Bundesliga: Dortmund - Freiburg 3:0:Der So-gut-wie-Meister

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Manager Zorc warnte, doch Spieler und Fans feierten schon mal vor: Dortmund kann nach dem 3:0 gegen Freiburg theoretisch schon am Osterwochenende Meister werden. Was den Titel noch verhindern könnte? Allenfalls ein Verkrampfungs-Weltrekord.

Es ist nicht immer einfach, wenn man weiß, dass der Weg frei ist. Dass man nur noch locker bleiben muss, um sein Ziel zu erreichen. Das kann dazu führen, dass man seine Lockerheit verliert, dass man - das Ziel vor Augen - an diesem Ziel vorbeifährt.

Der Dortmunder Trainer Jürgen Klopp tätschelt in dieser Szene Kevin Großkreutz. Glückwünsche wollte Klopp noch nicht entgegen nehmen. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Fußballer von Borussia Dortmund haben in den Katakomben mitbekommen, wie der große Meisterschaftsrivale Bayer Leverkusen ein Tor vom FC Bayern eingeschenkt bekam, und dann noch eines, und noch eines, und noch...

Die Frage war: Würde Dortmund nervös werden, würde das Wissen, wieder mit acht Punkten davonziehen zu können, den Favoriten belasten? Die Antwort lautete: nein. Nach Toren von Mario Götze (23.), Robert Lewandowski (43.) und Kevin Großkreutz (78.) siegten die Dortmunder souverän 3:0 (2:0) gegen den SC Freiburg. Nun müssten sie schon ein Verkrampfungs-Weltrekord aufstellen, um den Meistertitel noch zu verfehlen.

Theoretisch könnte der BVB bereits am kommenden Osterwochenende die Meisterschaft feiern. Sollte Leverkusen zu Hause nicht gegen Hoffenheim gewinnen, wären die Dortmunder bei einem Sieg in Mönchengladbach: deutscher Meister.

Nein, sagte Trainer Jürgen Klopp später, Glückwünsche nehme er noch nicht entgegen. Aber die Ausgangslage sei jetzt "natürlich perfekt".

Als Manager Michael Zorc vor dem Spiel meinte, man könne "mit dem 5:1 der Bayern natürlich ganz gut leben", da trug er ein Lächeln im Gesicht - bildete man sich das nur ein, oder spielte auch die Elf mit einem Lächeln? Jedenfalls blieb die junge BVB-Elf ganz bei sich. Sie verkrampfte nicht, sie überzog nicht, sie spielte ihr ganz normales Spiel.

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Die Dortmunder wurden auch nicht nervös, obwohl es ein bisschen dauerte, bis sie zu jener Dominanz fanden, die sich für einen Tabellenführer gebührt. Die Freiburger unternahmen anfangs alles, um dem angehenden Meister den Spaß zu verderben. Sie nahmen den Dortmundern Raum, weshalb sich in den ersten Minuten ein intensives Ringen entwickelte, bei dem die Strafräume weitgehend unberührt blieben.

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Dortmund sammelte Freistöße, aber keine Torchancen. Es war aber förmlich zu spüren, wie die Borussen ab der 20. Minute Meter um Meter mehr die Initiative ergriffen, und es dauerte dann nur drei Minuten, bis diese Initiative belohnt wurde. Mats Hummels schlenzte den Ball aus der eigenen Hälfte elegant auf den linken Flügel, wo Schmelzer startete und den Ball zügig nach innen spielte. Drinnen wartete Götze, der 18-Jährige, der längst mehr ist als ein Talent. Er vollendete cool. Es war die Führung. Jetzt, in diesem Moment, hatten die Dortmunder acht Punkte Vorsprung.

In den entscheidenden Momenten fand das Dortmunder Spiel seine Zuspitzung, obwohl jener Mann fehlte, der ansonsten für die Zuspitzung zuständig ist. Lucas Barrios, Mittelstürmer, kurierte auf der Tribüne seinen Muskelfaserriss aus. Die Freiburger dagegen kamen erst gar nicht dazu, ihren besten Spieler in Szene zu setzen. Papiss Demba Cissé, mit 20 Treffern erfolgreichster Schütze, stand ja auch unter Druck vor diesem Spiel: Auch er hatte in den Katakomben verfolgen können, wie Mario Gomez, sein Rivale um den Titel des Schützenkönigs, den Leverkusener erst ein Tor einschenkte, und dann noch eines, und dann noch eines. Um nachzuziehen, hätte Cissé Bälle gebraucht. Und die kamen nicht.

Stattdessen durfte ein Stürmer treffen, dessen Effizienz seinen Vorgesetzten ansonsten eher Sorge bereitet. Der Pole Lewandowski, Barrios' Vertreter, drosch den Ball nach prächtiger Götze-Vorarbeit zunächst übers Tor (25.), vor der Pause profitierte er dann aber von einem Aussetzer des Freiburger Verteidigers Toprak, der einen Pass von Hummels ungelenk vor Lewandowski Füße abfälschte. Lewandowski traf für den inzwischen hoch überlegenen BVB souverän zum 2:0 (43.). Toprak übrigens, der Unglücksrabe, wechselt in der kommenden Saison nach: genau, nach Leverkusen.

Nach der Pause verlegte sich Dortmund aufs Feiern. Nicht unbedingt jenes Dortmund, das die Farben der Stadt auf dem Feld vertrat, die Fußballer spielten weiter ihr Spiel. Sie machten weiter Tempo, auch ohne Regisseur Nuri Sahin, der schon in der ersten Halbzeit angeschlagen ausgewechselt werden musste (28.). Die BVB-Spieler versuchten, das Publikum zu unterhalten, was ihnen vor allem mit dem 3:0 (78.) durch Großkreutz gelang, der einen Querpass von Götze verwertete. Wie gesagt, Götze ist 18. Es war seine 11. Torvorlage der Saison.

Das Publikum feierte da längst und übertraf eigene Lautstärke-Rekorde um einige Dezibel. Acht Minuten vor Schluss brachte Klopp noch Dede, Dortmunds Lieblings-Folklorespieler. Es war das endgültige Zeichen zum Feiern. Zu sehen gab es nun Standing Ovations auf den Rängen, die Spieler hüpften ausgelassen vor der Fankurve herum, und Kevin Großkreutz meinte, er freue sich "auf das Heimspiel gegen Gladbach". Es ist zwar ein Auswärtsspiel, aber 20000 mitreisende BVB-Fans werden die Verhältnisse wieder mal umdrehen. Auch die Spieler scherten sich am Ende kein bisschen darum, dass Manager Zorc mahnte: "Wir sind noch nicht durch." Aber fast.

© SZ vom 18.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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