Fußball:Algerien träumt vom Achtelfinale

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Sorocaba (dpa) - Über den möglichen Achtelfinal-Gegner Deutschland wollten die algerischen Stehaufmänner noch nicht sprechen. "Uns erwartet eine große Herausforderung gegen Russland", sagte Trainer Valid Halilhodzic.

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Sorocaba (dpa) - Über den möglichen Achtelfinal-Gegner Deutschland wollten die algerischen Stehaufmänner noch nicht sprechen. „Uns erwartet eine große Herausforderung gegen Russland“, sagte Trainer Valid Halilhodzic.

Halilhodzic formulierte vor dem Gruppenfinale in Curitiba staatstragend: „Wir müssen noch einmal solch eine Anstrengung unternehmen, um den größten Erfolg in der Geschichte des algerischen Fußballs zu realisieren. Wir wollen etwas Großes erreichen, eine Heldentat, einen außergewöhnlichen Erfolg.“

Dreimal hat sich das nordafrikanische Land bislang für eine Weltmeisterschaft qualifiziert, dreimal war nach der Vorrunde Schluss. In diesem Jahr aber, 32 Jahre nach der Schande von Gijón, soll die Fußball-Historie des Maghreb-Staates um ein Kapitel erweitert werden. Nach dem mitreißenden Auftritt von Sofiane Feghouli & Co. beim 4:2 gegen Südkorea träumt ein ganzes Land vom Achtelfinale und hofft eine ganze Nation auf die Revanche gegen Deutschland.

„Ein Unentschieden kann uns reichen, aber um das zu erreichen, müssen wir auf Sieg spielen“, kündigte Halilhodzic an. Er weiß aber auch: Eine Niederlage gegen die Elf von Fabio Capello bedeutet das Aus. Daran aber verschwendet die algerische Delegation keinen Gedanken.

Bei ihrer Rückkehr aus Porto Alegre ins Teamhotel in Sorocaba wurden Spieler und Betreuer sogar mit einem kleinen Feuerwerk empfangen; die Hotel-Angestellten hielten algerische Fahnen in der Hand. Und als sich die 23 Profis am Montagabend bei einer lockeren Trainingseinheit für eine Viertelstunde den Journalisten zeigten, hatte sich die Stimmung im Vergleich zu der öffentlichen Übungseinheit nach der Auftaktniederlage gegen Belgien um 180 Grad gewandelt.

Scherzend und lachend betraten die jungen Männer den Rasen - nachdem keine 24 Stunden vorher Halilhodzic noch zu einer Generalabrechnung mit den heimischen Medien angesetzt hatte. Der 61 Jahre alte Bosnier erlebt derzeit aufs Neue all das, was ihm eigentlich seit seinem Amtsantritt am 1. Juli 2011 bewusst war: den ewigen Gegensatz zwischen Anspruch und Wirklichkeit im afrikanischen Fußball.

In der FIFA-Weltrangliste liegt Algerien als bestes Team des Kontinents auf Platz 22, noch vor höher gehandelten Mannschaften wie der Elfenbeinküste, Ghana oder Nigeria. Der größte nationale Erfolg aber liegt mehr als 20 Jahre zurück: der Sieg im Afrika-Cup 1990.

Vor einem Jahr startete das Halilhodzic-Team mit großen Ambitionen bei dem Turnier - und flog nach zwei Niederlagen und einem Unentschieden raus. Halilhodzic musste unter Polizeischutz in die Kabine geleitet werden, die Zuschauer beschimpften den Trainer wüst.

Geliebt wird der kauzige Grauschopf auch heute noch nicht. Die Medien begleiten den Mann mit dem schrulligen französischen Akzent kritisch, die Niederlage gegen Belgien lasteten sie seiner Defensivtaktik an. Umso bedeutungsvoller wirkten da vor allem in der Außendarstellung die demonstrativen Sympathiebekundungen seiner Spieler. „Er ist hart, wenn es um die Arbeit geht, gründlich in allem, was er tut. Aber wir mögen ihn“, sagte Kapitän und Wortführer Madjid Bougherra.

Der 31 Jahre alte Abwehrchef ist in Frankreich geboren - wie insgesamt 16 der 23 algerischen WM-Kicker. Der Kader ist insgesamt eine verheißungsvolle Ansammlung von überwiegend jungen Profis. International bekannt war bislang neben Bougherra allenfalls Angreifer Sofiane Feghouli vom FC Valencia. Fans von Eintracht Frankfurt ist auch Nabil Ghilas ein Begriff. Der Angreifer vom FC Porto traf Ende Februar im Zwischenrunden-Rückspiel in der 86. Minute zum 3:3 und verhinderte damit den Achtelfinal-Einzug der Hessen.

Doch das algerische Schattendasein soll nun ein Ende haben. Mit einem Achtelfinale, am besten noch gegen das große Deutschland, würden sich viele der Fußball-Nobodies ins internationale Rampenlicht befördern. „Dieses Team verdient es, weiterzukommen“, sagte Feghouli und beschwor: „Wir wollen es besser machen als die Generation 1982.“

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