Fußball-Bundesliga:Braunschweig narrt Leverkusen

Lesezeit: 4 min

Braunschweigs Ermin Bicakcic (links) gegen Stefan Kießling. (Foto: AFP)

Eintracht Braunschweig schafft die Überraschung und bezwingt das Spitzenteam aus Leverkusen. Mönchengladbach profitiert von schweren Hamburger Abwehrfehlern und festigt Tabellenplatz vier. Schalke 04 siegt bei Hertha BSC, Freiburg gewinnt das Kellerduell in Nürnberg.

Der Spieltag im Überblick

Klar, irgendwann würde auch Eintracht Braunschweig seinen ersten Bundesliga-Heimsieg seit 1985 feiern können. Dass es ausgerechnet gegen das Spitzenteam Bayer Leverkusen so weit ist, überrascht dann aber doch: Domi Kumbela sorgte mit seinem Siegtreffer in der 81. Minute zum 1:0 (0:0) für den zweiten Saisonsieg der Eintracht.

"Unsere Fans haben uns zu diesem Sieg getragen", sagte Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht: "Meine Jungs haben Leidenschaft gezeigt und sich den Sieg wirklich verdient. Eigentlich darf ich gar keinen Spieler herausheben, aber unser Torwart Davari hat uns heute eindeutig im Spiel gehalten."

Leverkusen hatte sich die Pleite selbst zuzuschreiben. Denn der Versuch, mit möglichst wenig Aufwand bei den Niedersachsen einen Pflichtsieg einzufahren, ging gründlich daneben. Vier Tage vor Match in der Ukraine hatte Bayer-Trainer Sami Hyypiä die vier Stammspieler Stefan Kießling, Lars Bender Sidney Sam und Heung Min Son überraschend zunächst mal auf die Reservebank gesetzt. Das Quartett sollte offenkundig für den Auftritt in Donezk geschont werden.

Bundesliga-Stimmen
:Götze: "Nicht so prickelnd"

Mit dem Ergebnis ist Nationalspieler Mario Götze zufrieden, mit der Leistung nach dem 2:1-Sieg des FC Bayern in Hoffenheim allerdings nicht. Schalkes Offensivspieler Kevin-Prince Boateng kann nach dem Erfolg bei Hertha BSC die Diskussion um sein Knie nicht verstehen.

Die Stimmen des elften Spieltags

"Die Braunschweiger haben mehr Willen gezeigt, daher war es schwer für uns, ein solches Spiel zu gewinnen", sagte Hyypiä. "In der ersten Halbzeit hatten wir genügend Chancen, aber es kommt im Fußball vor, dass man sie nicht nutzt."

Bender, der in der Schlussminute noch die Gelb-Rote Karte sah, wurde zu Beginn der zweiten Halbzeit eingewechselt, erst in der 63. Minute folgen Kießling und Sam. Die Mannschaft von Trainer Torsten Lieberknecht agierte in dieser Phase ein wenig mutiger, konnte die Leverkusener Defensive aber zunächst nicht ernsthaft in Gefahr bringen. Aber auch die Gäste machten aus ihrer technischen Überlegenheit viel zu wenig, was immer wieder energische Anweisungen von Hyypiä und schließlich die Auswechslungen nach sich zog.

Die Gäste dominierten zwar vor 22.720 Zuschauern im fast ausverkauften Eintracht-Stadion von der ersten Minute an das Spielgeschehen, wirkten aber im Strafraum des Neulings insbesondere vor dem Seitenwechsel sehr unentschlossen. Es dauerte bis zur 19. Minute, ehe das Tor der Niedersachsen erstmals in Gefahr geriet, doch Robbie Kruse scheiterte freistehend im Nachschuss an Eintracht-Torhüter Daniel Davari.

Drei Minuten später stand der Schlussmann des Neulings erneut im Blickpunkt, diesmal boxte er einen abgefälschten Distanzschuss von Bayer-Kapitän Simon Rolfes über die Latte. Die Platzherren kamen zunächst nur einmal erfolgversprechend zum Abschluss, Omar Elabdellaoui traf mit einem Schrägschuss allerdings nur das Außengestänge (17.). In der 81. Minute durften die Hausherren dann doch noch jubeln.

Schalke gewinnt in Berlin

Schalke 04 hat etwas Wiedergutmachung für die bittere Derby-Pleite vor einer Woche gegen Erzrivale Borussia Dortmund betrieben. Die Königsblauen setzten sich im Auswärtsspiel beim starken Aufsteiger Hertha BSC etwas glücklich mit 2:0 (1:0) durch und zogen in der Tabelle an den Berlinern vorbei auf einen Europapokal-Platz.

