Fußball:Nach Fan-Tod in Spanien: Clubs schließen Ultras aus

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Madrid (dpa) - Der Tod eines spanischen Fußball-Fans bei schweren Krawallen hat schon zwei Tage nach der Tragödie erste Konsequenzen: Die Vereine der verwickelten Fans, Meister Atlético Madrid und Deportivo La Coruña, gaben den endgültigen bzw. zeitweiligen Ausschluss der Ultra-Gruppen bekannt.

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Madrid (dpa) - Der Tod eines spanischen Fußball-Fans bei schweren Krawallen hat schon zwei Tage nach der Tragödie erste Konsequenzen: Die Vereine der verwickelten Fans, Meister Atlético Madrid und Deportivo La Coruña, gaben den endgültigen bzw. zeitweiligen Ausschluss der Ultra-Gruppen bekannt.

Die Führung von Atlético teilte mit, die Gruppe „Frente Atlético“ sei ab sofort nicht mehr der offizielle Fanclub des Vereins. Angehörigen der Organisation, die Mitglieder des Vereins seien, solle die Mitgliedschaft auf Lebenszeit gekündigt werden, hieß es.

Deportivo will nach eigenen Angaben bei den nächsten beiden Heimspielen - am Mittwoch im Pokal gegen den FC Málaga und am Samstag im Liga-Duell gegen den selben Gegner - jene Tribüne „symbolisch schließen“, die für die Ultras reserviert ist. Weitere Maßnahmen könnten in den nächsten Tagen folgen, ließ man wissen.

Am Montag hatte die oberste Sportbehörde des Landes (CSD) nach einer Krisensitzung der Anti-Gewalt-Kommission des Ministeriums für Inneres angekündigt, man erwäge unter anderen Maßnahmen die Ultras aus allen Stadien zu verbannen. Das Vorgehen will die Regierung am Donnerstag bei einem Treffen mit Vertretern der Profiliga LFP und des RFEF-Verbandes beraten und beschließen.

21 Fans, die nach den Krawallen festgenommen worden waren, wurden unterdessen am Dienstag dem Ermittlungsrichter in Madrid zum Verhör vorgeführt. Die Polizei legt ihnen unter anderem Beteiligung an einer Massenschlägerei sowie Widerstand gegen die Staatsgewalt zur Last. Eine Anzeige wegen Totschlags werde noch nicht erwogen, berichteten Medien unter Berufung auf die zuständigen Behörden.

Vor dem Liga-Spiel zwischen Atlético und Deportivo (2:0) war es zu schweren Ausschreitungen gekommen. Rund 200 Ultras gingen in der Nähe des Atlético-Stadions mit Stöcken, Messern und Flaschen aufeinander los. Ein Deportivo-Fan wurde in den Fluss Manzanares geworfen. Der 43-Jährige erlitt einen Herz- und Atemstillstand und eine Gehirnerschütterung. Er starb wenige Stunden später im Krankenhaus.

Die Ausschreitungen lösten in ganz Spanien Erschütterung und Empörung aus. „Heute ist einer der traurigsten Tage in der Geschichte des spanischen Fußballs“, sagte Deportivo-Trainer Víctor Fernández. Die Gewalt im Fußball forderte in Spanien nach amtlichen Angaben seit 1982 elf Menschenleben.

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