Fußball-Bundesliga der Frauen:Montagsspiele, ja bitte

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Vor vielen Fans beim Empfang am Frankfurter Römer - und bald wieder vor wenigen in der Bundesliga? Die Nationalspielerinnen Laura Freigang (Eintracht Frankfurt, links) und Lina Magull (FC Bayern). (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Der DFB startet unmittelbar nach der EM die Ausschreibung für die Medienrechte der Bundesliga der Frauen und bietet dabei unter anderem Montagsspiele an. Ein cleverer Schritt - der alleine aber bei Weitem nicht ausreicht.

Kommentar von Martin Schneider

Der deutsche Fußball hatte sich von Montagsspielen eigentlich schon verabschiedet, und es war kein liebevolles Lebewohl. Mit Schimpf und Schande und mit aufs Spielfeld geworfenen Tennisbällen (Fans von Eintracht Frankfurt) wehrten sich Anhänger gegen den Termin, der symbolisch für die Missachtung von Stadionfan-Interessen - Stichwort Auswärtsfahrten - und der Konzentration auf das TV-Publikum stand. Nun steht der Termin vor einem Comeback. Und er dient exakt dem gleichen Zweck wie immer: mehr Fernsehpublikum zu erreichen.

Nur diesmal muss man den Montag im Sinne des Fußballs herzlich willkommen heißen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat nur einen Tag nach dem EM-Finale von London die Ausschreibung der Medienrechte für die von ihm organisierte Bundesliga der Frauen für die Jahre 2023 bis 2027 gestartet. Der Zeitpunkt ist natürlich gut, denn nun kann man bei jedem Interessenten mit der Zahl 18 Millionen hausieren gehen. So viele Zuschauer sahen im Schnitt in der ARD die Endspiel-Übertragung. Damit lässt sich arbeiten, Potenzial aufzeigen - und im besten Fall der Preis hochtreiben.

Das sollen auch die Montagsspiele tun, die in der Bundesliga bislang nicht stattfinden, nun aber möglich sein sollen. Die Argumente für den Termin sind offensichtlich: Es ist der einzige weitgehend Männerfußball-freie Tag der Woche, eine Ausstrahlung zur sogenannten besten Sendezeit möglich. Die Einstiegsschwelle für TV-Zuschauer wäre also niedrig, Lina Magull auch mal im Trikot des FC Bayern zu sehen.

Bei wenigen Kameras im Stadion sinkt die Qualität der TV-Übertragung

Allerdings: Auch in diesem Fall erzeugt der Termin Probleme, nur andere. Die Bundesliga ist keine reine Profiliga, Spielerinnen kicken nebenher, viele neben dem Studium, manche aber auch nebenberuflich. Gut möglich, dass sich einige frei nehmen müssen. Grund des Urlaubsantrags: Topspiel. Der Fakt verdeutlicht, wie krass die Gegensätze immer noch sind. Millionenpublikum bei der EM - und bei den meisten Bundesliga-Spielen sind keine 1000 Leute im Stadion.

Diese Zahlen zu verbessern, ist seit Jahren das erklärte Ziel aller Beteiligten und seit Jahren geht es dabei eher langsam voran. Montagsspiele sind dabei garantiert nicht die alleinige Lösung. Zu deutlich sind insgesamt die strukturellen Defizite der Liga, und wie so oft bedingen sich manche Probleme gegenseitig. Ein Beispiel: Wenn Profis gegen Nicht-Profis kicken, dann kann man sich als Zuschauer schon vorher denken, wie es ausgeht. Ein anderes Beispiel: Wenn bei einem Ligaspiel nur wenige Kameras im Stadion stehen, fällt die Qualität der Übertragung im Vergleich zu den sonstigen Sehgewohnheiten ab. Allerdings: Mehr Kameras kosten mehr Geld, und dann heißt es wieder, die aktuellen Liga-Zuschauerzahlen würden einen höheren Produktionsaufwand nicht rechtfertigen. Unterm Strich bleibt dann alles, wie es ist.

Den Teufelskreis zu durchbrechen, die Aufgabe liegt in Deutschland hauptsächlich beim DFB. Die Voraussetzungen dafür waren vielleicht tatsächlich noch nie so gut wie jetzt. Und der Druck auf den Verband, nun aber auch mal voranzukommen, war zum Glück auch noch nie so groß.

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