Fußball:Primera División im Kaufrausch - «Krise vergessen»

Lesezeit: 2 min

Madrid (dpa) - Wirtschaftskrise hin oder her: Die Chefs der spanischen Fußball-Clubs mit Real Madrid und dem FC Barcelona an der Spitze steuern bei der Suche nach Verstärkungen auf einen neuen Ausgaben-Rekord zu. Bis Anfang August hatte man rund 415 Millionen Euro ausgegeben.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Madrid (dpa) - Wirtschaftskrise hin oder her: Die Chefs der spanischen Fußball-Clubs mit Real Madrid und dem FC Barcelona an der Spitze steuern bei der Suche nach Verstärkungen auf einen neuen Ausgaben-Rekord zu. Bis Anfang August hatte man rund 415 Millionen Euro ausgegeben.

Das sind bereits knapp 35 Millionen mehr als die 382 Millionen im vergangenen Sommer. „La Liga hat die Krise endgültig vergessen“, stellte dieser Tage die Sportzeitung „As“ fest. Noch vor zwei Jahren war die Primera División mit Ausgaben von 132 Millionen Euro in Europa auf Rang sechs abgerutscht. Doch nun lautet die Devise: „Adiós Zurückhaltung.“ In diesem Sommer liegt nur die Premier League, die 2013 mit 745 Millionen eine Bestmarke aufgestellt hatte, vor den Spaniern. Chelsea, ManUnited, Manchester City, Arsenal, Liverpool & Co. gaben bisher gut 600 Millionen Euro aus, bei den Engländern verteilen sich die Ausgaben aber viel breiter.

Viele Beobachter meinen, dass der spanische Ausgaben-Rekord aus dem Sommer 2007, als man kurz vor Beginn der Wirtschaftskrise auf der iberischen Halbinsel zusammen 540 Millionen ausgab, geknackt werden könnte. Zumal es bis zum Ende der Transferperiode am 31. August noch mehr als drei Wochen sind und die Einkaufs-Wut ungebrochen scheint.

Nach Medienberichten soll der Wechsel des kolumbianischen Starstürmers Radamel Falcao von Monaco zu Real Madrid fast perfekt sein. Der FC Barcelona mache sich derweil eher um die Stabilität seiner Hintermannschaft Sorgen und sei hinter dem Belgier Thomas Vermaelen und dem Kolumbianer José Guillermo Cuadrado her, hieß es.

Dabei haben die beiden „Gigantes“ schon kräftig zugeschlagen. Für insgesamt 143 Millionen holte Barça den deutschen Nationaltorwart Marc-André ter Stegen, den chilenischen Keeper Claudio Bravo, den früheren Schalker Ivan Rakitic, den nach seinem WM-Beißskandal noch gesperrten uruguayischen Starstürmer Luis Suárez und Abwehrmann Jérémy Mathieu. Champions-League-Sieger Real machte 110 Millionen locker und verpflichtete Kolumbiens Supertalent James Rodríguez, Costa Ricas WM-Schlussmann Keylor Navas und den deutschen Weltmeister Toni Kroos. Mit Shkodran Mustafi verstärkte sich auch der FC Valencia mit einem deutschen Weltmeister.

Erstmals überhaupt avancierten die Torhüter zu Hauptdarstellern des spanischen Wechsel-Karussells. Meister Atlético Madrid heuerte für insgesamt 95 Millionen neben dem „Bayern“ Mario Mandzukic und dem französischen Flügelflitzer Antoine Griezmann auch den slowenischen Keeper Jan Oblak von Benfica Lissabon an. Nur fünf der 20 Erstligateams beteiligten sich nicht an Geschäften mit Torwächtern.

Ter Stegen bereut es bisher nicht, nach Spanien gewechselt zu sein - obwohl sein neuer Verein mit Bravo nach der WM einen gefährlichen Konkurrenten geholt hat und der Kampf um die Nummer eins im katalanischen Tor voll entbrannt ist. „Die Kameraden haben mich hier toll empfangen, unterstützen mich sehr. Wir haben auch privat ein gutes Verhältnis, das ist auch sehr wichtig“, wurde der frühere Mönchengladbacher dieser Tage auf der Homepage des Clubs zitiert. Wenn es mit der Sprache nicht klappt, steht dem 22-Jährigen Rakitic zur Seite, der die letzten dreieinhalb Jahre in Sevilla gekickt hat.

Spanisch ist Bravos Muttersprache. Insofern hat der Chilene wohl einen Vorteil vor ter Stegen. Gegen den SSC Neapel unterlief aber dem Mann, der bei der WM in Brasilien durch viele Glanzparaden auffiel, am Mittwoch in Genf ein folgenschwerer Patzer: Er ließ einen harmlosen Schuss des Schweizer Nationalspielers Blerim Dzemaili durch die Hände rutschen und besiegelte die erste Testspiel-Niederlage seines Teams. „Alles läuft hier perfekt, besser als erwartet“, meinte ter Stegen - noch vor dem Spiel gegen Neapel.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: