Bundesliga:Bei Fortuna Düsseldorf schwingen Befürchtungen mit

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Fortuna Düsseldorfs Trainer Funkel ist mit Abstand der erfahrenste Mann im Klub. (Foto: dpa)
  • Fortuna Düsseldorf geht mit Euphorie in die Bundesliga-Saison - der Aufstieg hat am Rhein zu echter Begeisterung geführt.
  • Trainer Friedhelm Funkel glaubt an die Fähigkeiten seiner Mannschaft, zumal er ein paar vielversprechende Neue in seinem Kader hat.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Nicht Tom Cruise, nicht die jurassischen Dinosaurier und auch keine Superhelden mit Superkräften waren jüngst die Stars im Düsseldorfer Kino - die Leinwandhelden hier heißen Adam Bodzek, Niko Gießelmann oder Benito Raman. Zur Premiere eines abendfüllenden Dokumentarfilms über den jüngsten (den sechsten) Aufstieg von Fortuna Düsseldorf in die Bundesliga platzte der größte Kinosaal aus allen Nähten, und jedes Tor wurde noch einmal in Stadionlautstärke bejubelt. Der begeisterte Trainer Friedhelm Funkel äußerte hernach den Wunsch, es möge in genau einem Jahr hoffentlich noch einmal einen solchen Film geben - dann über den Klassenverbleib.

In der Stadt dreht sich gerade alles um die Fortuna, auch kürzlich auf der Rheinkirmes. Im Zentrum des Riesenrads prangte das Vereinswappen, und an jeder Gondel des Kettenkarussells flatterte ein rot-weißes Fähnchen. Mit der Rückkehr in die Fußball-Bundesliga nach fünf Jahren zweiter Liga schwingen allerdings auch Befürchtungen mit, den Düsseldorfern könnte in der neuen Saison schummrig werden, schwindelig gespielt von übermächtigen Branchenstars der reichen Klubs. Alles andere als ein sofortiger Wiederabstieg wie schon 2013 unter dem Trainer Norbert Meier wäre eine Überraschung.

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Die meisten der Fortuna-Zugänge müssen erst noch beweisen, dass sie wirklich Verstärkungen sind: Hannovers Ersatzstürmer Kenan Karaman, Zweitliga-Torschützenkönig Marvin Ducksch aus Kiel, Zweitliga-Mittelfeldmann Alfredo Morales vom FC Ingolstadt oder Außenverteidiger Diego Contento, der vor vier Jahren vom FC Bayern München zu Girondins Bordeaux gewechselt war.

Erfahrenster Akteur im Kader ist der Trainer Funkel, 64, und der machte im Laufe der Vorbereitung schon unmissverständlich deutlich, mit welchen Fertigkeiten die Fortuna überhaupt nur eine Chance hat, die Klasse zu halten: "Wir müssen aggressiv spielen, uns wehren, eklig sein; wir dürfen nicht in Ehrfurcht erstarren, und da muss man einen Gegenspieler auch mal umhauen und sich dann nicht tausendmal dafür entschuldigen." Das nennt man wohl Kampfansage. Die beiden Kapitäne Oliver Fink und Adam Bodzek wollten diese kämpferische Haltung im Trainingslager jedenfalls vorleben - jetzt fallen sie zum Saisonstart womöglich aus, Fink wegen eines Muskelfaserrisses und Bodzek wegen zweier gebrochener Rippen.

Viel Geld haben die Fortunen nicht ausgegeben für neue Spieler, die meisten kamen ablösefrei. Ducksch ist mit zwei Millionen Ablöse bislang der teuerste, er wird mit Rouwen Hennings um die Position des zentralen Stürmers rangeln. Dass Funkel auch mal eine Doppelspitze aufbietet, erscheint zwar nicht unmöglich, denn der Trainer erstarrt vor der Bundesliga keineswegs in Ehrfurcht - doch Düsseldorfs Rezept wird das hohe Pressing sein mit dem Versuch, nach Ballgewinnen schnell vors gegnerische Tor zu gelangen. Die Strategie wäre ebenso einfallslos wie branchenüblich. Die einzige Überraschung, die Düsseldorf bieten könnten, wäre der Versuch eines selbstbewussten Ballbesitzspiels.

Doch damit glänzte die Mannschaft nicht mal mehr in der Endphase der vergangenen Zweitliga-Saison, als sie am Ende gerade noch die Meisterschaft gewann. Manche Spiele sahen aus wie Abstiegskampf, einzelne Spieler rühmten sich vor allem ihres mutigen Tacklings, das bei Fans oft überschwänglich bejubelt wird. Diesbezüglich wird die Mannschaft ihr Publikum kaum enttäuschen, jedoch ist die Haltung in der Stadt nicht nur euphorisch. Bei 30 000 Dauerkarten wollte der Klub den Verkauf restriktiv beenden, aber so groß war die Nachfrage dann doch nicht.

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Die aus Berlin und Mönchengladbach ausgeliehenen Profis Genki Haraguchi und Florian Neuhaus hatten im Mittelfeld einen großen Anteil am Aufstieg, sie zu halten, war ein bedeutsames Ziel der Fortuna, jedoch ist Neuhaus nach Gladbach zurückgekehrt, und Haraguchi spielt fortan für Hannover. Ein Lichtblick auf dem rechten Flügel ist seit wenigen Tagen der vom FC Watford ausgeliehene belgische U 21-Nationalspieler Dodi Lukebakio. Er weckt Erinnerungen an Ihlas Bebou, den die Düsseldorfer für die Vereinsrekordablöse von 4,5 Millionen Euro vor einem Jahr nach Hannover verkauft hatten und der den Hannoveranern nun vielleicht das Doppelte oder Dreifache bei einem Verkauf auf die Insel einbringen könnte.

Der junge Lukebakio, 20, und der routinierte Trainer Funkel bilden mithin die Klammer, die Düsseldorf erstmals seit Mitte der Neunzigerjahre wieder zwei Spielzeiten nacheinander in der Bundesliga halten soll. Funkels letztes Bundesligaspiel ist mehr als acht Jahre her, das war im Mai 2010 mit Hertha BSC Berlin gegen den FC Bayern München. Danach war er ausschließlich in der zweiten Liga tätig: in Bochum und Aachen, bei 1860 München und seit zweieinhalb Jahren in Düsseldorf. Das Saisonauftaktspiel am 25. August gegen den FC Augsburg wird sein 458. Bundesligaspiel als Trainer sein.

© SZ vom 08.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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