Fußball: Abwehrsorgen beim FC Bayern:Lauter Lahms

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Nach der Verletzung von Demichelis tritt der FC Bayern zum Gastspiel in Köln mit einer dünnen Personaldecke in der Abwehr an. Doch Trainer van Gaal hat bereits Alternativlösungen parat.

Andreas Burkert

Mit Philipp Lahm versteht sich Louis van Gaal ziemlich gut, so weit das eben möglich ist für einen Fußballlehrer, der sich zwar auch als eine Art Vater seiner Spieler versteht, in erster Linie aber strenger Vorgesetzter sein möchte. Immerhin, der Verteidiger Lahm ist noch am besten weggekommen bei der Analyse van Gaals zum deutschen Länderspiel gegen Argentinien (0:1), "er war einer der Besten in der deutschen Mannschaft", urteilt sein Münchner Vereinstrainer, um dann anzufügen: "Aber das war auch nicht schwer."

Das Vergnügen hielt sich am Mittwoch grundsätzlich in Grenzen beim Stadionbesucher van Gaal, denn auch er hatte ja gleich erkannt, dass sein argentinischer Innenverteidiger Martin Demichelis nach einer Kollision mit Michael Ballack zu Beginn der zweiten Hälfte schwer verletzt worden war. Bruch des Augenhöhlenbogens, des Jochbeins und des Oberkiefers, lautet die Diagnose, Demichelis wurde operiert und dürfte dem FC Bayern bis April fehlen. Die Auswirkungen der Malheurs umschreibt van Gaal so, wie sie wohl auch einzuschätzen sind. "Im Moment klappt noch alles", sagt der Niederländer, "aber es darf sich jetzt nicht noch ein Verteidiger verletzen - sonst haben wir ein Problem."

So schnell kann das gehen, noch in der Winterpause sind die Bayern erleichtert gewesen, ihren Kader ausgedünnt zu haben; das fördere die Ruhe und konzentriertes Arbeiten, sagte van Gaal. Verteidiger Edson Braafheid ist an Celtic Glasgow verliehen, der Brasilianer Breno wie Andreas Ottl an den 1. FC Nürnberg. Aber beunruhigt wirkt van Gaal keineswegs, jetzt, da sein Team allmählich in wohl entscheidende Saisonspiele geht. Am Samstag in Köln kehrt Daniel van Buyten nach seiner Wadenverletzung in die Startelf zurück, "ein Glück", wie van Gaal findet.

Neben dem Belgier rückt Holger Badstuber wieder in die Innenverteidigung, er hatte lange die Linksposition eingenommen. Dort ist nun, wie schon zuletzt, Azubi Diego Contento erste Wahl, der 19-jährige Deutsch-Italiener aus der eigenen Jugend. Daniel Pranjic jedenfalls, der kroatische Nationalspieler, besitzt für diesen Job keine Chancen mehr, er sehe ihn nur noch als Mittelfeldspieler, sagt sein Trainer: "Denn Contento ist der bessere Verteidiger."

Vertrauen in Contento und Alaba

Badstuber und van Buyten haben zwar zu Saisonbeginn schon das Duo in der Mitte gegeben, dennoch gehen die Bayern nun mit dünner Abwehrbesetzung in die wichtigen Partien. Bereits am Dienstag in Florenz geht es um den Einzug ins Viertelfinale der Champions League, und nach der Ligapartie bei den eher angriffsschwachen Kölnern folgen Aufgaben in Frankfurt, gegen Stuttgart, in Schalke und Leverkusen.

Die Alternativen bei weiteren Blessuren heißen laut van Gaal für die Innenverteidigung Contento ("Ich bin überzeugt, er kann das") und David Alaba ("Er kann auch links verteidigen, obwohl er das selbst nicht so sieht"), der Österreicher ist immer noch 17 Jahre jung. Und sogar Anatoli Timoschtschuk wäre wieder im Rennen, im Training durfte der degradierte Ukrainer zuletzt im Abwehrzentrum üben.

Philipp Lahm dagegen bleibt außen rechts, das wird sich unter van Gaal nicht mehr ändern, auch wenn ihn Bundestrainer Löw links einsetzt. "Er ist einer der besten rechten Verteidiger in Deutschland, vielleicht sogar der beste der Welt", sagt van Gaal, zudem sei es Lahms Wunsch, rechts zu spielen. So viele Verteidiger können sich gar nicht verletzten, dass er ihm diesen Wunsch abschlägt. Nicht Lahm.

© SZ vom 06.03.2010/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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