Fußball:Kolumbien hebt Pekerman in den Himmel: «Pure Magie»

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Bogotá (dpa) - Staatspräsident Juan Manuel Santos hat José Pekerman längst die kolumbianische Staatsbürgerschaft angetragen. Der Nationaltrainer der "Cafeteros" zögerte bisher, weil ihm das Angebot nach der erfolgreichen WM-Qualifikation etwas zu spontan erschien.

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Bogotá (dpa) - Staatspräsident Juan Manuel Santos hat José Pekerman längst die kolumbianische Staatsbürgerschaft angetragen. Der Nationaltrainer der „Cafeteros“ zögerte bisher, weil ihm das Angebot nach der erfolgreichen WM-Qualifikation etwas zu spontan erschien.

Je später der 64-jährige Argentinier aber mit seinem kolumbianischen Team von der Fußball-Weltmeisterschaft aus Brasilien zurückkehrt, desto weniger wird er diesmal ablehnen können. Denn in seiner Wahlheimat gilt Pekerman als der Vater des unerwarteten Erfolges.

Francisco Maturana hatte Kolumbien 2001 zum Sieg bei der Copa América und damit zum bisher einzigen internationalen Titel geführt. Die heutige Mannschaft, lobte der Ex-Nationaltrainer, „ist ein Kunstwerk“. Sie steht am Samstag gegen Uruguay erstmals seit 1990 in einem WM-Achtelfinale und hat die Anden-Nation mit ihren 47 Millionen Einwohnern schon jetzt in einen Freudentaumel versetzt. Der Einzug unter die acht Besten wäre der größte Erfolg der Fußball-Geschichte.

Pekermans WM-Historie begann 1978 - als der Ex-Profi in Buenos Aires während des Endrundenturniers als Taxifahrer arbeitete. Nach seinem Chefcoach-Amt 2006 auf der Bank Argentiniens hat er noch eine Rechnung offen in Sachen Weltmeisterschaften: Im Viertelfinale war sein Team damals im Elfmeterschießen an Deutschland gescheitert und Pekerman hatte noch am gleichen Tag seinen Rücktritt erklärt. Bis heute haben es ihm seine Landsleute nicht verziehen, dass er damals Lionel Messi auf der Bank schmoren ließ. Auch in Kolumbien wurde Pekerman bei seinem Amtsantritt im Januar 2012 skeptisch empfangen: zu teuer, zu alt, zu leise in der Ansprache, zu wenig charismatisch, zu viele Assistenten, zu verschlossen mit seinen nichtöffentlichen Trainingseinheiten. Inzwischen liegen ihm die Experten zu Füßen.

Allein sein Handkuss hinauf auf die Tribüne zu Ehefrau Matilde nach dem Sieg gegen die Elfenbeinküste zeige sein großes Herz, schrieb die Zeitung „El Espectador“ begeistert. Als „Pure Magie“ bezeichnete „El Tiempo“ die Taten des Nationaltrainers: „Pekerman muss scheinbar nur mit den Fingern schnippen und dabei kommen Tore, Triumphe, Huldigungen, Beifallstürme, herzzerreißender Jubel und unglaubliche Emotionen heraus.“

Unter dem Argentinier waren die Kolumbianer um Torjäger Radamel Falcao, der nach einem Kreuzbandriss nicht rechtzeitig fit wurde für die WM, leichtfüßig durch die Qualifikation gestürmt. Hinter Argentinien wurde die „Tri“ Zweiter, besiegte unter anderem Uruguay mit 4:0, Chile mit 3:1 und spielte in Argentinien 0:0. „In Zukunft“, prophezeite Pekerman damals, „wird Kolumbien eine der großen Fußballnationen der Welt sein“.

So ist die Mannschaft um den hoch talentierten Dirigenten und dreifachen Torschützen James Rodríguez vom AS Monaco bisher auch bei der WM aufgetreten. „Seine Arbeit verlangt mir Respekt und Bewunderung ab. Er hat die Identität des kolumbianischen Fußballs wiederhergestellt“, lobte Carlos Valderrama, der Regisseur von 1990, jüngst in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“.

Dass der Chefcoach junge Spieler nach vorne bringen kann, hatte er schon in Argentinien bewiesen: Mit der U 20-Auswahl des Landes wurde er 1995, 1997 und 2001 Weltmeister. Kolumbien aber ist sein spätes Glück - ob mit oder ohne Pass.

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