Fußball:Löw: «Ich hätte mir von der Mannschaft mehr erwartet»

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Nürnberg (dpa) - Fragen an Bundestrainer Joachim Löw in der Pressekonferenz nach dem 4:0 der Fußball-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation gegen Gibraltar in Nürnberg.

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Nürnberg (dpa) - Fragen an Bundestrainer Joachim Löw in der Pressekonferenz nach dem 4:0 der Fußball-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation gegen Gibraltar in Nürnberg.

Können Sie mit diesem Auftritt gegen Gibraltar zufrieden sein?

Joachim Löw: Ich bin nicht zufrieden, weil ein 4:0 ganz einfach für uns zu wenig ist und zu wenig Tore gefallen sind. Ich hätte mir von der Mannschaft mehr erwartet. In der ersten Halbzeit haben wir es geschafft, ein paar Chancen herauszuspielen und drei Tore zu erzielen. Aber in der zweiten Halbzeit hatten wir nicht mehr viele Torchancen und haben auch nicht mehr dieses Tempo gespielt und sind nicht mehr diese Wege gegangen, die wir unbedingt hätten gehen müssen.

Sie wollten Ihren Spielern das Wochenende freigeben. Bleibt es dabei?

Löw: Ich werde es mir nicht anders überlegen. Es ist auch nicht notwendig, dass die Spieler zwei Tage im Hotel sitzen. Was das Training betrifft, können wir keine Akzente setzen in ein, zwei Tagen. Die Spieler müssen auch wieder ihre Englischen Wochen absolvieren. In der Champions League und in der Bundesliga sind sie gefordert. Von daher glaube ich, dass es einfach Sinn macht, bis Sonntagabend freizugeben.

Sind Sie beeindruckt von dem Auftritt Gibraltars?

Löw: Ich war nicht beeindruckt von Gibraltar. Ich habe gesehen, dass Gibraltar gelernt hat zu verteidigen. Sie müssen verteidigen, sie spielen immer so. Sie werden beim Verteidigen immer besser, umso länger sie zusammenspielen. Aber wenn wir unser Spiel mit aller Konsequenz durchgezogen hätten, hätten sie einige Tore mehr kassiert.

Wie erklären Sie sich den Leistungsabfall nach der WM?

Löw: Es war einfach zu erwarten, dass bei so einem großen Erfolg die Spannung auch mal abfällt und die Spieler im Kopf müde werden. Das hatte ich gedacht, dass es so kommt. Im neuen Jahr, nach einer Winterpause und drei Wochen Vorbereitung, bin ich mir sicher, dass sie auch körperlich und geistig frischer sind.

Warum fehlte auch heute die geistige Frische?

Löw: Man hat gemerkt, dass wir noch ein Spiel haben und einige Spieler froh sind, wenn dieses WM-Jahr mal abgeschlossen ist. Wir hatten die zu erwartenden Schwierigkeiten nach so einem Erfolg. Und in der Qualifikation stehen wir nicht da, wo wir stehen wollen. Von daher müssen wir schauen, dass der Abschluss gegen Spanien noch positiv sein muss und wir ein gutes Spiel machen, ein anderes Spiel machen als heute. Und im nächsten Jahr gibt es dann das eine oder andere, das mir wichtig erscheint.

Gab es zu viele Ablenkungen für die Weltmeister?

Löw: Ich denke, es waren viele Ehrungen und Feierlichkeiten. Wir müssen das mit Ende dieses WM-Jahres aus den Köpfen bekommen, dann einen Strich ziehen und uns richtig vorbereiten für das nächste Turnier.

Haben Sie nur negative Dinge gesehen oder auch positive?

Löw: Ich sage es so: Von dem Einen oder Anderen hätte ich in dem Spiel mehr erwartet, mehr Zug zum Tor, mehr Torgefahr, mehr Torabschlüsse. Der Gegner hat nichts getan, außer zu warten bis wir zum Sechzehner kommen. Da muss man die Dinge besser lösen. Von dem einen oder anderen Spieler, der eine Chance bekommen hat, hätte ich mir mehr erwartet. Da muss mehr kommen.

Bezieht sich diese Einschätzung auch auf Lukas Podolski?

Löw: Der Lukas hatte in der ersten Halbzeit gute Aktionen. Es ist immer so, wenn er in die Tiefe geht, wenn er nach vorne geht, dann ist der Lukas gefährlich, wie beim zweiten Tor von Müller. Das sind seine Aktionen. Daran muss er jetzt wieder denken und arbeiten. Beim Lukas ist es aber auch so, dass ich weiß, dass es für ihn momentan schwierig ist, 90 Minuten hohes Tempo zu gehen. Das ist einfach so, weil der Lukas ein Spieler ist, der Praxis und Wettkämpfe braucht. Dann hat Lukas die Qualität. Im Moment muss man leider sagen, hat er das fast ein halbes Jahr nicht. Letztendlich müssen wir überlegen und er sich auch, was das nächste Jahr für ihn bringt.

Nun geht es gegen Spanien. Wird dieses Spiel vielleicht sogar leichter?

Löw: Das Spiel gegen Spanien ist ein ganz anderes Spiel. Spanien hat eine ganz andere Spielanlage, eine andere Qualität. Spanien ist eine Mannschaft, die in der Offensive gut ist, die in der Spielanlage gut ist. Gibraltar spielt völlig anders. Von daher wird es eine andere Aufstellung und ein anderes Spiel.

Haben Sie noch eine Rechnung mit Spanien offen?

Löw: Das Spiel ist alles, nur keine Revanche für irgendein Spiel, was vielleicht 2010 verloren ging oder 2008. Das ist passé und spielt für beide keine Rolle. Die Spanier haben auch nicht alle Mann an Bord. Daher wird es ein Spiel unter anderen Voraussetzungen. Beide Mannschaften wollen am Jahresende zeigen, was in ihnen steckt. Wir wollen gewinnen.

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