Fußball:Messis Kampf um Anerkennung und seine Liebe zum Ball

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Belo Horizonte (dpa) - Lionel Messi will eigentlich immer nur eines: den Ball. Schon beim schnöden Warmlaufen auf dem Platz im WM-Camp in Belo Horizonte oder vor den Spielen - Messi sucht immer nach dem nächstmöglichen Spielgerät.

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Belo Horizonte (dpa) - Lionel Messi will eigentlich immer nur eines: den Ball. Schon beim schnöden Warmlaufen auf dem Platz im WM-Camp in Belo Horizonte oder vor den Spielen - Messi sucht immer nach dem nächstmöglichen Spielgerät.

Er ist ein Fußballer, der intuitiv handelt. Einer, der in dem Moment inspiriert wird, in dem er den Ball hat. Und wenn er ihn hat, „ist das ein Zeichen der Hoffnung“ für die Mannschaft, sagte sein aktueller Nationalcoach Alejandro Sabella.

Mittlerweile ist es auch ein Zeichen der Hoffnung in Messis Herkunftsland. Dass er der Nation im Alter von gerade mal 13 Jahren den Rücken kehrte, um beim FC Barcelona unterzukommen, traf die stolzen Argentinier. Ein Diego Maradona spielte erstmal sechs Jahre bei den Argentinos und den Boca Juniors, um 1982 zu den Katalanen zu wechseln. Maradona war damals 21. Mit 21 Jahren stand auf Messis Visitenkarte schon zweimal spanischer Meister, zweimal spanischer Super-Cup-Sieger - und einmal Champions-League-Gewinner.

Zwei weitere Triumphe in der europäischen Königsklasse kamen hinzu, unter anderem auch noch vier Meistertitel. Viermal nacheinander wurde Messi zum Weltfußballer gekürt.

Nur eins fehlt. Ein großer Erfolg mit der Nationalmannschaft. 2006 feierte Messi während der WM seinen 19. Geburtstag in Deutschland. Sportlich lief es trotz des ersten WM-Tores beim 6:0 über Serbien-Montenegro nicht besonders. Im Viertelfinale ließ Trainer José Pekerman den damals schon weltweit bestaunten Teenager auf der Bank. Dass Messi seinerzeit im Berliner Olympiastadion seine Fußballschuhe auszog, als sein Coach das Auswechsel-Kontingent erschöpft hatte, machte ihm die Suche nach Akzeptanz in Argentinien nicht einfacher. „Ich weiß, dass die Leute sagen, ich hätte nicht unter unserem Ausscheiden gelitten“, räumte Messi damals ein.

Einer wie Messi kann aber nicht verlieren. Tut er es, weint er, am liebsten alleine irgendwo in der Kabine. Selbst nach schier unzähligen Erfolgen schmerzen Niederlagen noch immer. Erst recht im Trikot mit den himmelblauen und weißen Streifen. Dem Trikot seines Heimatlandes, in dem ihm lange weniger Anerkennung entgegenschlug als in Europa. Dass vor der WM ein Buch mit dem Titel „El Patriota“ (Der Patriot) erschien, sagt einiges.

Dabei war Messis Umzug nach Europa keine Flucht aus Argentinien bzw. aus Rosario. Der Stadt der Fußballer. Der Stadt, aus der unter anderem seine Auswahlkollegen Ángel di Maria, Ezequiel Lavezzi, Maxi Rodríguez und Ezequiel Garay oder der 78er Weltmeister-Trainer César Luis Menotti kommen. Eine weitere Zukunft hatte Vater Jorge für seinen Sohn bei den Newell's Old Boys nicht mehr gesehen.

Die notwendigen Kosten für die Behandlungen von Messis Wachstumsstörungen konnte die Familie nicht viel länger aufbringen - und der Verein wollte es nicht komplett übernehmen.

Schon auf dem kurzen Flug am 15. Februar 2001 von Rosario nach Buenos Aires flossen die Tränen. Die Zeit, die in Barcelona folgte, wurde für Messi auch nicht leicht: Sein argentinischer Akzent erschwerte es dem Neuankömmling in Katalonien. Das, was er am besten kann und am liebsten macht, half ihm aber. Messi spielte schon damals, wie er später weltberühmt wurde. Bekam er den Ball, narrt er einen, zwei, drei Gegenspieler und schießt ein Tor. So erzielte er auch sein erstes Tor im Nationaltrikot, vor zehn Jahren im Juni 2004 bei einem Spiel der U 20.

Ein Jahr später wurde Messi Junioren-Weltmeister, mit sechs Treffern Torschützenkönig und bereits mit Diego Maradona verglichen. „Mit seiner tollen Form war er in den Niederlanden tatsächlich so entscheidend wie kein einzelner Spieler mehr, seit 'Dieguito' die Fans 1979 in Japan zu atemlosem Entzücken hinriss“, schrieb der Weltverband FIFA.

2006 gehörte Messi zum WM-Team der Argentinier in Deutschland. Acht Jahre später ist aus dem schüchtern wirkenden Wunderfußballer, der eher flüsternd nuschelte, ein Kapitän geworden, der auch öffentliche Kritik am Trainer nicht scheut. Seine Spielweise ist noch effizienter geworden. Vielleicht auch, weil er immer spielen will. Nur war der Argentinier mit dem „elektrisierenden Speed“ (New York Times) in der vergangenen Saison wochenlang verletzt und ausgefallen.

Bei der WM in Brasilien muss Lionel Messi noch ein Spiel durchhalten. Gewinnt er es und gelingt ihm sogar der entscheidende Treffer, wird es nur eines geben, das er lieber in den Händen halten wird als den so geliebten Ball: die WM-Trophäe.

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