Fußball-Bundesliga brutal:Wieder zwei Profis im Gesicht verletzt

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Diesmal trifft es den Schalker Benedikt Höwedes und den Bremer Sebastian Prödl: Beide Profis erleiden am ersten Rückrunden-Spieltag schwere Verletzungen im Gesicht und fallen monatelang aus. Schon in der Vorrunde brachen sich mehrere Fußballer Knochen im Gesicht. Die Schiedsrichter aber geben zumeist nicht einmal einen Freistoß.

Bundesliga brutal: Zwei schwere Gesichtsverletzungen überschatten den Rückrundenauftakt der Fußball-Bundesliga und heizen die Diskussion über die zunehmende Härte im deutschen Oberhaus im neuen Jahr gleich wieder an.

Vom Mitspieler ausgeknockt: Benedikt Höwedes von Schalke 04 zittert nun um die EM-Teilnahme. (Foto: dapd)

Schlimm traf es Benedikt Höwedes. Der Kapitän von Schalke 04 wurde beim 3:1 gegen den VfB Stuttgart von seinem Mannschaftskollegen Marco Höger unglücklich im Gesicht getroffen und erlitt einen Jochbeinbruch. Der Abwehrspieler muss operiert werden und wird bis zu zwei Monate pausieren müssen, was auch seine Chance auf ein EM-Ticket schmälert.

Ähnlich schwer traf es auch Sebastian Prödl (Werder Bremen), der im Match beim 1. FC Kaiserslautern (0:0) von seinem Gegenspieler Dorge Kouemaha mit dem Fuß im Gesicht getroffen wurde. "Es geht mir - ehrlich gesagt - dreckig", teilte Prödl am Tag danach auf seiner Homepage mit.

Der Stürmer aus Kamerun hatte im eigenen Strafraum einen Fallrückzieher ausgeführt und dabei dem Österreicher den Oberkiefer und das Nasenbein gebrochen. Prödl drohen ebenfalls acht Wochen Pause. Schiedsrichter Robert Hartmann, der die Aktion gut sehen konnte, ahndete dieses gefährliche Spiel aber nicht, was dem Referee aus Wengen reichlich Kritik einbrachte. "Das ist unfassbar für mich. Der Schiedsrichter hat mir in der Halbzeit gesagt, dass er es nicht gesehen hat. Wenn sich der Schiedsrichter die Bilder anschaut, wird er schon wissen, was er gemacht hat", echauffierte sich Werder-Trainer Thomas Schaaf.

Sportdirektor Klaus Allofs wurde in Anspielung auf das Unparteiischen-Trio noch deutlicher: "Es gab drei Leute im Stadion, die es nicht gesehen haben. Und die, die am Bierstand waren." Auch der ehemalige Weltschiedsrichter Markus Merk stellte beim TV-Sender Sky Hartmann an den Pranger: "Das war ein hundertprozentiger Elfmeter, da gibt es keine zwei Meinungen."

Prödls Ausfall zwingt Werder dazu, noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. "Ich denke schon, dass wir uns jetzt Gedanken machen müssen", sagte Allofs. Denn in Andreas Wolf steht ein anderer Innenverteidiger vor dem Absprung zum AS Monaco. "Am Montag werden wir etwas dazu sagen", kündigte der Geschäftsführer an.

Gesichtsverletzungen im Fußball
:Der Nächste, bitte!

Zahlreiche Spitzenspieler der Bundesliga zogen sich bereits in der Hinrunde unschöne Verletzungen im Gesicht zu. Auch in den ersten Monaten des neuen Jahres riss die schlimme Serie nicht ab, Klaas-Jan Huntelaar und Sven Bender sind nur zwei prominente Beispiele. Jetzt fällt Torhüter Tim Wiese aufgrund eines Knochenbruchs im Gesicht aus.

