Fußball:Kameruns Verband verurteilt Zoff im eigenen Team

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Salvador (dpa) - Die "Unzähmbaren Löwen" sind auch bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft ganz offensichtlich nicht zu bändigen.

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Salvador (dpa) - Die „Unzähmbaren Löwen“ sind auch bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft ganz offensichtlich nicht zu bändigen.

Nach Prämienstreit, Streikandrohungen mit verspäteter Anreise und dem blamablen Auftritt mit Handgreiflichkeiten der eigenen Spieler gegen Kroatien hat der Fußball-Verband Kameruns (Fecafoot) nun die Nase voll. Öffentlich und ungewöhnlich scharf rügte er das unrühmliche Verhalten einiger Nationalspieler im Team des deutschen Trainers Volker Finke, die in der Partie am Mittwoch aufeinander losgegangen waren, auf der Verbands-Homepage.

„Fecafoot ist gegen Gewalt abseits und auf dem Spielfeld“, schrieb Fecafoot. „Die Gewalt während der Partie gegen Kroatien stimmt nicht überein mit den Werten des Fairplay und Respekts, für die der Verband, das Trainer- und Betreuerteam sowie die Nationalmannschaft stehen“, hieß es weiter.

Fecafoot stellte sich damit klar hinter Finke, der nach dem 0:4 das unprofessionelle Verhalten von Benoit Assou-Ekotto und Benjamin Moukandjo, die gegeneinander handgreiflich geworden waren, kritisiert hatte. Das ist eine Schande, hatte Finke geschimpft und personelle Konsequenzen angedroht. „Ich muss herausfinden, was da genau passiert ist. Das ist nicht akzeptabel, das ist nicht das Bild von Kamerun, das wir zeigen wollen.“

In der Partie, die für Kamerun das vorzeitige WM-Aus bedeutete, hatte Alexandre Song zudem wegen einer Tätlichkeit gegen Bayern Münchens Stürmer Mario Mandzukic die Rote Karte (40.) gesehen und dem eigenen Team damit einen Bärendienst erwiesen. Nicht zuletzt deshalb fordern die Verbandsbosse nun, dass sich das Team zumindest mit Anstand und Würde im letzten Gruppenspiel gegen Gastgeber und Turnierfavorit Brasilien am kommenden Montag (22.00 Uhr) in der Hauptstadt Brasilia von der WM verabschiedet. „Es ist wichtig, dass unsere Mannschaft fokussiert bleibt und sich konzentriert auf die Partie gegen Brasilien vorbereitet“, betonte Fecafoot.

Finke hatte sich nach der zweiten WM-Niederlage für das Verhalten einiger seiner Spieler geschämt und für die Leistung auf dem Rasen entschuldigt. Sorry für dieses Resultat, das ist schmerzhaft für uns. Wir sind alle sehr enttäuscht, so der ratlos wirkende Ex-Freiburger Fußball-Lehrer, der die chaotisch anmutende Mannschaft offenbar auch nicht in den Griff bekam. So übertrug sich der Zoff auf die Leistung auf dem Rasen. Es war nicht nötig, die Kontrolle auf dem Spielfeld zu verlieren, auch nach der Roten Karte nicht, bemängelte Finke zurecht.

Eigentlich wollte der 66 Jahre alte Coach seinen Vertrag bis 2015 erfüllen. Ob er sich das noch weiter antut? Immerhin hat Finke nun klare Vorstellungen, was die künftige Zusammensetzung des Kaders und die Aufstellung gegen Brasilien angeht. „Ich will dem Team ein anderes Gesicht geben. Hauptsache wir spielen Elf gegen Elf, das ist eine Sache der Disziplin“, erklärte er vor dem sportlich bedeutungslosen letzten Spiel.

Eigentlich sollte alles besser werden als bei der WM vor vier Jahren in Südafrika, als Kamerun ebenfalls zerstritten war und nach drei Vorrunden-Pleiten heimfuhr. „Wir wollen besser abschneiden als 2010“, lautete daher nicht nur Finkes Credo vor WM-Beginn. Doch danach sieht es beim Team mit den beiden Bundesliga-Profis Joel Matip und Eric Maxim Choupo-Moting, die sich öffentlich nicht äußern, beileibe nicht aus. Auch wenn Stephane Mbia fast flehentlich sagte: „Wir wollen die WM nicht punktlos verlassen.“

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