Fußball:Wiener Schmäh in Israel

Lesezeit: 2 min

Andreas Herzog arbeitete als Co-Trainer der USA, er spielte beim FC Bayern, gewann den Uefa Cup - aber Österreichs Nationaltrainer war er nie. (Foto: Thomas Eisenhuth/dpa)
  • Neuer, interessanter Job für den ehemaligen Bayern-Profi Andy Herzog: Er wird Nationaltrainer von Israel.
  • Dort trifft er auch auf Almog Cohen, der als Spieler aus der Bundesliga bekannt ist.

Von Jonas Beckenkamp

Andreas Herzog, das darf als verbrieft gelten, ist des Hebräischen eher nicht mächtig, aber das macht nichts. Er beherrscht dafür den Wiener Schmäh wie sonst nur ein gewisser Anton Polster oder der heilige Falco. Und damit ist Herzog, den sie einst "Alpen-Maradona" nannten, ein Weltbürger allerersten Formats. Wer aus Wien kommt, der kann eigentlich überall hin. Zum Beispiel nach Israel, wo auf den 49-Jährigen jetzt eine große Aufgabe wartet. Sprachlich wird's wohl auf Englisch hinauslaufen, wenn der Trainer Herzog ab sofort die Geschicke des israelischen Fußball-Nationalteams bestimmt.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Am Mittwochabend teilte der israelische Fußballverband mit, dass der neue Nationaltrainer aus Österreich das Team zur EM 2020 führen soll. Das wird kein leichter Job, schließlich rangieren die Israelis, die sich noch nie für eine Europameisterschaft qualifizieren konnten, derzeit nur auf Fifa-Weltranglistenplatz 93 - hinter Kirgisien, Färöer oder Curaçao. Seit einem Monat leitet ein österreichischer Sportdirektor die Nationalmannschaft an: Willi Ruttensteiner, ehemals Sportchef beim ÖFB, als Herzog Co-Trainer des österreichischen Nationalteams war.

Man kennt sich also. Was Herzog offenbar noch nicht so kennt, ist der israelische Fußball. Aber das soll sich schnellstens ändern, denn schon am 7. September steht zum Nations-League-Auftakt auswärts gegen Albanien sein Debüt als Coach an. "Bis dahin will ich so viele Informationen wie möglich einholen", sagte Herzog der österreichischen Nachrichtenagentur APA, er stehe vor einer "riesengroßen Challenge, auf die ich mich sehr freue". Nach der erfolgten Vertragsunterzeichnung geht es für den Wiener jetzt darum, seine Spieler aufzuspüren und sie einzuschätzen. Ein Ausflug könnte ihn auch nach Ingolstadt führen, wo mit Almog Cohen ein erfahrener Bundesligaprofi aktiv ist.

Herzog, einst selbst in Deutschland für Bremen und den FC Bayern im Einsatz, versucht sein Trainerglück mit einer Mannschaft, die zuletzt nicht gerade glanzvoll agierte. In der Qualifikation für die WM 2018 landeten die Israelis in Gruppe G hinter Spanien, Italien und Albanien lediglich auf Rang vier, erst einmal schaffte man es zu einer WM (1970). "Es hat in letzter Zeit nicht gut ausgeschaut für das israelische Team, aber das wollen wir ändern", meinte Herzog, der dafür seinen Wohnsitz nach Israel verlegt. Sein Chef Willi Ruttensteiner ist laut APA voller Hoffnung, für ihn ist Herzog der tauglichste Kandidat für den Posten.

"Wir haben ein Trainer-Profil erarbeitet, und Andi hat diesem Profil ideal entsprochen. Er war mein Erstvorschlag an das Technische Komitee des Verbandes und es hat ihn einstimmig bestätigt", erklärte der Oberösterreicher. "Ich schätze ihn sehr." Bisher war Herzog eher als Mann im Hintergrund unterwegs, obwohl er mit 103 Länderspielen immer noch Rekordnationalspieler seines Landes ist. Nach seiner Zeit in der deutschen Bundesliga (wo ihn einst Oliver Kahn auf dem Platz kräftig durchschüttelte) spielte er noch ein Jahr bei seinem Heimatklub Rapid Wien, sowie bei LA Galaxy. Danach wirkte er als Co-Trainer des ÖFB-Teams, als U21-Nationaltrainer und schließlich als Assistent von US-Coach Jürgen Klinsmann, an dessen Seite er die WM 2014 in Brasilien erlebte. Nur Chefcoach der Österreicher wurde er erstaunlicherweise nie - diesen Job bekleidet ja derzeit ein Deutscher: Franco Foda.

In einem blieb sich Andy Herzog aber immer treu: Er sprach herrlichstes Wienerisch, zuletzt auch als TV-Experte im österreichischen Fußballfernsehen.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Österreichische Nationalelf
:Jessasmaria, ein Deutscher!

Als erster Deutscher wird Franco Foda Nationaltrainer in Österreich. Der Wunschkandidat ist er offenbar nicht.

Von Moritz Kielbassa

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: