Fußball:Löw fehlt ein Balotelli - Suche nach «anderen Lösungen»

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Mailand (dpa) - Das Bild des jubelnden Mario Balotelli hat sich eingebrannt im Hirn von Joachim Löw und seinen Spielern. Wenige Meter neben Deutschlands hilflosem Kapitän Philipp Lahm spannte der Sohn ghanaischer Immigranten die Muskeln seines nackten Oberkörpers an und ballte die Fäuste.

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Mailand (dpa) - Das Bild des jubelnden Mario Balotelli hat sich eingebrannt im Hirn von Joachim Löw und seinen Spielern. Wenige Meter neben Deutschlands hilflosem Kapitän Philipp Lahm spannte der Sohn ghanaischer Immigranten die Muskeln seines nackten Oberkörpers an und ballte die Fäuste.

„Das hat an den Nerven gezerrt, absolut“, erinnerte der Bundestrainer an die zwei Tore von Balotelli im EM-Halbfinale 2012, die Löw, die Nationalmannschaft und das deutsche Fußball-Volk in einen Schockzustand versetzt hatten. Balotellis Stürmerkollegen auf der Gegenseite, Mario Gomez und Miroslav Klose, hatten damals in Warschau nichts entgegenzusetzen.

So einen Brecher wie Balotelli kann Löw auch im 32. Duell mit dem viermaligen Weltmeister Italien in Mailand nicht aufbieten. Das Thema Stürmer entwickelt sich für den DFB-Chefcoach sieben Monate vor dem WM-Start in Brasilien zu einer schwierigen Tüftelei. Der 35-jährige Klose, mit 130 Länderspielen der Erfahrenste und mit 68 Toren auch Erfolgreichste in Löws Offensivabteilung, muss wegen einer Schulterverletzung wieder mal aussetzen. Gomez ist sogar schon seit Wochen wegen einer Knieblessur außer Gefecht. Und Stefan Kießling, den Bundesligatorschützenkönig von Bayer Leverkusen, ordnet Löw weiterhin nur beschränkte WM-Tauglichkeit als Notnagel zu.

Der Bundestrainer will die Situation noch nicht zu dramatisch malen und macht seinen Stürmerpatienten sowie sich selbst Hoffnung. „Mario war in München auch im Hotel, hat eine Trainingseinheit mitgemacht“, berichtete er von der Rehabilitationsarbeit des Ex-Münchners Gomez. „Ich habe das Gefühl, dass es stark aufwärtsgeht. Er will nächste Woche in das Training einsteigen“, ergänzte Löw.

Die jüngste Bilanz aber dokumentiert den schmalen Grat beim 28 Jahre alten Wahl-Italiener. Ganze 93 Minuten hat Gomez in den zwölf Länderspielen 2013 absolviert, 56 beim 2:1-Sieg in Frankreich, 37 beim 3:3 gegen Paraguay - kein Tor. In der jüngsten WM-Qualifikation kam der Stürmer des AC Florenz überhaupt nicht zum Einsatz.

Auch Kloses Bilanz blieb wegen mehrerer Verletzungspausen eher bescheiden. 290 von 1080 möglichen Minuten stand der 35-Jährige in diesem Jahr im DFB-Trikot auf dem Platz, er traf immerhin viermal. Lukas Podolski, ebenfalls schon länger verletzt, schaffte 2013 keinen Länderspiel-Treffer. Das Toreschießen mussten in der WM-Ausscheidung andere übernehmen: Mesut Özil (8) und Marco Reus (5), die höchstens als „falsche Stürmer“ WM-Alternativen wären, trafen am häufigsten. „Wir müssen andere Lösungen finden“, erklärte Löw in Sachen Stürmer vor dem Wiedersehen mit Balotelli.

Max Kruse (25), durch die zeitlich komplizierte US-Reise im Mai eher durch die Hintertür in die Nationalmannschaft gerutscht, ist inzwischen der Hoffnungsträger. „Es ist immer eine Freude, ihn im Training zu sehen, weil er in der Bewegung und im Abschluss stark ist“, lobte Löw den Gladbacher, der aber auch kein klassischer Stoßstürmer und von der Urgewalt eines Balotelli weit entfernt ist. „Marco Reus und Andre Schürrle sehe ich als Außenspieler. Thomas Müller kann auch im Zentrum spielen, ist aber außen noch wertvoller“, ergänzte Löw.

Öffnet sich 2014 womöglich doch noch einmal die Tür für Notnagel Kießling? Der 29-Jährige gehörte 2010 bei der Weltmeisterschaft in Südafrika letztmals zum DFB-Kader, kam zu zwei Kurzeinsätzen. Seine Nationalmannschafts-Bilanz lautet: Sechs Länderspiele - kein Tor!

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