Fußball:Boateng gegen Klinsmann - Ghana gegen USA

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Natal (dpa) - Die niederschmetternden WM-Erfahrungen mit Ghana verdrängen Jürgen Klinsmanns Amerikaner so gut es geht aus ihren Köpfen.

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Natal (dpa) - Die niederschmetternden WM-Erfahrungen mit Ghana verdrängen Jürgen Klinsmanns Amerikaner so gut es geht aus ihren Köpfen.

Vor acht Jahren beim Sommermärchen in Deutschland besiegelte ein 1:2 gegen die Westafrikaner das fixe Vorrunden-Aus, beim Weltturnier 2010 in Südafrika jubelten Kevin-Prince Boateng & Co. im Achtelfinale und schickten die US-Boys heim. „Die USA waren zweimal in 50:50-Situation unterlegen. Jetzt liegt es an uns, das zu ändern“, sagte Nationaltrainer Klinsmann vor der neuerlichen Alles-oder-nichts-Aufgabe: „Das ist für uns bereits wie eine K.o.-Runden-Partie.“

Zum Aufwärmen will der Coach am frühen Nachmittag brasilianischer Zeit das deutsche Match gegen Portugal zusammen mit seinen Spielern via TV verfolgen. „Aber nur wenige Stunden vor unserem eigenen Spiel werden wir die Partie natürlich nicht detailliert analysieren. Das kommt später, hoffentlich nach einem Sieg von uns“, kommentierte er. Die USA treffen zum Vorrundenabschluss am 26. Juni aufs DFB-Team.

Vorher geht es gleich zum Auftakt der Brasilien-WM für beide Außenseiter in der Gruppe G um enorm viel. Wer die Partie in Natal verliert, kann angesichts der folgenden Duelle mit den Mitfavoriten Deutschland und Portugal nur noch theoretisch aufs Weiterkommen spekulieren. „Das erste Spiel ebnet den Weg, es wird das härteste Spiel des Wettbewerbs“, kommentierte Schalkes Boateng, der wegen seiner chronischen Kniebeschwerden zuletzt eingeschränkt trainierte. Dennoch dürfte der 27-Jährige in seiner Dreifachrolle als Leader, emotionaler Vorkämpfer und enger Vertrauter von Trainer Kwesi Appiah gesetzt sein - sofern er sich nicht noch schlimmer verletzt. „Er ist ein Top-Spieler“, lobte Appiah.

Im Mittelfeld erwartet Offensivkraft Boateng ein Aufeinandertreffen mit seinem Schalker Teamkameraden Jermaine Jones, der sich über Jahre als wenig zimperlicher Bundesligaprofi einen Namen gemacht hat. „Ich habe ihm schon gesagt, dass ich ihm den Ball durch die Beine spiele. Er hat gesagt: Dann wirst du danach nicht mehr laufen können“, scherzte Boateng. Die Gruppenauslosung hatten beide ironischerweise sogar zusammen im Schalker Mannschaftsbus am Fernseher verfolgt - und Minuten vorher noch gewitzelt, was wohl passieren würde, wenn Ghana und die USA wie schon 2006 und 2010 erneut aufeinandertreffen.

„Wir wissen, dass es schwer wird. Ghana ist ein physisch starkes Team, die haben mit Michael Essien, Boateng und Kwadwo Asamoah richtig gute Spieler“, gestand Abräumer Jones, demonstrierte aber Siegesgewissheit: „Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass wir gewinnen können.“ Davon, wie das am besten klappen könnte, hat sich Klinsmann vergangenen Montag selber ein Bild gemacht. In Miami saß er beim 4:0-Testspielsieg Ghanas gegen Südkorea mit seinen deutschen Zuarbeitern Berti Vogts und Matthias Hamann auf der Tribüne - und sah auch, dass die Afrikaner vor allem in ihrer Defensive anfällig sind.

Schon auf der Torwartposition fangen die Probleme an, Appiah muss zwischen zwei Quasi-Notlösungen entscheiden. Adam Larsen Kwarasey vom norwegischen Club Strömsgodset IF fehlt die internationale Erfahrung, sein vergangenes Jahr häufig bevorzugter Kontrahent Fatau Dauda ist selbst bei den Orlando Pirates aus Südafrika nur Ersatzmann. In der Abwehr schmerzt der kurzfristige Ausfall von Jerry Akaminko. Prominent besetzt ist das Mittelfeld mit Boateng sowie den Milan-Profis Michael Essien und Sulley Muntari. Ob der zuletzt angeschlagene Stürmer Majeed Waris schon wieder im Kader steht, ließ Coach Appiah zunächst noch offen.

„Wir sind noch stärker als 2010“, befand Boateng. Damals scheiterten die Black Stars erst im Viertelfinale an Uruguay. Bis heute unvergessen ist der verschossene Strafstoß von Asamoah Gyan in der Nachspielzeit der Verlängerung. Der Topschütze hätte zum ersten Mal in der WM-Geschichte ein afrikanisches Team ins Halbfinale schießen können, traf aber nur die Latte. Im Elfmeterschießen setzten sich die Südamerikaner glücklich durch. „Wir haben sehr viel geweint. Er hat nicht nur einen Elfmeter verschossen, sondern vielleicht die Situation nicht genutzt, diesem Kontinent so viel Kraft zu geben“, sagte Boateng. Jetzt gibt's die Gelegenheit, es besser zu machen.

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