Fußball:FC Bayern: Stark nur im letzten Drittel

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Späte Freude: Die Bayern-Profi Javier Martinez, Robert Lewandowski und Thomas Müller (von links) feiern den Treffer zum 1:0. (Foto: dpa)

Beim 2:0-Sieg auf Schalke sind beim Meister noch ungewöhnliche Turbulenzen zu erkennen. Sorgen macht sich deshalb aber niemand in München.

Von Maik Rosner, Gelsenkirchen

Später stand Joshua Kimmich in einem Arena-Gang und schloss den Freitagabend erkennbar vergnügt ab. Zwar hatte der 21-Jährige erneut nicht in Carlo Ancelottis Startelf gestanden, sondern war erst als dritter Einwechselspieler des FC Bayern in die Partie beim FC Schalke 04 gekommen. Doch die letzten 20 Minuten hatten Kimmich genügt, um seinem ersten Länderspieltor vom vergangenen Sonntag im WM-Qualifikationsspiel in Norwegen nun sein erstes Bundesligator folgen zu lassen.

Es war sogar so, dass er dieses Erlebnis auch noch um die Zusammenfassung des Abends erweiterte, mit der er die eigene Demut übers Reservistendasein ebenso zum Ausdruck brachte wie indirekt auch die Gefühlslage der Schalker nach ihrem großen, aber erfolglosen Kampf. Kimmich sagte: "Das ist halt bei Bayern so." Er sei deshalb aber keiner, der "rumheule" oder sich beschwere. Auch das ließ sich durchaus auf die Schalker umlegen, als Empfehlung nach der zweiten Niederlage im zweiten Ligaspiel, aber nach einem sehr ansprechenden Auftritt.

Zum zweiten Mal in fünf Tagen der 2:0-Torschütze

Kimmich war diesmal der Treffer zum 2:0 (0:0)-Endstand gelungen, zuvor hatte Robert Lewandowski nach einer lange Zeit ausgeglichenen und intensiven Partie mit den Schalkern die Führung erzielt (81.). Welches Tor wichtiger gewesen sei, wurde Kimmich gefragt, jenes in Oslo oder nun dieses auf Schalke fünf Tage später in der Nachspielzeit? "Es war zwei Mal das 2:0", sagte der Mittelfeldspieler, "das 2:0 ist immer ein schönes Tor, weil es ein bisschen Ruhe gibt."

Genau genommen hatte diese Wirkung allerdings schon Lewandowskis viertes Saisontor im zweiten Ligaspiel rund zehn Minuten zuvor entfaltet. Sein Abschluss nach dem hübschen Diagonalpass des Innenverteidigers Javier Martínez in die Schnittstelle hatte den Meister endgültig stabilisiert. Gewankt waren die Münchner ja lange Zeit, weil die Schalker "ein gutes, engagiertes Spiel gezeigt" hatten, wie auch ihr neuer Trainer Markus Weinzierl angetan feststellte.

Kapitän Lahm moniert "zu viele Fehler" in der ersten Hälfte

Ausdruck der besonderen Bayern-Qualität war der Punch im letzten Spieldrittel gewesen, den Ancelottis Mannschaft entfaltete. Möglich geworden war das auch durch die schon jetzt edel besetzte Auswechselbank, obwohl Teile der Belegschaft wie Arjen Robben, Jérôme Boateng und Holger Badstuber noch fehlen. Von der Bank waren vor Kimmich für den Debütanten Renato Sanches bereits nach einer Stunde Arturo Vidal für Xabi Alonso und Douglas Costa für Franck Ribéry gekommen. Danach bekamen die Münchner immer mehr Kontrolle ins Spiel, die frischen und mindestens gleichwertigen Ergänzungen brachten vermehrt Zug und Wucht in die Aktionen.

Die Schalker gerieten zunehmend in die Bredouille, ihnen "ging ein bisschen die Luft aus", sagte Neuer. Sie schafften es nicht mehr wie zuvor, "sehr gut mit- und dagegen zu halten", wie es Kimmich in diesem "brutal intensiven Spiel" von der Bank aus beobachtet hatte. Welches aber die Münchner nach "zu vielen Fehlern in der ersten Halbzeit" zurecht für sich entschieden hätten, befand Kapitän Philipp Lahm. "Hinten raus waren wir klar die bessere Mannschaft und haben verdient gewonnen", fügte er hinzu. Und als wolle er das Mia san Mia noch einmal programmatisch definieren, verkündete Lahm: "Wir sind nicht diejenigen, die zurückstecken, sondern die hinten raus noch einen drauf setzen."

Am Dienstag beginnen gegen Rostow die englischen Wochen

Zu erkennen gewesen war vor dem ersten Auftritt in der Champions League am Dienstag gegen FK Rostow aus Russland allerdings auch, dass es den Bayern wenig verwunderlich noch an Abstimmung fehlt. Einige Aktionen wirkten etwas unkoordiniert, auch in der Defensive waren für Münchner Verhältnisse ungewöhnliche Turbulenzen zu bestaunen gewesen. Doch die nun rasche Folge von Spielen werten die Münchner nicht als Gefahr, sondern vielmehr als Hilfe, um an Rhythmus und Feinjustierung zu gewinnen.

"Wir brauchen mehr Spiele und den Wettbewerb. Die englischen Wochen tun uns gut, damit wir uns einspielen und die Automatismen greifen", sagte Neuer. Das sah auch Lahm so, wenngleich die vielen Spiele für ihn als Außenverteidiger auch viele Laufkilometer an der Außenlinie bedeuten werden, zumal unter Ancelottis neuen Vorgaben. "Umso mehr Spiele wir haben, umso besser verstehen wir das System und wie die Positionen verteilt sind. Das ist noch nicht ganz optimal", befand Lahm. Gereicht hatte es mit dem Punch im letzten Drittel aber auch so.

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