Fußball:Schmäh aus der Heimat für Alaba & Co.

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Bordeaux (dpa) - Reden wollte David Alaba eher nicht. Demonstrativ lustlos stand Österreichs Starspieler in den Katakomben des Stadions von Bordeaux, nahm erst auf Zureden einer Pressesprecherin seine Kopfhörer ab.

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Bordeaux (dpa) - Reden wollte David Alaba eher nicht. Demonstrativ lustlos stand Österreichs Starspieler in den Katakomben des Stadions von Bordeaux, nahm erst auf Zureden einer Pressesprecherin seine Kopfhörer ab.

Dann bequemte sich der Fußballprofi aus München nach der unerwarteten 0:2-EM-Niederlage gegen Außenseiter Ungarn dazu, in kürzester Form gerade einmal zwei Fragen zu beantworten - und sich dann abzudrehen. „Die Enttäuschung ist natürlich groß“, flüsterte Alaba in die Mikrofone. „Es hat einfach nicht sein sollen. Wir müssen den Kopf nach vorne richten.“ Die Frage nach den Gründen ließ der Österreicher, der sonst im Internet so mitteilungsfreudig ist, nicht mehr zu.

„Von Österreichs Star darf man mehr erwarten“, schrieb der Kurier - und meinte damit die Leistung auf den Platz. Und in der „Kronen-Zeitung“ hieß es am Mittwoch: Im Teamtrikot sah man den Bayern-Spieler schon sehr viel stärker.

Die Kritik in der Heimat war teilweise scharf, nicht nur an Alaba. „Der Standard“ lästerte mit Wiener Schmäh: „Auch die Passqualität des Bayern war an diesem Tag alles andere als erster Schlagobers, Hektik die Mutter des Fehlstarts.“

Die Erwartungen in Österreich waren riesig. Vom Portal „oe24.at“ war die mehrheitlich von Bundesligaprofis gebildete Mannschaft sogar als „Wunderteam“ bezeichnet worden. Umso schmerzlicher war die Niederlage gegen den Nachbarn, dessen Profis in Deutschland meistens auf der Bank sitzen. Das schnelle Aus droht nun schon gegen Portugal.

Gerade von Alaba, der in Österreich ein Superstar ist, erwarten die Austria-Anhänger besonders viel. Doch nach seinem frühen Stangenschuss, wie der Pfostentreffer in seiner Heimat heißt, konnte der Münchener Profi kaum mehr Akzente setzen. Er rannte sich häufig in der dichten Defensive der Ungarn fest.

Die Show stahl dem Münchener Champions-League-Sieger mit Laszlo Kleinheisler ein Spieler, der in der Bundesliga für Werder gerade einmal sechs Einsätze absolviert hatte und in Bordeaux als „Man of the Match“ ausgezeichnet wurde. Die Tore schossen Adam Szalai und Zoltan Stieber, bei ihren Clubs in Hoffenheim und Hamburg unerwünscht.

„Er spielt im Zentrum bei uns und bei den Bayern Linksverteidiger - das ist ein kleines Problem“, klagte Austria-Trainer Marcel Koller, als die Sprache auf Alaba kam. Auf kritische Fragen nach der Leistung antwortete der Coach: Wenn er das Tor schießt, sieht es anders aus.

Nicht nur die Mannschaft als Tabellenletzter, auch der Schweizer Trainer steht nun am Samstag gegen Portugal im Pariser Prinzenpark gehörig unter Druck. Die „Kronen-Zeitung“ fragte bereits: Wie konnte das passieren, Herr Koller?

Das Blatt gab ein wichtigen Teil der Antwort selber. Österreich spielte „hektisch, auffällig nervös und ungenau“ analysierte die Boulevardzeitung und beklagte, dass „Führungsspieler wie Alaba oder Arnautovic viel zu wenig Präsenz zeigten“.

Am Tag nach der Auftaktpleite gab sich Koller kämpferisch. „Jetzt gilt es wieder aufzustehen“, sagte Koller im Teamquartier in Mallemort. „Es bringt bei so einem Turnier nichts, lange zu jammern. Wir müssen den Fokus auf das Spiel gegen Portugal richten.“

Ob er dabei auf Spielmacher Zlatko Junuzovic bauen kann, steht noch nicht fest. Der Bremer Mittelfeldspieler war gegen Ungarn mit einer Knöchelverletzung ausgeschieden. Man müsse nun von Tag zu Tag schauen, hieß es aus dem Austria-Lager.

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