U21-EM:Verschwörung oder nicht?

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Jonathan Ikone (Frankreich) im Zweikamf mit Alexandru Cicaldau. Die verhaltene Lust auf Risiko war beiden Teams anzusehen. (Foto: imago images / LaPresse)
  • Vor dem letzten Gruppenspiel der U21-EM wussten sowohl Frankreich als auch Rumänien, dass ein Remis beiden zum Weiterkommen reicht. Das Spiel endet 0:0.
  • Der ungewöhnliche Turniermodus mit drei Vierergruppen vor dem Halbfinale begünstigte die Mannschaften, die das letzte Spiel austragen.
  • Gastgeber Italien ist raus, übt sich aber in Selbstkritik.

Von Sebastian Fischer, Udine

Vielleicht wollten sie es zu sehr. Vor einer Woche, beim zweiten EM-Gruppenspiel der italienischen U 21 gegen Polen, sangen die Junioren-Nationalspieler Riccardo Orsolini, Federico Chiesa und Patrick Cutrone laut die Hymne, sie schienen zu schreien. Ein Kind, das mit ihnen im Stadion in Bologna auf den Platz gelaufen war und vor ihnen stand, hielt sich die Ohren zu. Nun singen sie die Hymne bei diesem Turnier gar nicht mehr, und sie singen sie auch beim Fußballturnier der Olympischen Spielen im kommenden Jahr nicht.

Die italienischen Zeitungen hätten am Dienstag Gründe gehabt, sich über die Umstände des Ausscheidens bei der U21-EM zu empören. Frankreich und Rumänien hatten sich am letzten Spieltag der Gruppe C 0:0 getrennt - ein Ergebnis, das beiden, wie sie schon vor Anpfiff wussten, zum Weiterkommen reichte. Rumänien ist nun der deutsche Halbfinalgegner, Frankreich trifft auf Spanien. EM-Gastgeber Italien dagegen ist raus - Trainer Luigi Di Biagio trat am Dienstag unverzüglich zurück.

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Den Turniermodus haben in den vergangenen Tagen viele Trainer kritisiert. Er ergebe einen Vorteil für jene Mannschaften, deren Gruppen als letzte die Vorrunde abschlossen. Bei der U 21-EM vor zwei Jahren mit acht Teilnehmern hatte es noch zwei Gruppen gegeben, bei der EM 2021 gibt es vier Gruppen mit 16. Diesmal, bei zwölf Teilnehmern in drei Gruppen, kam nur der beste Gruppenzweite weiter. Zwar hatten die Franzosen kurz vor Schluss gegen Rumänien eine Torchance, Matteo Guendouzi schoss drüber. Doch die verhaltene Lust auf Risiko war beiden Teams anzusehen.

"Biscotto" heißt Keks, ist aber auch das italienische Wort für Verschwörung, und so titelte anderntags die Gazzetta dello Sport. Doch der Corriere dello Sport schrieb, es sei sinnlos, dem "Biscotto" die Schuld zu geben. Vielmehr habe Italiens Mannschaft "viele Fehler begangen" und eine einmalige Chance "verschwendet". Nach einem rauschenden 3:1 zum Auftakt hatte Italien, mit sechs A-Nationalspielern im Kader, 0:1 gegen Polen verloren und war deshalb am Ende trotz sechs Punkten nur Zweiter der Gruppe A geworden. "Wieder eine Blamage" schrieb La Reppublica.

Das Halbfinale hätte für 2020 auch die Olympia-Qualifikation bedeutet, die Italiens Fußballern zuletzt 2008 gelang.

© SZ vom 26.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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