Fußball:Der ISL-Skandal

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Berlin (dpa) - In der Affäre um die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sind auch die Schmiergeld-Zahlungen der früheren Vermarktungsagentur ISL in den Blickpunkt gerückt. Auch aus Informationen der 2012 geöffneten Akte habe er "neue Aspekte" erfahren, berichtete der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger.

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Berlin (dpa) - In der Affäre um die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sind auch die Schmiergeld-Zahlungen der früheren Vermarktungsagentur ISL in den Blickpunkt gerückt. Auch aus Informationen der 2012 geöffneten Akte habe er „neue Aspekte“ erfahren, berichtete der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger.

GRÜNDUNG - Ins Leben gerufen wurde die International Sport and Leisure (ISL) Mitte der 1980er-Jahre vom damaligen Adidas-Chef Horst Dassler. Die Schweizer Agentur war eine Tochtergesellschaft der ISMM-Gruppe, die mit den Rechten für die Fußball-Weltmeisterschaften handelte. Allein für die außereuropäischen TV-Rechte zur WM 2002 und 2006 zahlte die ISL der FIFA 1,4 Milliarden Franken. Aber auch die Olympischen Spiele sowie Tennis- und Motorsport-Wettbewerbe gehörten zum Portfolio.

KONKURS - Im Jahr 2001 ging die ISL bankrott. Der FIFA entstand dadurch ein Schaden von 51 Millionen Schweizer Franken - ein Verlust, der durch höhere neue Vermarktungseinnahmen später auf 36,9 Millionen Franken begrenzt werden konnte. Die Fernsehrechte an der WM 2006 übernahm die Agentur Infront um Manager Günter Netzer und Gesellschafter Robert Louis-Dreyfus. Der Franzose soll dem DFB vor der WM 2006 das Geld für die kürzlich publik gewordene ominöse Zahlung von 6,7 Millionen Euro geliehen haben. Von Netzer will der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger laut einem aktuellen „Spiegel“-Bericht erfahren haben, dass das Geld zum Stimmenkauf für die WM-Vergabe genutzt wurde - Netzer bestreitet das.

KORRUPTION - In einem Strafprozess gegen die ISL wurden 2008 mehrere Zahlungen an hochrangige Sportfunktionäre bekannt, unter anderem der FIFA und des Internationalen Olympisches Komitees IOC. 138 Millionen Franken sollen zwischen 1989 und 2001 über eine Stiftung in Liechtenstein verteilt worden sein - offenbar, um sich die lukrativen Marketingrechte zu sichern. Der ehemalige FIFA-Präsident João Havelange erhielt demnach 1,5 Millionen Franken, Ricardo Teixeira als Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees rund 12,7 Millionen Franken. Eine Strafuntersuchung gegen die FIFA wegen Korruptionsvorwürfen stellte die Schweizer Staatsanwaltschaft im Jahr 2010 gegen eine Zahlung von 5,5 Millionen Franken ein.

AUFKLÄRUNG - Zwanziger forderte schon im Jahr 2012, dass auch die Rolle der ISL bei der WM-Vergabe 2006 untersucht werden solle. Dem „Spiegel“ zufolge nahm Zwanziger die ISL-Akte zudem zum Anlass, einen Anwalt prüfen zu lassen, ob er sich bei der 6,7-Millionen-Zahlung des DFB möglicherweise selbst strafbar gemacht hat - was dessen Gutachten zufolge nicht der Fall gewesen sein soll.

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