Fußball:«Der echte 100-Mio.-Mann»: Neymar entscheidet Clásico

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Barcelona (dpa) - Nach seinem Tor schlug sich Neymar mit der flachen Hand vor die Brust, als wollte er sagen: "Ich bin der Macher". In der Tat: Beim 2:1-Sieg des FC Barcelona über Erzrivale Real Madrid erlebte die spanische Fußball-Liga die Geburt eines neuen Superstars.

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Barcelona (dpa) - Nach seinem Tor schlug sich Neymar mit der flachen Hand vor die Brust, als wollte er sagen: „Ich bin der Macher“. In der Tat: Beim 2:1-Sieg des FC Barcelona über Erzrivale Real Madrid erlebte die spanische Fußball-Liga die Geburt eines neuen Superstars.

Mit einem Treffer, einer Torvorlage und einer glänzenden Leistung entschied der 21-jährige Brasilianer im Camp Nou den Clásico nahezu im Alleingang. In Anspielung auf Reals spektakulären Neuzugang Gareth Bale, der wieder einmal auf ganzer Linie enttäuschte, räumte sogar das in Madrid erscheinende Sportblatt „As“ am Sonntag ein: „Neymar ist der echte 100-Millionen-Mann.“

Nach zehn Runden baute der Meister aus Katalonien den Vorsprung auf die drittplatzierten Madrilenen auf sechs Punkte aus. „Ich bin sehr glücklich“, sagte Neymar nach dem Abpfiff immer wieder. Der schlaksige Stürmer, im Sommer für „nur“ 57 Millionen Euro vom FC Santos gekommen, hatte die Hausherren in der 18. Minute in Führung gebracht. Cool und frech zirkelte er den Ball durch die Beine des Ex-Leverkuseners Daniel Carvajal ins untere Toreck.

In der besten Real-Phase gab Neymar nach der Pause Alexis Sánchez auch noch den Pass zum 2:0 (77.), der Chilene lupfte den Ball aus 18 Metern über den verdutzten Tormann Diego López traumhaft ins Netz. Der Anschlusstreffer von Jesé in der Nachspielzeit kam zu spät.

Neymar, den die Medien in Barcelona auch deshalb loben, weil er anders als seine berühmt-berüchtigten Landsleute und Vorgänger Romario, Ronaldo und Ronaldinho sich kaum auf Partys blicken lässt, „verschluckte“ vor knapp 99 000 Zuschauern nicht nur Bale (wie „Mundo Deportivo“ schrieb), sondern stellte alle Stars in den Schatten. Bale versuchte sich mit Distanzschüssen, die ihr Ziel verfehlten. Nach der Auswechslung des Walisers gegen Karim Benzema (60.) wurden die Gäste stärker, der Franzose hatte mit einem Lattenschuss Pech.

Im 167. Liga-Clásico blieben neben Bale auch andere Hauptdarsteller wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi überwiegend blass. Nach mühsamem Beginn hatte Reals Ronaldo zumindest einige starke Szenen. Nach Vorarbeit des Portugiesen wäre Sami Khedira kurz vor der Pause fast der Ausgleich gelungen, Torwart Víctor Valdéz griff rettend ein. Ronaldo bereitete zwar das 1:2 vor, fiel ansonsten aber nur noch durch eine beleidigte Schnute und Proteste auf. Nach sechs Clásicos mit acht Toren ging er erstmals wieder leer aus.

Ganz schwach präsentierte sich aber vor allem Barça-Mann Messi. Mit bisher 18 Clásico-Treffern teilt sich der Argentinier weiter die Führung in der Torjägerliste mit Landsmann und Reals Ehrenpräsident Alfredo Di Stéfano. Dabei war der Rekord zum Greifen nahe. Der vierfache Weltfußballer vergab eine sehr gute Torchance allein vor López kläglich. Nach der jüngsten dreiwöchigen Zwangspause wegen einer Muskelverletzung scheint der 26-Jährige auf dem Platz ängstlich und mit handgezogener Handbremse zu agieren. „Er war gar nicht auf dem Feld“, meinten viele spanische Medien unisono.

Bei Barças 105. Sieg (Real: 94) im 257. wettbewerbsübergreifenden Clásico war nicht nur Neymar der große Sieger. Im Neutrainer-Duell setzte sich Gerardo Martino gegen Carlo Ancelotti durch. „Der heutige Triumph ist weniger für die Tabelle und die Statistik wichtig, sondern vor allem für die Moral“, so der Argentinier nach dem Ende einer Serie von fünf Clásicos ohne Sieg der Katalanen.

Weil er in Barcelona mit Sergio Ramos, Varane und Pepe drei Innenverteidiger einsetzte, wurde Ancelotti in Madrid als „italienischer Angsthase“ kritisiert. Fehler darf er sich kaum noch erlauben. Fast ebenso wie Bernd Schuster. Der 53-jährige Deutsche ging mit seinem FC Málaga daheim gegen Celta de Vigo mit 0:5 unter und steckt nun mit der Champions-League-Sensation der letzten Saison mitten im Abstiegskampf. „Das war ein harter Schlag“, gab er zu.

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