Fußball:Filmreifes Comeback von Suárez: Knüppelharter Torjäger

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São Paulo (dpa) - Am Ende seines hollywoodreifen Comebacks lieferte Luis Suárez auch noch eine rührende Botschaft an seine Familie.

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São Paulo (dpa) - Am Ende seines hollywoodreifen Comebacks lieferte Luis Suárez auch noch eine rührende Botschaft an seine Familie.

„Ich möchte das meiner Frau und meinen zwei Söhnen widmen“, sagte der sichtlich ausgelaugte, aber überglückliche Mittelstürmer nach seinem famosen Doppelpack zum 2:1-Sieg über England: „Sie sind das Schönste, was ich habe auf der Welt.“

Suárez widmete diesen Abend mit dem ersten Sieg einer uruguayischen Fußball-Nationalmannschaft gegen eine europäische Mannschaft seit 1970 aber auch Walter Ferreira. Dem Mann mit den grauen Haaren, den er nach seinem ersten Tor so innig umarmte, als wollte er ihn nie mehr loslassen. Ohne ihn „wäre ich nicht hier“, betonte Suárez. Ferreira, 63 Jahre alt, Physiotherapeut der „Celeste“, der an Krebs leidet und eine Chemotherapie hinter sich hat, kümmerte sich um das wichtigste Knie Uruguays.

Auf den Tag vier Wochen vor dem Match gegen seine Premier-League-Kollegen hatte sich der Liga-Torschützenkönig einer Arthroskopie am linken Knie unterziehen müssen. Bilder von Suárez, wie er im Rollstuhl durch die Gegend geschoben werden musste, lösten größte Sorgen aus. Bestätigte Updates zu seinem Zustand gab es kaum. Zwischendurch schrieb Suárez über ein Foto mit seiner Familie: „Die Stärke, die meine Lieben mir geben, wird mich hart daran arbeiten lassen, die WM zu erreichen.“

Im ersten Spiel ließ Trainer Óscar Tabárez seinen Star noch nicht ran, Uruguay verlor 1:3 gegen Costa Rica. Noch zu gefährlich. „Er wollte nichts riskieren, bis er sich nicht hundertprozentig sicher war“, sagte Liverpools Stürmer mit Blick auf Ferreira.

Gegen England erfüllte Suárez seine Mission. „Von so einem Spiel habe ich geträumt“, sagte er. Mehr als einmal wischte sich der knüppelharte und mit allen Wassern gewaschene 27-Jährige Tränen aus den Augen. Seine Mitspieler trugen ihn, der noch vor gut einem Jahr wieder mal für einen „Beiß-Skandal“ gesorgt hatte, auf Händen. Uruguays Präsident José Mujica sprach von einem „denkwürdigen Tag“. Die Zeitung „Ovación“ titelte direkt nach dem Sieg: „Suárez, der für die Wunder sorgt“. Argentiniens „Olé“ kürte ihn zu „König Suárez“. Und Diego Godin, der für den verletzten Diego Lugano die Spielführer-Binde trug, nannte ihn einfach nur „ein Monster“.

„Er hatte zwei Gelegenheiten. Er hat beide genutzt - und unsere Achtelfinal-Chancen wahrscheinlich vernichtet“, musste Three-Lions-Coach Roy Hodgson ernüchtert anerkennen. Befürchtet hatten sie es wohl alle, denn sie kennen Suarez, den mit 31 Toren in 33 Spielen mit Abstand erfolgreichsten Torschützen der vergangenen Meisterschaft. Dass er auch noch zum Spieler der Saison gewählt wurde, sagt alles. „Eigentlich war es unvermeidlich“, schrieb die BBC nach dem Suárez-Auftritt.

„Die Menschen in Uruguay lieben ihn. Und wir lieben ihn auch“, sagte Uruguays Trainer Tabárez. So wie Suárez die liebt, die ihm in den vergangenen Wochen am meisten halfen. Der Torjäger mit dem eiskalten Killerinstinkt, der mit sechs Geschwistern aufwuchs und nach seinen Angaben in so einer großen Familie auf vieles verzichten musste. Und auch wenn die unglaublichen Momente am Donnerstagabend in São Paulo, als er am Ende von Krämpfen geplagt in der 88. Minute raus musste und von den Fans gefeiert wurde, für alle früheren Entbehrungen entschädigt haben dürften. Eines ist bei Suárez sicher: Fortsetzung folgt.

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