Fußball:Die WM-Uhr tickt und Brasilien spielt sich warm

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Rio de Janeiro (dpa) - Die alten Reibereien zwischen WM-Gastgeber Brasilien und der FIFA wegen Bauverzögerungen, Bierlizenzen und Verbalinjurien scheinen vorbei. Die WM kommt in greifbare Nähe, Veranstalter und Ausrichter rücken zusammen.

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Rio de Janeiro (dpa) - Die alten Reibereien zwischen WM-Gastgeber Brasilien und der FIFA wegen Bauverzögerungen, Bierlizenzen und Verbalinjurien scheinen vorbei. Die WM kommt in greifbare Nähe, Veranstalter und Ausrichter rücken zusammen.

Die noch fehlenden sechs der zwölf Stadien dürften bis Dezember wohl mehr oder weniger fristgerecht fertig werden - auch das neue Corinthians-Stadion in São Paulo, wo die WM am 12. Juni 2014, also in 240 Tagen, angepfiffen wird. Es könnte aber dort noch mal ein wenig teurer werden, was die Protestlaune eher anheizen dürfte. Die Stimmung auf der Straße ist die „große Unbekannte“ der WM 2014.

Zur Generalprobe der Weltmeisterschaft, dem Confederations Cup, hatte kaum einer Proteste mit solcher Wucht erwartet. Hunderttausende gingen auf die Straße und protestierten gegen Korruption, Mängel in Gesundheits-, Transport- und Bildungswesen und hohe WM-Kosten. Der Fußball drohte angesichts von Tränengas-Granaten, Gummigeschossen und Straßenschlachten vor den Stadien zum Nebenschauplatz zu werden. Zwar flauten die landesweit organisierten Proteste ab, doch FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke sah sich vorige Woche bei einem Besuch in Cuiabá wieder mit Demonstranten konfrontiert.

„Copa para quem?“ (WM für wen?) und „Diese WM ist ein Überfall“ skandierten etwa 50 Teilnehmer einer Protestaktion. „Das gehört zu Demokratie“, sagte Valcke diplomatisch. Derweil macht man sich in Zürich spätestens seit dem Confed-Cup Gedanken über eine Strategie, wie eine WM unter Protestszenario zu managen wäre. Das räumte Valcke schon vor einigen Wochen ein, der Franzose machte aber auch klar, dass die WM gut organisiert werde. Die Aufteilung ist klar: Der Fußball-Weltverband (FIFA) hat den Hut im Stadion auf. Was vor den Stadien passiert, ist Sache des Gastgebers, sprich: in diesem Fall von Polizei und Militär.

Das lange wegen Verzögerungen kritisierte WM-Eröffnungsstadion Itaquerão in São Paulo liegt mittlerweile im Plan. Die Bauarbeiten sind zu 90 Prozent abgeschlossen, obwohl die Kosten nach Medienberichten möglicherweise zum Schluss die Eine-Milliarde-Reais- Grenze (335 Millionen Euro) kratzen dürften. Die Anfangsplanungen lagen bei 800 Millionen Reais.

Ob Brasilien „auf dem Feld und außerhalb des Feldes glänzen wird“, wie Präsidentin Dilma Rousseff hofft, bleibt abzuwarten. Zumindest die Seleção, Nationalcoach Luiz Felipe Scolari und der zum Nationalhelden avancierte und inzwischen für Barcelona stürmende Neymar lieferten ihren Beitrag. Der Rekordweltmeister verschaffte sich mit dem Confed-Cup-Sieg Respekt und bezwang seitdem bis auf einen Ausrutscher im August in der Schweiz (0:1) seit dem 7. September alle Testspielgegner: Australien (6:0), Portugal (3:1), Südkorea (2:0) und Sambia (2:0).

Das Interesse an der Brasilien-WM ist garantiert - allein in der ersten Verkaufsphase gab es über sechs Millionen Ticket-Bestellungen, über die nun meist das Los entscheidet. Das nächste große Event in Brasilien ist am 6. Dezember in Costa de Sauípe, wo unter anderem Lothar Matthäus die Los-Fee bei der Ziehung der WM-Gruppengegner gibt. „Dann wird Costa de Sauípe das Zentrum der Fußball-Welt“, versprach Valcke.

Zwei Monate später treffen sich die Trainer aller 32 WM-Teams erstmals zur Vorbereitungskonferenz in Brasilien. Bis dahin dürfte klar sein, wo die WM-Mannschaften ihr Trainingslager aufschlagen. Auch Deutschland entscheidet sich erst nach der Auslosung.

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