journalist schrieb als Vorschau auf das Saisonfinale der IndyCar Series am Sonntag auf dem Oval in Las Vegas: "Dieses Rennen will niemand verpassen. Es wird haarsträubend werden, furchterregend, schnell, gefährlich, risikoreich, verrückt, total durchgedreht."

Szenen wie im Krieg: die IndyCar Series in den USA. (Foto: REUTERS)

Genauso ist es dann auch gekommen: 34 Autos, die mit mehr als 300 km/h durch überhöhte Kurven jagen, an Betonmauern und Zäunen vorbei, nur Zentimeter voneinander getrennt, manchmal drei nebeneinander, manchmal auch vier. Nein, ein Wunder ist es wirklich nicht gewesen, was in der elften Runde geschah: Ein kleines Problem führte zu einem Massencrash. Autos flogen, es regnete brennende Trümmer.

Die Szenerie erinnerte an Kriegsbilder. 15 Autos waren verwickelt. Die Wucht, mit der einige von ihnen aus der Bahn geworfen wurden, war so groß, dass selbst der Asphalt zu Bruch ging. Es war kein Wunder, dass der Brite Dan Wheldon, 33, an diesem Nachmittag sein Leben ließ. Es ist ein Wunder, dass außer ihm keiner lebensgefährliche Verletzungen erlitt.

Am kommenden Sonntag soll es in Indianapolis, der großen Symbolstätte des US-Motorsports, eine Trauerfeier für Wheldon geben. Sein Tod hat die Motorsportler weltweit geschockt. Hektisch wird nun überlegt, was sich verbessern lässt, wie dem Sport sein tödlicher Schrecken ausgetrieben werden kann. Statt in offenen Cockpits zu sitzen, könnten die Piloten bald Schutz unter Panzerglashauben finden.

Das ist sinnvoll, auch in Rennserien wie der Formel 1. Statt Mauern könnten bald weiche Prallwände in den Kurven stehen. Das wird an vielen Strecken schon praktiziert und ist in den Ovalen überfällig. Statt Fangzäune könnte es Plexiglaswände geben, was ebenfalls wünschenswert wäre, aber teuer ist. Es könnte weniger Oval-Rennen geben, was kein Verlust wäre.

Stillstand ist Rückschritt: Die Logik, nach der der Sport funktioniert, gilt auch in Sicherheitsfragen. Deshalb ist jede der Bemühungen sinnvoll und lobenswert. Eines ist aber auch klar: Selbst wenn alle Initiativen umgesetzt werden und greifen, wird es immer noch ein Zuviel und Zuschnell geben, Rennen die über dem Limit liegen und die deshalb nie gestartet werden dürften.

© SZ vom 20.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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