Japanischer Fußball:König Kazu kickt immer weiter

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Nächster Abschied, nächste Vereinssuche: Kazuyoshi Miura, 54, hat den FC Yokohama verlassen - und will anderswo weiterkicken. (Foto: Kenzaburo Matsuoka/Aflosport/Imago)

Auch mit 54 denkt Stürmer Kazuyoshi Miura nicht ans Aufhören. Stattdessen sondiert der älteste aktive Fußballprofi der Welt Angebote - die Klubs wollen ihn aber nicht wegen seines Torriechers.

Von Thomas Hahn, Tokio

Schablonendenken ist einfacher als Visionen zu entwerfen, deshalb hat King Kazu aus Japan bestimmt Verständnis für die Masse der Einfältigen. Profifußballerkarrieren fangen mit 20 an und hören mit 35 auf - so kennen sie es, so finden sie es richtig, und King Kazu alias Kazuyoshi Miura lässt ihnen ihren Glauben, was soll's. Trotzdem weiß er es besser: Mit 15 Jahren ist er einst nach Brasilien gegangen, um in den Beruf des Fußballspielers einzusteigen. Jetzt ist er 54, hat immer noch elf Jahre bis zur Rente - und muss schauen, wie er wieder mehr Einsatzzeit bekommt. Beim japanischen Erstliga-Absteiger FC Yokohama kam er in der vergangenen Saison in Liga und Pokal vier Mal zum Zug, also hat er eine Vertragsverlängerung abgelehnt. Er sortiert nun diverse Angebote - acht an der Zahl, hat der König der Weiterspielenden mitgeteilt.

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Der Stürmer Kazuyoshi Miura ist der älteste aktive Fußballprofi der Welt. Als Obersenior des Gewerbes hat er seine Schuldigkeit im Grunde längst getan. Mit 48 Jahren wurde er der älteste Torschütze der J-League. Mit 50 der älteste Torschütze des gesamten Profifußballs. Mit 53 das älteste Startelfmitglied eines Erstligisten weltweit. Als einziger Berufskicker hat er in fünf Jahrzehnten gespielt. Er könnte es gut sein lassen. Aber er muss es nicht gut sein lassen, denn offenbar herrscht Bedarf an Altersrekordlern. Zumindest in Japan, wo der Respekt vor dem Alter ein lebendiges Kulturerbe ist.

Wo Kazuyoshi Miura spielt, ist die Aufmerksamkeit

Sportlich kann King Kazu mit den jungen Leuten seit mehr als zehn Jahren nicht mehr richtig mithalten. Aber die jungen Leute haben nicht, was er hat: den Glanz des Angejahrten, einen Trotz, der für die Weltpresse ein Spektakel ist. Jung und drahtig sind fast alle im Profifußball. Alt ist nur einer. Kazuyoshi Miura war in den 1990ern Japan-Meister, Nationalspieler, Asiens Fußballer des Jahres. Er ist ein Zeitgenosse Völlers und Klinsmanns. Er kommt aus einer anderen Ära. Das macht neugierig. Wo er spielt, ist die Aufmerksamkeit.

Deshalb will ihn zum Beispiel der ehrgeizige Amateurklub Nankatsu SC. Dessen Präsident Yoichi Takahashi, der Autor des populären Fußball-Mangas "Captain Tsubasa", hat erklärt: "Wir wollen ein Team, das wir voller Stolz der Welt präsentieren können. Schon die Tatsache, dass Kazu für uns spielt, wäre Wahnsinn."

Das wird Miura sicher klar sein, dass die Klubs ihn nicht wegen seines Torriechers anstellen wollen. Auch nicht wegen seiner reifen Spielanlage oder wegen seiner Erfahrung. Sondern weil es gute PR verspricht, wenn er Teil des Teams ist. Wahrscheinlich ist ihm das egal. Er liebt den Fußball, er kann nach eigener Aussage auch nichts anderes so gut. Das ständige Fortsetzen seiner Karriere ist sein Markenzeichen. Und die Bewerber sind nicht schlecht. Ein Dritt- und zwei Viertligisten sind angeblich darunter.

King Kazu hat die Wahl. Er sagt, er werde die Entscheidung "auf der Basis meiner Gefühle" fällen.

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