Fußball:«Unwirklich»: Rashford von EM-Chance überwältigt

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Chantilly (dpa) - Noch etwas schüchtern sitzt Marcus Rashford neben Wayne Rooney am Rande des Golfplatzes von Chantilly im englischen EM-Quartier.

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Chantilly (dpa) - Noch etwas schüchtern sitzt Marcus Rashford neben Wayne Rooney am Rande des Golfplatzes von Chantilly im englischen EM-Quartier.

Mit ruhiger Stimme spricht der 18 Jahre alte Youngster an der Seite des Kapitäns über seinen rasanten Aufstieg - und kann die Teilnahme bei der EM selbst noch gar nicht fassen. „Wenn du zurückblickst, wirkt es einfach unwirklich“, schwärmt der 18 Jahre alte Stürmer von Manchester United zwei Tage vor der ersten EM-Partie gegen Russland. „Dass es auch in meinen Händen liegt, meinem Land zu helfen, ist ein großartiges Gefühl.“

Noch vor einem halben Jahr wagte Rashford, der den größten Hype des englischen Fußballs seit den Teenagertagen von Rooney ausgelöst hat, nicht mal von dem Turnier in Frankreich zu träumen. An Weihnachten habe er bei seinem Club gerade versucht, „den Sprung in das U21-Team zu schaffen und plötzlich bin ich in der ersten Mannschaft - du musst bereit sein, wenn sich die Chance bietet“, sagt Rashford auf der Website des englischen Verbands in seinem ersten großen Interview.

Die FA schottet den Jungprofi noch von den Medien ab. Erst im Februar hatte Rashford überhaupt sein Debüt für die Profis von United gegeben. „Als ich das erste Mal in die Umkleide gekommen bin und all die Namen der Spieler auf den Trikots gesehen habe, war das unglaublich“, erinnert er.

Inzwischen hat er in der Gunst der Fans offenbar sogar den Kapitän eingeholt. Zumindest in der Rangliste der verkauften England-Trikots liegt Rashford seit Bekanntgabe des vorläufigen Aufgebots nach Angaben eines Händlers auf Rang drei vor Rooney, der Sechster ist.

Der mit 30 Jahren älteste Spieler im englischen Team gibt sich angesichts der Aufmerksamkeit für den jüngsten Akteur des gesamten Turnier öffentlich gelassen. „Das Wichtigste ist, es zu genießen“, rät Rooney seinem United-Teamkollegen für die EM. „Du hast nicht den Druck, den die älteren Jungs haben. Man lässt die jüngeren einfach spielen und sollte ihnen nicht sagen: Tu dies oder tu das. Genau das hat sie dahin gebracht, wo sie sind.“

Diese Unbekümmertheit zeichnet Rashford aus wie früher auch Rooney auch. Bei seinem ersten Einsatz für United traf der in Manchester geborene Angreifer in der Europa League zweimal, auch bei der Liga-Premiere gelang ihm ein Doppelpack. Die bisherige Krönung war das Tor nach nur 138 Sekunden im EM-Test gegen Australien. Rashford ist damit der jüngste Spieler der Three Lions, der bei seiner Länderspiel-Premiere getroffen hat. Und auch wenn er sich voraussichtlich zunächst mit einem Platz auf der Bank begnügen muss, könnte er Rooney den Rekord als jüngster englischer Torschütze bei einer EM-Endrunde abnehmen.

Angesichts dieser Perspektiven dürfte Rashford auch ein kleiner Schönheitsfehler nicht sonderlich stören. Einen vollständigen, offiziellen Teamanzug besitzt er noch nicht: Auf seinem marineblauen Jackett fehlt das Emblem mit den drei Löwen - bei der Einkleidung im März war von einem Nationalspieler Marcus Rashford noch keine Rede.

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