Die Patienten im Überblick

Unterschiedliche Meinungen gibt es allerdings darüber, ob der von allen Seiten propagierte Fair-Play-Gedanke nicht zusehends ignoriert wird, denn schwere Gesichtsverletzungen gehören in dieser Saison fast schon zur Tagesordnung an den Bundesliga-Wochenenden. Michael Ballack, Klaas-Jan Huntelaar (beide Nasenbeinbruch), Neven Subotic (Mittelgesichtsfraktur), Christian Tiffert (schwere Platzwunde) oder Sven Bender (doppelter Kiefernbruch) mussten das erfahren.

Gesichtsverletzungen im Fußball
:Der Nächste, bitte!

Zahlreiche Spitzenspieler der Bundesliga zogen sich bereits in der Hinrunde unschöne Verletzungen im Gesicht zu. Auch in den ersten Monaten des neuen Jahres riss die schlimme Serie nicht ab, Klaas-Jan Huntelaar und Sven Bender sind nur zwei prominente Beispiele. Jetzt fällt Torhüter Tim Wiese aufgrund eines Knochenbruchs im Gesicht aus.

Die Patienten im Überblick

Der Dortmunder Abwehrspieler Neven Subotic beklagte bereits Ende vergangenen Jahres den Verfall der Sitten: "Ich denke schon, dass in letzter Zeit der Ellbogen häufiger eingesetzt wird. Einige Spieler loten erst mal aus, was der Schiri durchgehen lässt und was nicht. Wenn sie merken, es geht mehr, kommt der Ellbogen verstärkt zum Einsatz", beschrieb Subotic das Verhalten auf den Bundesligaplätzen. Für DFB-Arzt Josef Schmitt besteht allerdings kein Grund zur Sorge. "Wir erleben derzeit einige Fälle. Einen direkten Trend würde ich daraus jedoch nicht ableiten", sagte der Orthopäde der Süddeutschen Zeitung .

Dass die Boxeinlagen in den Fußball-Stadien zunehmen, ist zwar statistisch nicht belegt, doch der Eindruck verstärkt sich. Höwedes erlitt seine schlimme Verletzung zwar bei einem Zusammenstoß mit einem Mitspieler, in der Regel sind es aber wie bei Kouemaha gegen Prödl brutale Attacken, die dem Gegenspieler den K.o. versetzen. Ellenbogenchecks von Freiburgs Jan Rosenthal und Wolfsburgs Sotirios Kyrgiakos setzten zum Beispiel Ballack bzw. Subotic außer Gefecht.

Am Sonntag kam aus England die Meldung, dass es auch dort einen bekannten Profi erwischt hat: Der dänische Nationalspieler Nicklas Bendtner hat beim 2:0-Sieg seines Klubs AFC Sunderland gegen Swansea City offenbar schwere Gesichtsverletzungen erlitten. Der 24 Jahre alte Stürmer bekam zu Beginn des Spiels den Fußballschuh seines Gegenspielers Angel Rangel ins Gesicht und musste ausgewechselt werden. Einer ersten Diagnose zufolge hat sich Bendtner am linken Auge verletzt, außerdem fürchteten die Black Cats einen Jochbeinbruch. Weiteren Aufschluss sollten Untersuchungen am Sonntag bringen. Sunderland-Teammanager Martin O'Neill nahm Bendtners Malheur mit Humor. "Er ist derzeit nicht gerade schön anzusehen. Aber wenn ich's recht bedenke: Das war er ja noch nie", sagte er.

Die Schiedsrichter sind zwar angehalten, solche Attacken zu ahnden, haben es aber angesichts des immer schneller werdenden Spiels nicht leicht. Der ehemalige DFB-Vorzeige-Schiri Merk weist darauf hin, dass die Referees die Schwierigkeit haben, zwischen Zufall und Absicht unterscheiden zu müssen: "Die Problematik liegt in der Wahrnehmung bei Luftkämpfen. Spieler argumentieren gern, dass sie die Arme brauchen, um Schwung zu holen. Für die Schiedsrichter ist es schwer zu entscheiden, ob ein Spieler den Gegner im Blick hat oder den Ball und die Arme nur fahrlässig mit hochnimmt."

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