Der Rücktritt von Hans-Dieter "Hansi" Flick als Sportdirektor des DFB wird die Deutschen bloß peripher berühren. Das hat nichts mit Flick zu tun, sondern mit der für Außenstehende schwer zu fassenden Aufgabe, die er versehen hat. Der herkömmliche Sportdirektor im Profifußball kauft und verkauft Spieler, entlässt und engagiert Trainer und bestimmt die sportlichen Leitlinien bis in die Nachwuchsarbeit. Aber der DFB ist nicht auf dem Transfermarkt tätig, der Trainer heißt seit Menschengedenken Jogi Löw und hat soeben ohne Zutun des Sportdirektors seinen Vertrag verlängert; und der Großteil der Nachwuchsarbeit liegt nicht beim Verband, sondern bei den Vereinen.
In Wahrheit laufen beim Sportmanager des Verbandes dennoch viele wichtige Fäden zusammen, die sowohl die Bundesligaklubs als auch die Nationalmannschaften und das Schicksal des Bundestrainers betreffen. Das Amt hat Bedeutung, und Flick hat ihm hohe Wirkung verschafft. Mit Kompetenz, großem persönlichem Einsatz und umfassender Verständigung in alle Richtungen hat er erfolgreich zwischen den Lagern agiert und in den zweieinhalb Jahren seiner Verantwortung das Amt profiliert (und nebenbei sich selbst).
Zum dritten Mal nimmt der Amtsinhaber von sich aus Abschied
Deswegen hat sein Entschluss in den Zentralen der Liga ebenso großes Bedauern hervorgerufen wie beim Bundestrainer, der einen hilfreichen Vertrauten und Verbündeten verliert. Auch die Funktionäre des DFB reagieren aufrichtig bedrückt. Letztere sind es allerdings, die sich fragen müssen, was schief gelaufen ist.
Zum dritten Mal, seitdem das DFB-Präsidium auf Initiative unter anderem von Jürgen Klinsmann den Lehrstuhl in Frankfurt eingerichtet hat, nimmt der Amtsinhaber von sich aus seinen Abschied und hinterlässt einen einigermaßen ratlosen Arbeitgeber. Das stimmt verdächtig. Matthias Sammer, sozusagen der Gründungsdirektor des Instituts, und der Nachfolger Robin Dutt haben zwar mit Flick nicht viel mehr gemeinsam als die Herkunft aus dem Fußball und die Zugehörigkeit zur Spezies Homo Sapiens.
Aber vieles weist darauf hin, dass es tendenziell verwandte Gründe dafür gibt, warum diese unterschiedlichen Männer dem Impuls des Davonlaufens folgten. Diese Gründe bestehen offenkundig nicht nur in dem jobimmanenten, unvermeidlichen Dilemma - der Posten beim Verband hält dem Vergleich mit einem Posten im Profigeschäft schwerlich stand. Es hat auch mit den innerbetrieblichen Eigenheiten beim DFB zu tun, die eher sport- und praxisfern, dafür aber umso politischer und komplizierter sind. Dass sich jetzt Horst Hrubesch als Aushilfe zur Verfügung stellt, das ist mal wieder ein sehr sympathischer Zug von ihm. Aber auch ein Beleg dafür, dass die DFB-Führung nicht viel besser als der gewöhnliche Fußball-Fan weiß, wie sie das Amt definieren soll.