Fußball:Gladbachs Horrortrip nach Berlin

Lesezeit: 3 min

Zurzeit ohne Fortune: Gladbachs Trainer Andre Schubert (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Borussia Mönchengladbach wartet nach dem 0:3 in Berlin weiter auf den ersten Auswärtssieg in dieser Spielzeit.
  • Matchwinner bei den Berlinerin ist der dreifache Torschütze Salomon Kalou.
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Von Nico Fried, Berlin

Pal Dardai hatte einen Plan. "Wir wollten den Gegner schockieren", erzählt der Trainer von Hertha BSC nach dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach ganz entspannt. Man habe damit gerechnet, dass die Gäste, nur drei Tage nach dem Champions-League-Spiel gegen Celtic Glasgow, gedanklich noch "auf der Reise sind". Deshalb habe man gleich aggressiv nach vorne spielen wollen.

In der vergangenen Saison hatte es in zwei Spielen gegen Gladbach für die Hertha neun Gegentore gesetzt. Diesmal wollten die Berliner dem Angstgegner Angst machen. Im Ergebnis ging Dardais Plan auf - doch unterm Strich trugen die Gäste mehr dazu bei als die Hertha. Denn das Schockieren erledigten die Gladbacher zu großen Teilen selbst.

3:0 stand es am Ende für die Berliner. Fünfter Sieg im fünften Heimspiel, die Hertha-Serie hält. Die Nacht nach dem Spiel verbrachte die Mannschaft auf dem dritten Tabellenplatz. Alle drei Tore erzielte Salomon Kalou, der in der Saison bisher kaum zum Zuge gekommen war. Trainer Dardai vermutete bei seinem Stürmer ob der Begeisterung über dieses unerwartete Comeback "Gänsehaut". Gladbachs Trainer André Schubert dagegen fasste die Sache so zusammen: "Das ist alles extrem unglücklich gelaufen."

Das kann man wohl sagen: Innerhalb von 20 Minuten wurde aus der Dienstreise nach Berlin für die Gäste ein Horrortrip. Dabei hatten sie zunächst mehr vom Spiel. Aggressiv wirkte nicht die Hertha, sondern Gladbach. Mehrmals konnte Patrick Herrmann nach Balleroberungen auf dem rechten Flügel in Richtung Berliner Tor laufen, doch seine Pässe am Ende der Dribblings blieben unverwertbar. Nach einer Viertelstunde steigerte Gladbach dann seine Effektivität, richtete sie aber nicht gegen die Hertha, sondern gegen sich selbst.

Weltmeister Kramer fliegt vom Platz

Zweimal verplemperten die Gäste den Ball in der eigenen Hälfte. Beim ersten Mal in der 18. Minute bestrafte der Herthaner Mitchell Weiser die Gladbacher mit einer präzisen Flanke, die Kalou freistehend ins lange Eck köpfte. Beim zweiten Mal (31. Minute) erledigten die Gladbacher die Vorarbeit gleich selbst: Elvedi schoß im eigenen Strafraum Vestergaard an, von dem der Ball wieder Kalou vor die Füße fiel.

Nach zwei Gegentoren hatte Gladbach nicht nur das Spiel schon so gut wie verloren. Mit Weltmeister Christoph Kramer flog nach 39 Minuten und zwei Fouls auch noch ein wichtiger Spieler mit der gelb-roten Karte vom Platz. Und davor musste schon Patrick Herrmann verletzt und auf zwei Helfer gestützt in die Kabine humpeln, von wo aus er ins Krankenhaus gefahren wurde. Die Untersuchung am Samstag ergab einen Riss der Außenbänder, des vorderen Innenbandes und der Syndesmose. Herrmann falle "bis auf Weiteres" aus, teilten die Gladbacher mit.

Das zweite Tor der Hertha fiel, während die Gladbacher Herrmanns Auswechslung vorbereiteten. Rund fünf Minuten vergingen, nachdem es bei Herrmann geknackt hatte, ehe Fabian Johnson aufs Spielfeld kam. Der sei "nicht schneller fertig geworden", befand Trainer Schubert später. Unnötige Trödelei des Spielers oder gar zu langes Zögern bei sich selbst wollte Schubert aber nicht erkennen. Man habe sofort reagiert, als klar gewesen sei, dass Herrmann ausgewechselt werden müsse. "Das passiert schon mal, dass man drei, vier Minuten in Unterzahl überstehen muss." Nur überstanden es die Gladbacher diesmal eben nicht.

Fußball-Bundesliga
:Herthas Kalou meldet sich mit drei Toren zurück

Gegen die Treffsicherheit des Stürmers hat Borussia Mönchengladbach keine Chance. Dann fallen auch noch zwei Spieler aus - einer davon womöglich langfristig.

2:0 zur Pause sei "ein gefährliches Ergebnis" gewesen, erläuterte Hertha-Trainer Dardai nach dem Spiel, deshalb habe seine Mannschaft sich zurückgehalten, um nicht ausgekontert zu werden. Nicht gerade eine kühne Taktik in Überzahl. Für ein drittes Tor sechs Minuten vor dem Ende reichte es dann aber doch noch. "Brutal effektiv" sei die Hertha gewesen, konstatierte ein konsternierter Andre Schubert.

Gladbachs Eberl nennt die Situation "beschissen"

Gladbach bleibt weiter ohne Auswärtssieg und ist seit fünf Bundesligaspielen ohne Torerfolg. Die Situation, gab Manager Eberl zu, sei nun so, dass man "schon aufpassen" müsse. Es gehe jetzt nicht mehr darum, "von irgendwas zu träumen", so der Manager. "Wir sollten einfach mal wieder anfangen, zu punkten und Tore zu schießen." Für die Etappe seit der vergangenen Länderspielpause hatte Eberl nur ein Wort: "beschissen". Jetzt sind wieder zwei Wochen Zeit, dann kommt das Rhein-Derby gegen den 1. FC Köln.

Der Berliner Pal Dardai hat inzwischen schon einen neuen Plan. Für den Samstag hat er der Mannschaft spontan freigegeben. Einige Spieler fahren danach zu den diversen Nationalmannschaften. Mit den anderen aber will der Trainer weiter hart arbeiten. "Wir dürfen jetzt nicht einschlafen."

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