Fußball:«Keine Panik» bei Löw - Verzicht auf weitere Nachrücker

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Düsseldorf (dpa) - Das Selbstvertrauen ist unerschüttert. Ein Sieg gegen Irland und das damit verbundene Direktticket nach Brasilien sind für Joachim Löw trotz der vielen Ausfälle und der Stürmerdiskussion selbstverständlich.

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Düsseldorf (dpa) - Das Selbstvertrauen ist unerschüttert. Ein Sieg gegen Irland und das damit verbundene Direktticket nach Brasilien sind für Joachim Löw trotz der vielen Ausfälle und der Stürmerdiskussion selbstverständlich.

„Ich habe bei den Trainern keinen Moment der Panik verspürt, sondern großes Vertrauen in die Spieler, die man kennt und die man hat“, berichtete Teammanager Oliver Bierhoff vor dem vorletzten WM-Qualifikationsspiel am Freitag in Köln aus dem engsten Führungszirkel.

Das große Zittern, eine Nervenschlacht in der Relegation um das WM-Ticket wie vor zwölf Jahr kann sich bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft keiner mehr vorstellen. „Das schließe ich gedanklich aus“, erklärte Bierhoff am Dienstag ein wenig verwundert über die Frage, ob es jetzt noch zu einer ähnlichen Situation kommen könne wie vor der WM 2002. Damals hatte Deutschland unter Teamchef Rudi Völler erst in den K.o.-Spielen gegen die Ukraine die Fahrkarte zur WM gebucht. „Das war eine andere Situation“, betonte Bierhoff, der als Spieler dabei war: „Die Qualität heute ist eine andere.“

Auch die acht Absagen im Vorfeld des Qualifikations-Abschlusses gegen Irland und vier Tage später in Schweden haben am Selbstbewusstsein im DFB-Lager nichts geändert. „Wir brauchen einen Punkt. Unsere Mannschaft ist hungrig genug, das zu erreichen“, sagte Joachim Löw in Düsseldorf, wo der Bundestrainer sein Team am Dienstag zum ersten Training vor dem Irland-Spiel bat. André Schürrle fehlte dabei. Der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler des FC Chelsea absolvierte nach Angaben des DFB ein Rehabilitationsprogramm im Teamhotel.

Mit 22 Punkten und dem deutlich besseren Torverhältnis (+21) führt Deutschland die europäische WM-Qualifikationsgruppe C vor Schweden (17/+6) und Österreich (14/+8) an. Mit dem Gruppensieg würde sich DFB-Team direkt für das WM-Turnier im kommenden Jahr in Brasilien qualifizieren. „Alles andere als eine direkte Qualifikation wäre eine Enttäuschung“, unterstrich Bierhoff, der alle Fragen über Brasilien oder die anstehende Vertragsverlängerung mit der sportlichen Leitung abwehrte und auf die aktuellen Aufgaben verwies: „Trotz der Verletzungen müssen wir so viel Selbstbewusstsein und Ehrgeiz haben, das Spiel in Köln zu dominieren und zu gewinnen.“

Es ist alles gerichtet für den ersten „Matchball“ gegen die Iren. Anführer Bastian Schweinsteiger kehrt nach über einem halben Jahr Nationalmannschafts-Zwangspause in die Startelf zurück. Er und seine Bayern-Kollegen sind in bester Spiel- und Torlaune. Das Kölner Stadion ist mit 46 237 Zuschauern - darunter 3200 von der „Grünen Insel“ - ausverkauft. Große Probleme sieht der Bundestrainer in der Personalsituation deshalb nicht: „Das ist dann eben auch so. Schade, dass der eine oder andere jetzt fehlt bei den beiden Spielen. Aber ich denke, wir haben genug andere Möglichkeiten.“

Thomas Müller als verkappter Mittelstürmer bei den Bayern habe die Rolle „sehr gut gespielt“, bemerkte Löw zu einer Lösung, die es auch gegen die Iren geben könnte. Auch Gladbachs Max Kruse gefiel dem Bundestrainer zuletzt. „Unsere Mannschaft hat in den vergangenen Monaten genug Offensivkraft gezeigt. Wir haben die meisten Tore erzielt in der Qualifikation von allen Mannschaften. Von daher sehe ich kein Stürmerproblem“, meinte der DFB-Chefcoach trotz der Ausfälle von Miroslav Klose, Mario Gomez und Lukas Podolski zuversichtlich.

„Sollte noch etwas passieren, werden wir nochmal nachnominieren“, kündigte der 53-Jährige allerdings für den Fall an, dass die Absageflut anhält. Neben den verletzten Angreifern fehlen Ilkay Gündogan, Marcel Schmelzer, Sven Bender, Lars Bender und Marco Reus, der auch für die Rolle des Pendel-Stürmers infrage gekommen wäre.

„Man sollte sich nicht immer an Bezeichnungen festhalten. Der Fußball ist flexibler geworden. Das wird gerade von Bayern München gut vorgeführt“, bemerkte Ex-Stürmer Bierhoff zur Diskussion über richtige und falsche Angreifer. Rückkehrer Schweinsteiger, der in Köln zum 99. Mal mit dem Adler auf der Brust spielen soll und dann in Schweden in den exklusiven Hunderter-Club aufrücken kann, warb für seinen Münchner Kollegen Müller. „Er ist ein ständige Unruheherd, weil er den Ball nie aufgibt, immer seine Chance wittert, und so unglaublich unberechenbar ist“, erklärte der 29 Jahre alte Vizekapitän.

Schweinsteiger warnte zwar vor den speziellen Qualitäten der Iren, „die unermüdlich kämpfen für ihr Vaterland“. Doch auch für ihn soll die Qualifikation für das WM-Turnier im Fußball-Traumland Brasilien nur eine Zwischenstation sein. Der Triple-Gewinn mit dem FC Bayern hat ihm Lust auf mehr gemacht: „Das Wichtigste ist, dass die Mannschaft Erfolg hat, dass wir die Entwicklung weiterführen und es dann auch schaffen, den ganz großen Triumph zu holen.“

Trotz der jüngeren Konkurrenz und Veränderungen in Club und Nationalmannschaft sieht der künftige „Hunderter“ (eine Zahl, die einen auch mit Stolz erfüllt) seine Führungsrolle unverändert. „Ich bin jahrelang dabei. Ich weiß, was man zu tun hat“, sagte Schweinsteiger. Seinem Problemknöchel gehe es besser, und auch neue taktische Ordnungen etwa mit Bayern-Kollegen Philipp Lahm in der Mittelfeldzentrale bringen Schweinsteiger nicht aus der Ruhe: „Das Ganze wird auch falsch diskutiert. Letztes Jahr hatten wir auch zwei Spieler im Zentrum - einer auf der Sechs, einer auf der Acht, da ist jetzt kein Unterschied.“

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