Fußball:Krachmacher in gelb-grün: Beliebt ist, was laut ist

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São Paulo (dpa) - Binnen weniger Minuten muss Verkäufer Milton Ferreira Dias mehrere Kunden enttäuschen.

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São Paulo (dpa) - Binnen weniger Minuten muss Verkäufer Milton Ferreira Dias mehrere Kunden enttäuschen.

„Die Perücken sind bereits seit Tagen ausverkauft“, sagt der kleine Mann und verweist auf ein anderes Geschäft. Er steht vor einer grün-gelben Wand aus Fanartikeln. Es gibt Sonnenbrillen, Hüte in allen Formen und Größen, Schminke, und in der obersten Regalreihe stehen kleine Plastik-Pokale - doch die Perücken sind nach vier Wochen Fußball-Weltmeisterschaft alle weg.

Für die Verkäufer in São Paulos Einkaufsstraße „Rua 25 de Março“ bedeutete jeder Sieg der brasilianischen Seleção bei der WM auch geschäftlichen Erfolg. Normalerweise wird hier von Nähzeug über Schmuck und Fernsehern bis zu Kochlöffeln alles angeboten. Das meiste sehr billig und oft von kurzer Haltbarkeit.

Doch beinahe jeder Laden hat seine Auslage zur WM umgeräumt, das Angebot erweitert. Die normale Auslage rückt zur WM in den Hintergrund. Gelb-grüne Fanartikel aus Plastik zieren die Eingangsbereiche der meisten Läden. Von den Decken baumelt Lametta, Girlanden und Luftballons mit Brasilien-Flaggen schmücken Eingang und Regale. Die kleinen Geschäfte scheinen überzuquellen vor grün-gelben Produkten. Die Straßen tragen Brasilien-Trikots und preisen die Shirts mit Neymars Namen an, an ihren Wagen hängen Glitzershirts und Fahnen. Selbst die Stoffläden haben die gelb-grünen Rollen nach Vorne geräumt.

Bei der WM 2010 in Südafrika dominierten Vuvuzelas die Geräuschkulisse der Stadien. Das wollte die brasilianische Regierung mit einem Stadionverbot der Krachmacher vermeiden. Mit mäßigem Erfolg. Zwar bleibt es in den Stadien ruhig, doch: „Die Vuvuzela ist unser Verkaufsschlager“, erzählt Verkäufer José Lidio. Nicht minder beliebt: Die Conetinha, eine kleine Plastiktröte, ebenso die handliche Caxirola des Songwriters Carlinhos Brown. Überhaupt kommt alles gut an, was irgendwie Krach macht.

Ein paar Läden weiter steht Joao Ambar vor seinem Laden und setzt einem Kunden einen Hut auf. Natürlich in Brasilien-Farben. Der Ladenbesitzer hat zur WM im eigenen Land zum ersten Mal sein Sortiment um Fanartikel erweitert: „Wir waren überrascht, wie gut das Geschäft läuft“, sagt der Mann mit den grauen Haaren. Seine Angestellten tragen Perücken und Hüte, er selbst hält sich zurück. „Aber die Konkurrenz ist groß: Jeder hat das gleiche Angebot, da läuft es nicht für alle so gut“, sagt Ambar.

Kurz vor den Spielen der Seleção schoben sich in den vergangenen Wochen noch mehr Menschen als sonst durch die schmale Straße. „Wenn Brasilien ins Finale gekommen wäre, hätten wir wohl noch einmal richtig viel verkauft“, sagt ein Verkäufer. Bis zum Wochenende sei aber ja noch etwas Zeit, zeigt er sich optimistisch. „Wir feiern das Spiel trotzdem noch.“

Eines wird der letzte Auftritt der brasilianischen Nationalmannschaft am kommenden Samstag mit Sicherheit schaffen: Während des Spiels der Seleção wird die „Rua 25 de Março“ menschenleer sein. Das gelb-grüne Farbenmeer verschwindet dann zum letzten Mal hinter grauen Rollläden.

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