Fußball:Rooney & Co. sagen «Sorry» zu England Fans

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Rio de Janeiro (dpa) - Beim ersten WM-Training von Wayne Rooney & Co. in Rio de Janeiro plärrte "We are the Champions" aus den Lautsprechern. Am Tag nach dem schamvollen Aus hallen nur noch Anweisungen des Trainerstabs im Kasernenton über die malerische Anlage am Fuße des Zuckerhuts.

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Rio de Janeiro (dpa) - Beim ersten WM-Training von Wayne Rooney & Co. in Rio de Janeiro plärrte „We are the Champions“ aus den Lautsprechern. Am Tag nach dem schamvollen Aus hallen nur noch Anweisungen des Trainerstabs im Kasernenton über die malerische Anlage am Fuße des Zuckerhuts.

Bei gedrückter Stimmung sahen sich Rooney und Torwart Joe Hart auf Nachfrage zu entschuldigenden Worten an die eigenen Fans genötigt. „Uns tut es leid, dass wir nicht weitergekommen sind, wir haben unsere Leben dem Turnier gewidmet und leider hatten wir keinen Erfolg“, betonte Rooney vor den TV-Kameras, die sein „Sorry“ live in die Heimat übertrugen.

Mehrfach suchte der vermeintliche Superstar nach den richtigen Worten für das erste Vorrundenaus seit 56 Jahren. „Offensichtlich tut es weh. Es ist entscheidend, dass wir diesen Schmerz, den wir gerade fühlen, nehmen und erinnern. Beim nächsten Turnier wollen wir ihn nicht mehr spüren“, presste der 28-Jährige hervor. Hart pflichtete bei: „Gerade ist es ein seltsames leeres Gefühl. Ich habe alles für dieses Turnier gegeben. Es ist letztlich wirklich grausam.“

Da sich neben Frank Lampard auch Kapitän Steven Gerrard mit großer Wahrscheinlichkeit nach dem Turnier aus dem Nationalteam zurückziehen dürfte, gelten sowohl Hart als auch Rooney als mögliche Nachfolger. Obwohl der Stürmer von Manchester United nicht als der geborene Leader auffällt. Noch sei Gerrard der Captain, betonte Rooney. „Wenn sich das nicht ändert, kann ich diese Frage nicht beantworten. Wir respektieren ihn zu 100 Hundert Prozent.“

Auch für den Coach hatten die beiden Führungsspieler nur positive Worte und sprachen sich für den Verbleib von Roy Hodgson aus. „Roy ist der Mann, der uns vorwärtsbringen wird. Meiner Meinung nach hat er die Art, wie wir spielen, geändert. Man kann die Entwicklung sehen“, betonte Rooney, der ebenfalls nichts von einem eigenen Rückzug aus dem Nationalteam wissen wollte. Verbandschef Greg Dyke hatte Hodgson das Vertrauen bis 2016 ausgesprochen.

Die fehlenden Alternativen treiben England selbst nach dem historischen WM-Fehlschlag zur Alles-bleibt-gleich-Strategie auf dieser Position. Mit seinem raschen Machtwort für Hodgson versuchte Dyke die Lage um die krachend gescheiterten Three Lions zu befrieden - vorerst vergeblich. „Englands Schande“, titelte der konservative „Daily Telegraph“ am Tag nach dem endgültigen Aus in Großbuchstaben. „Roy Hodgson, die englischen Spieler und die FA sollten sich bei den Fans nach dem Weltmeisterschafts-Debakel entschuldigen.“

Noch bevor in Brasilien das erste Vorrunden-Scheitern seit 56 Jahren durch das 0:1 von Italien gegen Costa Rica besiegelt war, hatte Dyke den glücklosen Hodgson gestützt. „Wir denken, dass Roy einen guten Job gemacht hat und es ist ein Ansatz über vier Jahre und wir hoffen, bei der EM einen besseren Job zu machen“, erklärte der Funktionär das gültige Treuebekenntnis zu Hodgson.

Durch die Strategie, nach den Amtszeiten des Schweden Sven-Göran Eriksson und Fabio Capello aus Italien sowie einem Intermezzo von Steve McClaren nur noch auf englische Trainer zu setzen, hat sich die FA in eine Sackgasse manövriert. Es fehlen schlicht und einfach die Landsmänner, die das Format für diesen Posten haben: Gary Neville - als Assistent Teil der Hodgson-Ära, Stuart Pearce - zu früh, Liverpools Erfolgscoach Brendan Rodgers - Nordire. „Sollte Hodgson auch in Belo Horizonte erniedrigt werden, wäre es schwer für ihn zu bleiben“, orakelte „The Mirror“ dennoch mit Blick auf das eigentlich sportlich bedeutungslose letzte Spiel gegen Costa Rica.

Angesichts der zahlreichen Talente malte der FA-Vorsitzende Dyke selbst in einer der schwersten Stunden der schon lange nicht mehr gefürchteten Fußball-Nation das Bild einer verheißungsvollen Zukunft. „Ich denke, dass es eine wirkliche Chance gibt, dass wir uns entwickeln und 2022 gewinnen können - das ist das Ziel“, erklärte der Verbandsboss, warnte aber auch: „Wir wissen, dass wir ein Problem haben, dass nicht genug englische Spieler in der Premier League oder sogar in der Championship (2. Liga) spielen wie es einmal war. Deshalb ist das die Auswahl, die uns geblieben ist.“

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