"Wir sind froh, dass wir durch einen Standard in Führung gegangen sind und die Standards von Hertha gut verteidigt haben. Dann hat die Mannschaft gezeigt, dass sie alles will und bereit ist, um jeden Ball zu kämpfen", kommentierte Schalke-Coach Jens Keller den Erfolg.

Die Fußballgötter
:In Hoffenheim

Markus Gisdol und Pep Guardiola besprechen vor dem Spiel die aktuelle Netz-Situation.

Von Guido Schröter

Stürmer Adam Szalai (26.) und Julian Draxler (90.+4) sorgten mit ihren Toren auch für eine gelungene Generalprobe für den Champions-League-Kracher am Mittwoch beim englischen Spitzenklub FC Chelsea. Für die etwas aktiveren Berliner bleibt Schalke ein Angstgegner: Neun der letzten zehn Duelle gegen S04 gingen verloren.

Borussia Mönchengladbach hat HSV-Trainer Bert van Marwijk die erste Niederlage seit Amtsantritt zugefügt. Nationalspieler Max Kruse sicherte dem Team von Lucien Favre (56) bei dem 2:0 (1:0) gegen den Hamburger SV mit einem Doppelpack den ersten Auswärts-Dreier seit dem 11. Mai (4:2 in Mainz).

Der Höhenflug des HSV ist dagegen vorerst gestoppt. Mit van Marwijk hatte der Bundesliga-Dino bislang zwei Siege und zwei Unentschieden geholt. Nun sitzt der Traditionsklub nach dem 11. Spieltag der Bundesliga in der zweiten Tabellenhälfte fest. Gladbach festigte Platz vier und schaffte nach 20 Monaten erstmals wieder zwei Bundesligasiege in Serie. "Der Sieg ist wichtiger als mein Geburtstag", sagte Favre, "wir haben gutes Pressing gemacht und mit Geduld auf das zweite Tor gewartet". Der Schweizer feierte am Samstag seinen 56. Geburtstag.

Kruse nutzte vor 57.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena zwei grobe Schnitzer von HSV-Innenverteidiger Lasse Sobiech für seine Saisontore sechs und sieben. In der 23. Spielminute fing der gebürtige Hamburger einen Rückpass des 22-Jährigen vor René Adler ab, umkurvte den HSV-Keeper und traf ins leere Tor. Vor dem 2:0 ließ sich Sobiech, der den verletzten Johan Djourou ersetzte, den Ball vom Brasilianer Raffael abluchsen und Kruse hatte keine Mühe (63.).

FC Bayern in der Einzelkritik
:Franck Ribéry, der Banden-Schütze

Der Franzose setzt Mandzukics Oberschenkel effektiv ein, Bastian Schweinsteiger liebäugelt mit einem Posten im Vorstand - und Torwart Manuel Neuer träumt von Tim Wiese. Die Bayern beim 2:1-Sieg in Hoffenheim in der Einzelkritik.

Von Johannes Knuth, Sinsheim

Freiburg holt den ersten Sieg

Das Warten hat ein Ende, zumindest für den SC Freiburg: Mit einem 3:0 (0:0) im Duell der sieglosen Kellerkinder beim 1. FC Nürnberg gelang den Breisgauern am elften Spieltag endlich der erste "Dreier" in der Fußball-Bundesliga seit dem 11. Mai. Die über weite Strecken harmlosen Gäste, ab der 69. Minute und der Gelb-Roten Karte für Oliver Sorg auch in Unterzahl, zogen durch Treffer von Felix Klaus (57.), Vladimir Darida (79.) und Admir Mehmedi (88.) zudem in der Tabelle an den Nürnbergern vorbei.

"Bis zum 0:1 haben wir defensive Kontrolle gehabt, wir haben auch viele Chancen bekommen, aber wir haben keine Tore gemacht und das ist ein Problem, wenn man Spiele gewinnen will", haderte Nürnbergs Trainer Gertjan Verbeeck. Nach dem verpatzten Heimdebüt des Niederländers bleiben die Franken als einzige Mannschaft im deutschen Profifußball ohne Sieg.

In einem schwachen Spiel hatte Nürnberg die besseren Chancen, war vor allem nach der Pause und dem Platzverweis für Sorg phasenweise drückend überlegen, scheiterte aber zweimal am Pfosten, den eigenen Unzulänglichkeiten und dem diesmal hervorragend aufgelegten Freiburger Torhüter Oliver Baumann, der eine Woche zuvor beim 0:3 gegen den Hamburger SV alle drei Gegentreffer verschuldet hatte. "Oli hat herausragend gespielt und wir hatten endlich auch das Glück, das uns bis heute gefehlt hat", sagte Freiburgs Trainer Christian Streich.

© Süddeutsche.de/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: