Fußball:Vor Schweiz-Spiel: Gute Stimmung statt bei den Franzosen

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Ribeirão Preto (dpa) - Patrice Evra hat sein fast zweijähriges Schweigen gebrochen. Der Anführer des französischen Trainingsstreiks bei der Fußball-WM 2010 verbreitete vor dem Spitzenspiel der WM-Gruppe E gegen die Schweiz beste Stimmung.

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Ribeirão Preto (dpa) - Patrice Evra hat sein fast zweijähriges Schweigen gebrochen. Der Anführer des französischen Trainingsstreiks bei der Fußball-WM 2010 verbreitete vor dem Spitzenspiel der WM-Gruppe E gegen die Schweiz beste Stimmung.

„Wir wollen weit kommen, keiner der Jungs hat Lust, dass dieses schöne Abenteuer hier allzu schnell zu Ende geht“, verkündete Evra vor dem zweiten Gruppenspiel am Freitag (21.00 Uhr MESZ) in Salvador.

„Ich freue mich wie ein Achtjähriger, dass ich bei dieser WM mitmachen kann“, beteuerte der linke Außenverteidiger. In der Mannschaft laufe in Brasilien nicht erst seit dem 3:0-Sieg im Auftaktmatch gegen Honduras alles so gut, dass man „schon fast Angst bekommt“, sagte Evra - welch ein Kontrast zum chaotischen Auftritt der französischen Nationalmannschaft vor vier Jahren in Südafrika.

Der Mann, der von Teamkollegen und Journalisten als wahrer Boss der Équipe gepriesen wird, habe die skeptischen Meinungsmacher im WM-Quartier in Ribeirão Preto mit Ehrlichkeit, Freundlichkeit, Charisma und starken Sprüchen im Sturm erobert, schrieb das Sportblatt „L'Equipe“ unter der Überschrift „The one Evra show“. Gegen sein Bad-Boy-Image will Evra nichts unternehmen. „Wichtig ist für mich, was die Fans und meine Kameraden denken“, sagte er. Und Letztere machten in Brasilien ohne Umschweife deutlich, wie wichtig der im Senegal geborene Abwehrspieler für sie ist.

Der Profi von Manchester United, mit 33 Jahren und 59 Länderspielen der Erfahrenste im von Trainer Didier Deschamps erneuerten Team, sei ein Anführer, sagte Rio Mavuba. Loic Rémy ging noch weiter: „Er spielt die wichtigste Rolle bei uns.“ Auch Deschamps, der charakterlich umstrittene Supertalente wie Samir Nasri oder Hatem Ben Arfa ausbootete und ein Team lauter nett auftretender Profis aufbaute, meinte: „Evras Image und das, was er wirklich ist, gehen weit auseinander.“

Während Mavuba vor dem Duell gegen die Schweiz den Gegner und vor allem seinen früheren OSC-Lille-Clubkameraden Stéphan Lichtsteiner lobte und „eine große Partie“ ankündigte, dachte Evra weiter: Ein Sieg und der Einzug ins Achtelfinale seien wichtig, um ein neues Kapitel aufschlagen zu können. Das desaströse Auftreten mit dem Vorrunden-Aus vor vier Jahren soll sich bloß nicht wiederholen. „Sonst packen einige schnell die Guillotine wieder aus“, weiß Evra.

Die Schweizer werden dem großen Nachbarn das Leben aber nicht leicht machen. Trainer Ottmar Hitzfeld setzt darauf, dass der späte 2:1-Erfolg gegen Ecuador seinen Schützlingen „Kraft und Selbstsicherheit“ gegeben hat. Um erneut zu gewinnen, werde man sich aber steigern müssen. Die Franzosen schätzt er deutlich stärker ein: „Sie haben in den letzten Spielen Großartiges geleistet. Die Franzosen sind gut in der Offensive und funktionieren da wie eine Maschine“, sagte Hitzfeld vor dem Abschlusstraining der Eidgenossen in Salvador. „Wir müssen aggressiv sein und schnell umschalten, dann haben wir eine Chance.“

Für den ehemaligen Dortmund- und Bayern-Coach ist das Spiel gegen den Nachbar ein „großes Derby“ und ein „Duell auf Augenhöhe“. Aber seine Elf habe durch den Last-Minute-Sieg gegen Ecuador ebenfalls „großen Auftrieb und natürlich mehr Selbstvertrauen“ bekommen.

Besonderen Respekt hat Lichtsteiner vor Paul Pogba. „Er ist ein außergewöhnlicher Fußballer“, schwärmte der Rechtsverteidiger, der mit dem Franzosen bei Juventus Turin zusammenspielt. Er sei einer der besten Mittelfeldspieler der Welt: „Technisch und physisch enorm stark, dazu hat er eine überragende Spielintelligenz.“ Haris Sefervoic, der wie der andere Torschütze Admir Mehmedi in die Startelf rutschen dürfte, warnte vor dem Newcomer Antoine Griezmann, den er als „Fuchs“ bezeichnete. „Überhaupt hat Frankreich eine enorm starke Offensive“, sagte Seferovic. Unerschrocken fügte er aber an: „Wenn wir gut arbeiten, haben wir Frankreichs Stürmer im Griff.“

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