Fußball:Spiel gegen DFB-Team große "Soccer"-Party in den USA

Washington (dpa) - An der Ostküste war eine ausgedehnte Mittagspause notwendig, im Westen ein spätes Frühstück - doch trotz ungünstiger Tageszeit wollten sich Millionen Fans in den USA das WM-Match gegen Deutschland nicht entgehen lassen. Sogar Fußball-Muffel ließen sich dieses Mal bekehren.

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Washington (dpa) - An der Ostküste war eine ausgedehnte Mittagspause notwendig, im Westen ein spätes Frühstück - doch trotz ungünstiger Tageszeit wollten sich Millionen Fans in den USA das WM-Match gegen Deutschland nicht entgehen lassen. Sogar Fußball-Muffel ließen sich dieses Mal bekehren.

Nach erfolgreichen Auftritten ihrer "Soccer"-Nationalmannschaft bei dem Turnier in Brasilien hatte sich in Amerika immer mehr Endspielstimmung breitgemacht. Kommentatoren sprachen vom wichtigsten Fußballereignis seit langem. Entsprechend laut war der Jubel, als trotz der 0:1-Niederlage gegen die DFB-Elf die Qualifikation fürs Achtelfinale geschafft war.

Sogar US-Präsident Barack Obama verfolgte das Spiel am Fernseher - und zwar über den Wolken im Konferenzraum seines Flugzeuges "Air Force One" auf dem Weg nach Minneapolis - ganz amerikanisch mit Chips, Erdnüssen und Cola, wie auf einem Twitter-Bild zu sehen war.

Auch sonst kam der Regierungsapparat nahezu zum Stillstand: Im Kongress in Washington wurden Abstimmungen verschoben, damit die Politiker die Truppe des einstigen Bundestrainers Jürgen Klinsmann anfeuern konnten. Und die Sprecherin des US-Außenministeriums, Marie Harf, zog die tägliche Pressekonferenz extra um mehrere Stunden vor und erschien dann im USA-Sweatshirt. "Ich bin ein ziemlich großer Fan", sagte sie. "Es geht um Sport-Diplomatie und darum, die Menschen zusammenzubringen."

Richtig gefeiert wurde auf vielen Fanmeilen. Ob in Chicago oder Kansas City - auf den Plätzen mit Public-Viewing-Angeboten herrschten deutsche Verhältnisse - jedenfalls beinahe. Bier musste in Pappbechern oder braunen Papiertüten versteckt werden, denn öffentlicher Alkoholgenuss ist fast überall ein tabu. An Enthusiasmus ließen es die Zuschauer aber trotzdem nicht mangeln.

In der Hauptstadt Washington kamen Hunderte auf den Dupont Circle zur Party der Deutschen Botschaft. Es hielt sie nicht lange auf ihren Decken und Campingstühlen - zu spannend war der Kampf um den Einzug in die Endrunde. Die Schlachtrufe der vielen Deutschen - viele arbeiten für internationale Organisationen in Washington - wurden meist übertönt von lauten "USA, USA, USA"-Chören. Doch alles blieb freundschaftlich: "Wir haben zwar verloren, aber wir sind trotzdem weiter und das ist die Hauptsache", sagte der Amerikaner Jeremy (32).

Auch auf dem Rathausplatz mitten in San Francisco war die Stimmung ausgelassen - obwohl es früh am Tage war. Die 16-jährige Amerikanerin Hela aus Concord jubelte sogar für das DFB-Team mit. "Ich habe Verwandte in Deutschland, mein ganzes Leben lang bin ich ein Deutschland-Fan gewesen. Als Deutschland das Tor geschossen hat, bin ich aufgesprungen und habe laut geklatscht." Ihre Freundin Alexandra (17) rümpfte die Nase: "Das ist echt nicht Okay", meinte die Schülerin grinsend. "Ich halte natürlich zu meinem Land!".

In der Millionenstadt New York trafen sich die "Soccer"-Fans vor allem in den vielen Kneipen. "Für uns ist die WM ein Segen", sagte Barbesitzer Anthony King. "Wenn gespielt wird, ist der Laden voll. Und es werden beim Fußball immer mehr."

Fußball werde immer beliebter, meinte auch Chris McShea. "Und unsere Jungs sind doch richtig gut geworden. Nicht so gut wie die Deutschen, aber gut." Sein Freund Mike Storm bevorzugt trotzdem "Spiele, in denen etwas passiert". Seine Erläuterung: "Sorry, aber Soccer ist manchmal ein bisschen lahm. Aber ich freue mich über jeden Sport - und jeden Grund, ein gutes Bier zu trinken."

Christopher Barnett hingegen hat schon immer Fußball geliebt. "Klar, Mann, meine Eltern sind aus Jamaika!" Auf sein US-Team ist er stolz: "Sie sind so viel besser geworden. Es macht richtig Spaß, zuzugucken." Die Niederlage habe ihn nicht gestört. "Erstens sind wir eine Runde weiter. Und zweitens hatte ich eine Wette laufen. Auf Deutschland." Ein junger New Yorker sitzt im ganzen Trubel fast desinteressiert am Tresen. Kein Fußballfan? "Klar", sagte er grinsend. "Aber ich bin Brasilianer. Ist mir doch egal, wen von Euch wir im Finale sehen."

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