Fußball:Stichtag 23. Mai: Löw setzt alles auf die Vorbereitung

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München (dpa) - Am Abend des 12. Juni im Stade Pierre Mauroy von Lille wird auch für Joachim Löw gegen die Ukraine nur noch das nackte Ergebnis zählen. Im ersten Spiel bei der Fußball-Europameisterschaft muss der Bundestrainer mit seinen Weltmeistern wieder liefern - was vorher war, ist dann egal.

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München (dpa) - Am Abend des 12. Juni im Stade Pierre Mauroy von Lille wird auch für Joachim Löw gegen die Ukraine nur noch das nackte Ergebnis zählen. Im ersten Spiel bei der Fußball-Europameisterschaft muss der Bundestrainer mit seinen Weltmeistern wieder liefern - was vorher war, ist dann egal.

Die EM-Operation beginnt für Löw aber tatsächlich schon 20 Tage vor dem ersten Vorrundenspiel. Der 23. Mai ist der Stichtag für den Bundestrainer: An diesem Tag fliegt Löw mit seinem vorläufigen Kader in die Schweiz, um Mario Götze, Marco Reus und Co. im Trainingslager in Ascona am malerischen Lago Maggiore fitzumachen für die strapaziöse Tour de France. „Wir fahren nach Frankreich, um dort letztendlich als Sieger vom Platz zu gehen“, verkündete Ersatzkapitän Sami Khedira selbstbewusst in München.

Löw vertraut auf seine bislang bei allen Turnieren nachgewiesene Fähigkeit, die Nationalmannschaft in der Vorbereitung auf den Punkt in Form zu bringen. EM-Finale 2008, WM-Dritter 2010, EM-Halbfinale 2012, Weltmeister 2014 - die DFB-Auswahl hat sich in den bisherigen vier Turnieren mit dem Chefcoach Löw als die typisch deutsche Turniermannschaft präsentiert. Und auch diesmal setzt der 56-Jährige alles auf die intensive Arbeit vor dem Turnier. „Ich kenne unsere Mannschaft ganz gut und weiß, wenn es drauf ankommt, kann sich die Mannschaft ganz anders fokussieren. Ich habe keine Bedenken, dass wir bei der EM konzentriert sind und eine gute Leistung abrufen“, sagte Löw im ARD-Hörfunk vor dem Klassiker gegen Italien.

Erkenntnisse standen für Löw zum Start ins EM-Jahr über Ergebnissen, das 2:3 gegen England bereitete ihm keine schlaflosen Nächte. Auch die für einen Weltmeister recht holprige Qualifikation für das Turnier im Sommer begleitete er mit großem Langmut. Die Sportliche Leitung denkt, plant und arbeitet in Zweijahreszyklen von Turnier zu Turnier. Die WM 2018 in Russland hat Löw auch schon im Visier, gerade wenn es um die Mitnahme blutjunger Akteure zur anstehenden EM geht.

Die Frage lautet: Ist es nicht sinnvoller, Talenten wie Joshua Kimmich (20/FC Bayern) oder den schon im A-Team eingesetzten Leroy Sané (20/Schalke) und Jonathan Tah (20/Bayer Leverkusen) wertvolle Turniererfahrungen zu ermöglichen statt noch einmal einen verdienten Veteranen wie zum Beispiel Lukas Podolski (30) mitzunehmen?

„Es gibt einige Spieler, die wir ganz konkret auf unserer Liste haben“, äußerte Löw über Kimmich, Sané und Co. „Wir glauben, dass sie in der Lage sind, bei so einem Turnier ihre Qualität zu zeigen. Der Konkurrenzkampf um die letztendlich 23 Plätze ist im Gange. Es wird spannend werden, die jungen Spieler drängen nach vorne.“

Wie weit, wird Löw am 17. Mai verraten. Dann benennt er in Berlin den vorläufigen EM-Kader, mit dem er sechs Tage später ins Trainingslager startet. Er dürfte zunächst wieder mehr als die 23 Spieler mitnehmen, die er am Ende für das Turnier nominiert. „Es hängt auch davon ab, wie einzelne Spieler nach ihren Verletzungen zurückgekommen sind“, sagte Löw mit Blick auf etablierte Kräfte wie Jérôme Boateng, Ilkay Gündogan und Benedikt Höwedes, die aktuell nicht einsatzfähig sind.

Bayern-Verteidiger Holger Badstuber wird es nach einem Bruch des Sprunggelenks nicht schaffen. Für Kapitän Bastian Schweinsteiger wird es nach einem zweiten Innenbandschaden im rechten Knie eng. „Das muss man kurz vorher bewerten, ob es Spieler gibt, die angeschlagen sind oder Trainingsrückstand haben“, sagte Löw über das Prozedere.

Im Trainingslager, den abschließenden Testspielen gegen die Slowakei in Augsburg (29. Mai) und gegen Ungarn in Gelsenkirchen (4. Juni) gilt es dann für Löw, beim Team verloren gegangene Automatismen „wieder einzuschleifen“, wie er sagte. Darauf vertrauen auch die Spieler. „Das Wichtigste wird sein, dass wir in der Vorbereitung gut arbeiten. Da können wir inhaltlich und konzeptionell arbeiten“, sagte Thomas Müller. Am 7. Juni geht es dann als gejagter Titelanwärter ins EM-Quartier nach Évian-les-Bains am Genfer See. „Wir müssen die Favoritenrolle annehmen“, sagte Anführer Khedira vor dem EM-Test gegen Italien in München: „Den Weltmeister will jeder schlagen!“

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