Fußball:Boatengs Jugendsünden: Ich war jung und hatte Geld

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London (dpa) - Kevin-Prince Boateng spielte insgesamt rund drei Jahre lang in England für Tottenham und Portsmouth. Kein Wunder, dass beim Schalker Mittelfeldstar in London die Erinnerungen wieder aufleben.

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London (dpa) - Kevin-Prince Boateng spielte insgesamt rund drei Jahre lang in England für Tottenham und Portsmouth. Kein Wunder, dass beim Schalker Mittelfeldstar in London die Erinnerungen wieder aufleben.

Es dauerte nicht lange, da wurden bei Boateng die Jugendsünden wieder lebendig. „Ich war ja erst 20 Jahre alt, als ich von Berlin nach Tottenham gewechselt bin. Ich verdiente plötzlich viel Geld. Da habe ich oft den falschen Weg genommen“, räumte der Mittelfeldstar des FC Schalke 04 frank und frei ein.

Aufgrund seiner England-Vergangenheit war der 26-Jährige vor dem Champions-League-Spiel der Königsblauen beim FC Chelsea auch bei den Medienvertretern von der Insel natürlich der beliebteste Gesprächspartner. Locker und gelöst saß „KPB“ in den Katakomben des Stadions an der Stamford Bridge auf dem Podium. Er wich keiner Frage aus und antwortete in fließendem Englisch. Als er zugab, er habe nicht nur die traditionsreiche Fußball-Kultur auf der Insel genossen, sondern auch das „tolle Nachtleben in London“, musste selbst Schalkes Manager Horst Heldt schmunzeln. „Ich liebe London“, sagte Boateng, „weil es eine multikulturelle Stadt. Schön, wieder hier zu sein.“

Sportlich sei es in England eher eine „schwere Zeit“ gewesen, erinnerte sich Boateng. Vor sechs Jahren pflegte er noch sein Image als Berliner Ghetto-Kind, war als talentierter Jungprofi weder konform noch sehr professionell. Daraus machte Boateng, der mit seiner Brille eher wie ein Intellektueller wirkte als ein Käfig-Fußballer aus Berlin-Wedding, keinen Hehl.

Von 2007 bis 2009 stand er bei Tottenham unter Vertrag, war zuletzt aber ein halbes Jahr an den jetzigen Revierrivalen Borussia Dortmund verliehen, für den er zehnmal auflief. Nach einem Jahr beim FC Portsmouth landete Boateng 2010 beim AC Mailand, wo ihm der internationale Durchbruch gelang.

Warum er im Sommer nach Schalke wechselte und nicht zurück auf die Insel, wo es auch Interessenten gab, fragten englische Reporter. „Ich wollte wieder nach Hause und in der Nähe meines kleinen Sohnes sein“, erklärte Boateng und fügte an: „Außerdem ist Schalke ein toller Club mit super Fans. Wir haben eine junge, entwicklungsfähige Mannschaft. Ich bin hier sehr glücklich.“

Es klang ehrlich, als er das sagte, nicht aufgesetzt oder anbiedernd. Boateng scheint nach einer Odyssee durch Europa endlich angekommen zu sein. Und wenn nicht die ständigen Gerüchte um sein linkes Problemknie nerven würden, wäre er wohl noch ein Stück zufriedener. Auf Schalke sind sie es jedenfalls alle. „Er ist zu uns gekommen und hat von Anfang an die Rolle angenommen, die wir ihm zugedacht hatten. Ob auf dem Rasen oder im Umgang mit den anderen Spielern“, lobte Trainer Jens Keller seinen Führungsspieler, der seit 2011 mit der italienischen Moderatorin Melissa Satta liiert ist.

Als sein Kumpel Yaya Touré (Elfenbeinküste) als Spieler von Manchester City sich kürzlich beim Spiel in Moskau rassistischen Beleidigungen ausgesetzt sah, tat das Boateng in der Seele weh. „Wir müssen alle mithelfen, wir, die Vereine, die Medien, dass dies nicht mehr geschieht. Ich war traurig für Yaya“, sagte der Deutsch-Ghanaer. „Es ist unglaublich, dass sowas im Jahr 2013 noch passieren kann.“

Mit Schalke hat er noch einiges vor. Sein Vertrag läuft bis 2017. Genügend Zeit, um mit dem jungen Team vielleicht mal einen Titel zu holen. Er habe zahlreiche veranlagte Spieler wie Max Meyer oder Julian Draxler um sich. Gerade für den 20 Jahre alten Draxler, der zuletzt größeren Formschwankungen unterlag, bringt er großes Verständnis auf. Vielleicht, weil er sich noch gut an seine Zeit als 20-Jähriger erinnert. Draxler verdiene das absolute Vertrauen und brauche Zeit, um zu reifen. Denn: „Julian ist ein überragender Fußballer. Das größte Talent, das es in seinem Alter in Deutschland gibt.“

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