Fußball:Hoffenheim: «Grenzenloses Vertrauen» zu Stevens

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Sinsheim (dpa) - Mit Applaus begrüßt, stets umschmeichelt, beim Weggehen umlagert: "Ich wollte ihnen einmal im Leben die Hand schütteln", sagte ein älterer Herr zu Huub Stevens. Mäzen Dietmar Hopp meinte vor Journalisten: "Unser Vertrauen ist grenzenlos."

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Sinsheim (dpa) - Mit Applaus begrüßt, stets umschmeichelt, beim Weggehen umlagert: „Ich wollte ihnen einmal im Leben die Hand schütteln“, sagte ein älterer Herr zu Huub Stevens. Mäzen Dietmar Hopp meinte vor Journalisten: „Unser Vertrauen ist grenzenlos.“

Bei der Mitgliederversammlung von 1899 Hoffenheim am Montagabend durfte sich der Trainer bereits wie ein Retter fühlen. Dabei hat der 62-Jährige noch keines seiner fünf Spiele mit den Kraichgauern in der Fußball-Bundesliga gewonnen und steht auf dem letzten Tabellenplatz.

Kurz vor Schluss stellte ein Helfer ein Mikrofon in die Sporthalle von Sinsheim, was nicht nötig gewesen wäre: Keinen einzigen Redebeitrag gab es am Ende der Tagesordnung, die flugs in gut 90 Minuten abgearbeitet wurde. In den sozialen Netzwerken wüten die Fans nach jeder weiteren sportlichen Enttäuschung gegen die Einkaufspolitik von Alexander Rosen und die Hilflosigkeit von Stevens. Der Sportchef verbrachte aber ebenso wie der neue Chefcoach in der zweiten Stuhlreihe einen ungestörten Abend.

„Wir glauben an die Mannschaft und an den Trainer, auch wenn die Situation momentan kritisch aussieht“, sagte Hopp, der Milliardär und Mehrheitseigner. „Alle, die Huub kennengelernt haben, sind beeindruckt von seiner Offenheit, Persönlichkeit und Erfahrung.“ Er sei ein aufgeschlossener Trainer - „also werden wir es schaffen, die Liga zu halten“. Man werde sich nicht „von einer vorübergehenden sportlichen Krise“ demotivieren lassen.

Noch einmal ging der 75-Jährige auf Stevens Vorgänger Markus Gisdol ein, der am 26. Oktober vor die Tür gesetzt worden war. „Der Traum war ausgeträumt, dass wir einen Trainer haben ganz, ganz lange. Ich dachte, Markus Gisdol wird mal der Thomas Schaaf von Hoffenheim.“

Mehr Beständigkeit schafft Hopp bei seinem Statthalter Peter Hofmann: Der Freund des mächtigen Mäzen wurde ohne Gegenstimme als Präsident wiedergewählt, seit 1996 hat er das Amt inne. Der Unternehmer sprach hartnäckig von Huub „Stiivens“. Der werde den Abstieg schon vermeiden: „Er hat es schon mehrfach geschafft.“

Mit demonstrativer Harmonie pflegt Hopp inmitten der kommerziellen Fußball-Welt und seiner immensen finanziellen Möglichkeiten seinen Mikrokosmos beim Stammverein 1899 Hoffenheim. Der lebt vor allem von Spenden, im abgelaufenen Bilanzjahr waren das 6,1 Millionen Euro. Davon kamen 6 Millionen von Hopp, wie ein Kassenprüfer eifrig berichtete.

Am großen Rad dreht der SAP-Mitbegründer bei der Hoffenheimer Fußball-Spielbetriebs GmbH, an deren Stimmrechte er die Mehrheit hat. Diese hatte er zum 1. Juli 2015 als erster Privatmann im deutschen Profifußball übernehmen dürfen, da er die TSG seit mehr als 20 Jahre unterstützt. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hatte einer Ausnahme der 50+1-Regel zugestimmt. Rund 350 Millionen Euro hat Hopp bisher in seinen Heimatverein investiert.

„Keiner hat's gemerkt, dass sich was geändert hat“, erklärte Hopp die neue Situation. Niemand sei befreit von 50+1, die Regel sei „heilig in dieser Liga, heilig in Hoffenheim“. Es bestehe auch keinerlei Gefahr, dass er Investoren in den Club hole. Es sei ihm nur um die Rechtssicherheit gegangen, über sein Kapital verwalten zu können.

Empört äußerte sich Hopp über den bei der Mitgliederversammlung des Ligaverbandes doch noch zurückgezogenen Antrag von Andreas Rettig. Der Manager des Zweitligisten FC St. Pauli hatte vorgeschlagen, die Werksclubs - und damit auch Hoffenheim - von der Verteilung der TV-Gelder auszuschließen. „Ein aberwitziger Antrag“, meinte Hopp.

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