Gareth Bale bei Real Madrid:Viel Pathos für das neue Zirkuspferd

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Er blickt ungläubig wie ein Kind kurz vor der Weihnachtsbescherung, doch die Erwartungen an ihn sind groß: 35.000 Fans von Real Madrid kommen, um einen ersten Blick auf Gareth Bale zu erhaschen, der bis zu 100 Millionen Euro gekostet haben soll. Der Waliser gibt sich kämpferisch.

Von Johannes Knuth

Am Ende hob Gareth Bale seine Stimme an, dieser letzte Satz war ihm wichtig. Knapp eine Viertelstunde hatte er Florentino Perez gelauscht. Der Präsident von Real Madrid präsentierte am Montag im Estadio Santiago Bernabeu seine neue Zirkusattraktion: Gareth Bale, 24 Jahre, Mittelfeldspieler, zuletzt im Auftrag für Tottenham Hotspur, seit Montag nun in Diensten der Madrilenen. 100 Millionen Euro soll die Ablöse betragen, angeblich. Perez geizte dann auch nicht mit Pathos: "Die Fans erwarten von dir, dass du Reals Farben verteidigst". Die Fans bejubelten jeden Satz. "Bale, Bale", skandierten sie, etwa 35.000 waren ins Stadion gekommen, und als Bale die Bühne betrat, jubelten sie noch lauter.

Bales Eingangsworte ertranken zunächst im Jubel, er wirkte überwältigt. "Es ist ein absoluter Traum, hier zu sein", sagte er, auf Englisch. Dann wurde Gareth Bale lauter, als habe ihn die Begeisterung gepackt: "Hala Madrid", rief Bale, auf geht's Madrid, er reckte seine Faust in die Luft.

Es waren große Töne, die sie in Madrid angestimmt haben, nach dem sicherlich größten Transfertheater des Fußballsommers. Monatelang hatten Real und Tottenham verhandelt. Madrid wollte, Bale wollte, die Spurs zierten sich, dann schien alles klar. Schon vor einer Woche bot Real in seinem Online-Shop Bales Trikot zum Verkauf an, doch plötzlich drohte der Transfer zu kippen. Nun also der Vollzug.

Transfer zu Real Madrid
:Bale-Wechsel ist perfekt

Gareth Bale wird in Zukunft für Real Madrid auflaufen. Der spanische Klub verpflichtet nach monatelangen Verhandlungen den Spieler von Tottenham Hotspur und zahlt eine Ablöse von fast 100 Millionen Euro - prompt gibt es Gerüchte um den möglichen Abschied von Mesut Özil.

100 Millionen Euro soll Bale gekostet haben, berichten englische Medien, Weltrekord. Christiano Ronaldo, Bales neuer Spielgefährte im Mittelfeld und bisheriger Rekordhalter, hatte es vor vier Jahren auf schlappe 94 Millionen gebracht. Wobei Marca, das Hausblatt der Madrilenen, hartnäckig verbreitete, Real habe Bales Kaufpreis ein wenig nach unten gehandelt, auf 91 Millionen. Um dem sensiblen Ronaldo ja nicht zu verstimmen?

Als ziemlich gesichert gilt jedenfalls, dass sich Real einen hochbegabten Fußballspieler geschnappt hat. Mit 16 debütierte Bale für Southampton in der zweiten Liga, ein Jahr später kaufte ihn Tottenham für zehn Millionen Pfund. In der abgelaufenen Spielzeit schoss Bale 31 Tore für die Spurs und für die walisische Nationalauswahl, 17 bereitete er vor.

Bales flatternde Freistöße

Wenn Bale einmal Fahrt aufgenommen hat, ist er kaum zu stoppen. Meist läuft er einfach an seinen Gegenspielern vorbei - entweder über die linke Seite, um seine Mitspieler mit Flanken so füttern, oder er zieht selbst ins Zentrum, als hängender Stürmer. Und dann sind da seine Freistöße: Wenn Bale den Ball auf die Reise schickt, dann flattert der aufs Tor, plötzlich taucht er ab, mal nach links, mal nach rechts. Wie Bale das mache, wurde er einmal gefragt. "Ich habe keine Ahnung", antwortete Bale.

Neben dem Spielfeld wirkt Bale bescheiden. In seiner Freizeit besucht er die Kinder in seiner alten Schule oder seine Mutter in Cardiff. Bei der Vorstellung blickte er gleichermaßen ungläubig und überwältigt ins Publikum, wie ein Kind kurz vor der Weihnachtsbescherung. Reals Boss Perez wirkte noch euphorisierter, mit beiden Händen hielt er Bales Trikot mit der Nummer elf in die Kameras. Bale stand lächelnd daneben.

Nur beim offiziellen Trikot-Verkauf, da sind sie bei Real anscheinend vorsichtig geworden. In Reals offiziellem Online-Shop war Bales Leibchen am Montagnachmittag noch nicht verfügbar.

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