Fußball:«Grausame Niederlage»: Nigeria-Coach vor Rücktritt

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Abuja (dpa) - Stephen Keshi hatte die Wut gepackt. Nach dem bitteren Achtelfinal-K.o. gegen Frankreich fluchte Nigerias Coach auf den Schiedsrichter, den er für das WM-Aus seines Teams verantwortlich machte.

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Abuja (dpa) - Stephen Keshi hatte die Wut gepackt. Nach dem bitteren Achtelfinal-K.o. gegen Frankreich fluchte Nigerias Coach auf den Schiedsrichter, den er für das WM-Aus seines Teams verantwortlich machte.

„Er war deutlich gegen uns, und seine Entscheidungen haben das Ergebnis dieses Spiels ausgemacht“, zitierte die Zeitung „Punch“ den Coach. In der ersten Enttäuschung über die Tatsache, dass statt seiner „Super Eagles“ die „Equipe Tricolore“ am Freitag (18.00 Uhr) im legendären Maracanã-Stadion auf die deutsche Elf trifft, stellte Keshi sogar seinen möglichen Rücktritt in Aussicht.

Im Vorjahr hatte der 52-Jährige Nigeria noch zum Gewinn der Afrikameisterschaft geführt, nun war er verstimmt und knöpfte sich den amerikanischen Referee Mark Geiger vor. Auslöser war ein nicht gegebenes Tor von Emmanuel Emenike, der in der 19. Minute einen Pass von Ahmed Musa ins Netz drückte. Geiger gab den Treffer jedoch nicht, da Emenike knapp im Abseits stand. „Welchen Grund hatte er, unser Tor nicht anzuerkennen?“, fragte Keshi dessen ungeachtet.

Solte er tatsächlich sein Amt niederlegen, müsste sein Nachfolger den fälligen Umbruch einleiten. Denn als erster Spieler trat direkt nach der 0:2-Niederlage in Kapitän Joseph Yobo der erfahrenste Mann zurück. „Das war's für mich. Meine Familie braucht mich. Es war ein langer Weg“, sagte der 33-Jährige nach seinem 100. Länderspiel, in dem der Verteidiger mit einem Eigentor (90.+2) für den Endstand sorgte. „Ich hätte gern anders aufgehört“, gab Yobo hinterher zu.

Mit nun zehn WM-Einsätzen ist er Nigerias Rekordspieler vor Jay-Jay Okocha. Obwohl sie auch im dritten Anlauf das erste WM-Viertelfinale verpasste, fand der frühere Frankfurter Bundesliga-Profi lobende Worte für seine Erben: „Die Jungs haben ihr Bestes gegeben und haben ein gutes Turnier gespielt“, meinte Okocha. Anders als Keshi sah er im Schiedsrichter nicht den Grund für das Ausscheiden. „Nein, das (nicht gegebene Tor) hatte nichts mit unserer Niederlage zu tun.“

Die Medien machten die Mannschaft selbst für das Aus verantwortlich. Die „Nigerian Tribune“ sprach von einer „grausamen Niederlage“, zumal sie der bis dahin starke Torhüter Vincent Enyeama mit einem Patzer vor dem 0:1 durch Paul Pogba (79. Minute) einleitete. Yobos Eigentor in der Nachspielzeit (90.+2) rundete den unglücklichen Auftritt der Nigerianer ab und machte die Enttäuschung in der Heimat perfekt. „Die afrikanischen Meister sind selbst schuld. Sie kontrollierten das Spiel über weite Teile, haben es aber nicht geschafft, den Ballbesitz in einen Sieg zu verwandeln“, monierte „Punch“.

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